Gespielt am: 12. September 2020
Oberin wurde auf dem Deck der Gezeitenspinne tödlich verwundet und fiel, in vollem Glauben, nun in Rondras Hallen aufzusteigen, in eine tiefe Ohnmacht. Derweil übernimmt Finjan das Steuerrad und versucht mit allen Kräften, die Arche und ihre Auswüchse unter seine Kontrolle zu zwingen.
Dann wacht Oberin auf…
Ich kam in einer Schiffskabine zu mir, das war alles, was sich ausmachen ließ.
Das heißt, eigentlich musste ich zunächst einmal feststellen, in einem Körper gelandet zu sein, der überdies wider erwarten mein eigener zu sein schien, obgleich er sich auf befremdliche Art verkehrt anfühlte.
Meines Todes entsann ich mich, obendrein all des Rots; wo ich aber hingelangt war und wieso ich wieder hier war, wo immer das sein mochte, daran erinnerte ich mich nicht.
Mein verunzierter Körper schien heiler zu sein, als ich ihn in Erinnerung hatte. Immerhin war er noch in einem Stück, mein Kopf saß noch auf dem Hals. Oberin der Kopflose, das hätte noch gefehlt! Meine Mitnovizen in Rhodenstein hätte das köstlich amüsiert.
Welch absonderliche Gedanken gingen mir durch den Kopf? War es überhaupt mein Kopf? Mit der Hand fuhr ich über die Schädeldecke, betastete meinen Bart. Doch, das schien ich zu sein. Da alles an seinem Platz zu sein schien, richtete ich mich vorsichtig auf.
Jedenfalls tat alles weh in meinem Körper.
Erst jetzt erblickte ich die Kabinenwand und der Gedanke, in welchem Körper ich war, wurde verdrängt von der Frage, an welchem Ort ich war, was augenblicklich zu der Frage führte, was geschehen war? Was war mit Finjan? Was mit meinem Bruder? Mit Leta und Yelmiz?
Was war mit der Arche?
Ehe ich all die wild umhertaumelnden Gedanken überhaupt gänzlich bemerkt hatte, stand ich draußen, wieder auf dem Deck der Dämonenarche, nicht weit von der Stelle, wo mein letztes Stündlein – ja, wann eigentlich geschlagen hatte?
Offenbar hatte ich von den beiden Ardariten vor meiner Tür Rapport verlangt, denn einer der Männer redete etwas. Er sagte noch etwas, doch ich hielt bereits mehr schlecht als recht auf einen großen Turm zu, der da mitten auf dem Deck herumstand. Aber die Wache davor wollte mich nicht rein lassen. Irgendwelche Befehle, Befehle des Kapitäns, den ich eben gerade suchte, aber aus dem vollkommen erschöpften Posten war nichts herauszubekommen. Man hätte meinen können, er sei tot gewesen, so wie der sich anstellte. Nicht einmal an seinen Namen vermochte er sich zu erinnern. Ich aber war Oberin Sturmbund von Vallusa zu Rhodenstein, Geweihter der RONdra Kirche, nunmehr Söldnerführer an Deck der offenbar eroberten Arche nach der Schlacht von Vallusa. Ich war tot gewesen und konnte immer noch fehlerfrei Bericht erstatten! Zwecklos, mit dem Knilch weiter zu diskutieren, er gehorchte irgendwelchen Befehlen. Dann musste ich an anderer Stelle weitersuchen.
Das tat ich auch, weiß aber nicht mehr, wie ich da hinkam. Muss etwas mit Kolokewski zu tun gehabt haben, der etwas sagte. Daraufhin sagte Finjan etwas. Schließlich stand ich im obersten Raum des Turmes, in dem kupfern wie ich ein Kelch stand und alles war blau wie in meinem Traum; dem alten Traum, vor dem Tod, nicht dem neuen Traum in Rot. Aber Silberhardt war nicht da. Dabei hatte Finjan versprochen, Silberhardt sei hier. Ich musste Silberhardt doch helfen, der das Schiff – also jedenfalls brauchte er meine Hilfe. Darum ging ich wieder zu Finjan. Finjan war zu einem Notfall unter Deck gerufen worden. Diese vermaledeite Arche barg doch tatsächlich Tore in die Niederhölle tief in ihren Eingeweiden!
