[21.1] Der Auserwählte Efferds

Tagebuch des Oberin Sturmbund
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[21.1] Der Auserwählte Efferds
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Gespielt am: 24. April 2020

Vallusa wird überrannt, die Verteidiger haushoch unterlegen. In einer letzten Kraftanstrengung versucht Oberin mit Rondras Segen verzweifelt, seinen Vater zu retten, als plötzlich ein Klang, mächtig wie die Sieben Winde, kraftvoll wie die Wellen der See und durchdringend wie der Ruf Efferds selbst durch die Gassen und weit darüber hinaus klingt. Finjan Pettersen von Neersand hat das Efferdhorn geblasen.

Als ich meinen Vater stützend, der eine schwere Verletzung am Bein erlitten hatte, hinaus in den blutbesudelten, zertretenen Schnee trat, war es noch immer dunkel in den Straßen. Wir wandten uns gen EFFerd Tempel, doch irgendwo hinter uns, das wusste ich, bereitete sich das Praiosauge auf seinen Weg zum Himmel vor. Schweigend gingen wir zwischen den zuckenden Überresten meiner Gegner hindurch, langsam, um auf dem Matsch aus Schnee und Eingeweiden nicht auszurutschen. Wir sprachen nicht über das, was geschehen war. Mein Vater hatte meine Rückverwandlung voller Ungläubigkeit miterlebt, und ich selbst war noch zu überwältigt von der Gabe, welche mir die Göttin gewährt hatte.

Überall in der Stadt lagen die Hummerier in sich zusammengesunken mit zuckenden Leibern. Die Piraten flohen aus den Straßen, nun sichtlich unterlegen. Es sollte ihnen nichts nützen.

Mit einem Mal sah ich die Straße hinauf, und dort, vor dem EFFerd Tempel, stieg ein Mann auf die Barrikade. Der Wind trug seine Worte von uns fort, doch ich sah deutlich das bläuliche Glühen seiner Augen. Eine Zuversicht ging von dem Mann aus, welche die Menge aus ihrer Starre aufrüttelte. Ein paar abgehackte Schritte später erkannte ich Finjan – ja, er war es und doch sah er sich gar nicht ähnlich. Am Tempelplatz kam er auf mich zu und hinter ihm löste sich Silberhardt aus der Menge und eilte Leute beiseite schiebend auf uns zu. Wir begrüßten einander hoch erfreut, uns noch in einem Stück wiederzufinden, bevor wir meinen Vater das letzte Stück zum Tempel geleiteten. Ehe er hinein humpelte, drehte er sich noch einmal zu mir und streckte mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie, er drückte fest zu, wobei er etwas in meiner Hand zurückließ. Dann ging er hinein, zuvor ein paar letzte Worte mit Silberhardt wechselnd. Als er drinnen verschwunden war, schaute ich auf den kleinen Gegenstand in meiner Hand. Es war eine goldene Taschenuhr, viele Jahre alt. Auf der Rückseite fand ich einen einzigen Letter eingeprägt: O

 

Finjan hatte mit seinen Worten eine kleine Truppe um sich geschart. Neben unseren Söldnern reihten sich einige Stadtwachen ein, Vallusaner Bürger, die sich bewaffnet hatten, eine Handvoll Adariten, ein paar Geweihte und einige andere. Sie alle folgten Finjan zum Hafen hinunter.

Der Neersander strahlte. Seine bläulich leuchtenden Augen strahlten. Er strahlte Zuversicht und Tatendurst aus. Sein Blick jedoch war entrückt, abwesend, als blicke er eine andere Welt jenseits der Schleier, so wie manche Geweihte es nach langer Unterweisung in tiefster Selbstversenkung vermögen. Kein Zweifel, der Spötter war vom Göttlichen berührt worden.

Unterwegs sammelten wir auch noch unsere Matrosen ein und statteten sie mit den mitgebrachten Waffen aus. Unser Zug durch die Straßen war bestimmt. Allenthalben blieben Leute stehen, um die kauernden Humerier zu erledigen. Finjan und ich aber schritten voran; unserer harrte eine andere Aufgabe. Im Hafen angekommen erblickten wir sie.

Die Beine des baumstammförmigen Geschöpfs schwarzer Magie waren alle acht eingeknickt, das Konstrukt auf das Schwarze Eis geschlagen und halb eingebrochen. Kanonenrohre, Schiffsausrüstung und tote Kreaturen waren überall auf dem Eis verstreut. Das Maul der Arche stand drohend offen. Wie eine tote Spinne sah das Ding aus, doch immer noch Unheil verheißend. Wer wusste schon, ob es so tot war, wie es aussah.

Wir näherten uns in einem großen Pulk, doch als wir uns dem Maul selbst näherten, verhielten die Meisten. Wir bemerkten nun, dass die Kreatur ebenso zuckte wie seine dämonische Besatzung, unfähig, sich zu regen und doch nicht vernichtet. Das würden wir ändern. Doch selbst für uns, die wir solche Kreaturen nicht zum ersten Mal sahen, war der groteske Mund ein schauderhafter Anblick. Eine annähernd ovale Öffnung von sechs auf acht Schritt, die sich wenigstens zehn Schritt tief in das Innere erstreckte, ehe sich alles Licht darin verlor. Äste wuchsen daraus hervor. Im Inneren der schleimigen Maulgrotte waren Überreste ganzer Schiffe sichtbar, aber aus den Wänden ragte alles Mögliche hervor, kaum noch erkennbar zum Teil, doch gab es da Ausrüstung aller Art, Waffen und persönliche Gegenstände. Die Abscheulichkeit verleibe sich ihre Opfer wortwörtlich ein. Dazwischen durchzogen Adern mit Unwasser die ganze Maulgrotte und über den Boden kullerten Käfer, Handteller groß. Trotz ihrer Unordnung lag es nahe, dass sie so etwas wie Straßen durch das Maul gebildet hatten, ehe was auch immer die Arche gestoppt hatte, sie gleichfalls ihrer Sinne beraubt hatte.

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