Das hat er mir natürlich erst später erzählt. Jedenfalls ließ Finjan den Raum versiegeln; eine kluge Entscheidung des Kapitäns. Klüger jedenfalls als seine Entscheidung, mir nicht zu sagen, wo Silberhardt steckte. Stattdessen stieg er noch tiefer unter Deck auf der Suche nach diesem Irren Blutschluck KOR Geweihten, den ich an Deck der Arche von seiner Marter erlöst hatte. Wusste ich da schon, dass es sich um den KOR Geweihten Blutschluck handelte? Ich meine, als Finjan ging, und ihn dabei erwischte, wie er den biestigen Krakenmolch abmurkste; nicht als ich ihn loskettete, da wusste ich es nicht, so viel wusste ich.
Finjan hat´s mir nachher erzählt. Auch dass er hinunterstieg und bei der weiteren Durchsuchung des zweiten Decks auf eine verschlossene Eisentür stieß, die er unbedingt öffnen wollte. Dabei hatte er gerade eine andere Tür versiegeln lassen. Ergab das einen Sinn?
Auf vernünftige Argumente zu lauschen ist aber nicht – nein, es ist keine starke Seite von ihm.
Deswegen ließ ich ihn auch stehen und tat etwas Nützliches: ich stellte die gesamte Kapitänskajüte auf den Kopf, ging Logbuch und Tagebuch des Kapitäns Blatt für Blatt durch, aber ihr Inhalt war bis zur Unkenntlichkeit zerstört worden, nichts ließ sich mehr entziffern.
Also kehrte ich in den Blauen Raum zurück und suchte Silberhardt. Zu dieser Zeit tauchte Finjan unten in der Kapitänskajüte auf. Jasper der Wandler hatte ihm vorgeschlagen, anstatt weiter zu versuchen, die Tür aufzubrechen, solle er es doch mal mit dem Schlüssel probieren. Das leuchtete selbst Finjan ein, obwohl ich mich nicht entscheiden mag, ob dieser Jasper der Wandler ein vernünftiger Mensch oder ein Schurke ist. Er – Finjan, nicht der Zauberer – fand immerhin seine Schlüssel, wobei er mich bemerkte. Na endlich! Was man nicht alles tun musste, um von Finjan bemerkt zu werden! Vielleicht hätte ich in der Gestalt eines Schlüssels zurückkehren sollen, um von ihm Beachtung zu erfahren. Nörgelnd bequemte er sich, einmal zu mir heraufzusteigen, bloß um seinerseits festzustellen, dass es im Blauen Raum wirklich keine Treppe gab. Nicht mehr, wie er betonte. Kein Weg führte zu Silberhardt. Und wieder schien mir das Monstrum meinen Bruder gestohlen zu haben. Ich konnte nur hoffen, er kam zurecht und wusste, was er tat, wie Finjan nicht müde wurde, mir zu versichern, derweil wir uns nun gemeinsam hinab zu seiner eisernen Tür begaben. Den richtigen Schlüssel hatte der Kapitän, wie sich sofort zeigte, gefunden. Die Tür unbedingt öffnen zu wollen war dennoch eine törichte Idee. Hatte ich es ihm nicht gesagt? Ich weiß nicht, ob ich es ihm gesagt habe. Meine Stimme war rau und schmerzhaft. Der Spieß in meiner Kehle zeigte wohl doch noch Nachwirkungen, obschon er mich nicht getötet hatte. Der Dreizack – wo war der eigentlich geblieben?