[21.2] Dämonenarche Gezeitenspinne

Tagebuch des Oberin Sturmbund
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[21.2] Dämonenarche Gezeitenspinne
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Gespielt am: 24. April 2020

Das heilige Efferdhorn hat alles Charyptide in Hörweite seines Rufes paralysiert. Die Dämonenarche, die Vallusa überfallen hat, ist krachend durch die Eisdecke gebrochen und liegt nun in all ihrer obszönen Schrecklichkeit unbewegt da.

Derweil mich dieser niederhöllische Anblick noch in seinem Bann hielt, betrat Finjan entschlossen als Erster die Gezeitenspinne. Das war der Name der Dämonenarche, doch das fanden wir erst später heraus.

Mein Blick glitt über die Schiffsaufbauten an der Vorderseite hinweg, die sich zu dem wurzelumrankten Maul öffneten.

Das Summen einer Sehne, die losgelassen wurde, war zu hören, gefolgt von einem dumpfen Klang, als der Bolzen einer Armbrust in Finjans Rüstung einschlug. Der Schütze musste zu weit weg gestanden haben, denn der Bolzen ging nicht durch. Finjan riss ihn aus der Panzerung seines Arms und schleuderte ihn angwidert von sich fort, ehe er am Rand der Maulgrotte unterhalb einer umlaufenden Ballustrade in Deckung ging. In diesem Moment erblickte der Neersander abermals den vermaledeiten goldenen Krieger, der uns mittlerweile zu verfolgen scheint. Ich kann nur hoffen, dass Finjans Visionen ihm etwas offenbaren sollen, sonst wird dieser Krieger mit dem Flügelhelm eines Tages unser Tod sein. Denn jetzt hielt den sturen Neersander überhaupt nichts mehr. Ich konnte eben noch das angeforderte Deckungsfeuer anweisen, da rannte der Kapitän schon auf jenen von drei Gängen zu, die wir nun entdeckt hatten, in dem der Goldene verschwunden war. Ich schickte ihm auch einen Trupp der Ardariten, die ihm mit über den Kopf gehaltenen Schilden nacheilten, ehe ich mich selbst mit einem Teil unserer Söldner anschloss. Einige der Matrosen wollten ebenfalls nicht zurückstehen, und auch Leta und unser Steuermann hängten sich an uns dran. Der Rest unserer Leute blieb zurück.

Wir hatten geplant, zunächst die Lage zu erkunden, und uns eine Verstärkung in der Hinterhand zu halten, bis wir herausgefunden hatten, wie viel Leben noch in dem Biest steckte und wo wir zustechen mussten, um ihm den Garaus zu machen. Dieses Vorgehen sollte sich noch als bedauerlicher taktischer Fehler erweisen.

 

Für den Moment jedoch drängten wir uns erstaunt in den Raum oder Gang, den wir betreten hatten. Auch von innen wirkte das Schiff mehr wie etwas, das dämonische Kräfte, die Schöpfung nachäffend, gewirkt hatten denn wie etwas, das von einem vernunftbegabten Wesen gebaut worden war. Das Ganze glich einer Höhle oder eher einem Höhlensystem, aber gewiss keinem gegrabenen Stollen. Bald würden wir feststellen, wie anscheinend willkürlich die Wege umher mäanderten. Der lang gezogene Gang, in dem wir standen, war zu beiden Seiten übersät mit Nischen, zwischen denen sich weitere Adern Unwassers ausbreiteten. Viele der Nischen waren mit regungslosen Hummeriern besetzt, die anscheinend von dem Wasser versorgt wurden. Wir bemerkten, dass es in den Wänden Luken gab, die das Schiff wohl öffnen konnte, um seine faulige Besatzung auszuspeien, wie wir es von den Mauern Vallusas aus gesehen hatten. Ein fischiger Geruch lag in der Luft. Die Adern pulsierten von Unwasser. Zögerlich gingen wir weiter. In manchen Nischen lagen Waffen. Und dann wurde uns mulmig. Konnten wir es wagen, die schlafenden Titanen so zurückzulassen, ungewiss, ob sie nicht jeden Augenblick erwachen konnten? Allerdings, was geschah wohl, wenn wir einen von ihnen töteten? Der Anblick erweckte den Eindruck einer symbiotischen Verbindung der Arche mit den Wasserkreaturen. Wir kamen überein, sie auszuschalten. Jeder trat zu einem der Hummerier, brach eine Lücke in seine Panzerung und stach zu. Als das Töten begann, hoben alle zugleich zu einem Klagegeschrei an, der das ganze Schiff zu erfüllen schien. Selbst als die Hummerwesen still gemacht worden waren, zog sich weiter ein Ton durch das Schiff.

Wir setzten den Weg geradeaus fort, bogen dann nach links in einen Raum ein, in dem wir ein Loch im Boden fanden, offenbar ein Ausstieg zur See. Hier fielen uns wieder die zahlreichen wirren Käfer auf.

Wir entschieden, uns aufzuteilen. Mit Silberhardt, der mir die ganze Zeit schon nicht von der Seite gewichen war, Yelmiz und einigen anderen kehrte ich um und folgte weiter dem Gang an der rechten Seite der Schiffswand entlang. Finjan wollte mit den Anderen die linke Seite des Rumpfes erkunden.

Wenig später wäre es fast zu einem Zwischenfall gekommen, als die Gänge wieder zusammenliefen und wir einander für feindliche Truppen gehalten hatten. Laute hallten seltsam durch die Eingeweide der Kreatur. Kaum wollten wir den Weg gemeinsam fortführen, als in dem beengten Gang noch ein weiterer Trupp zu uns stieß. Gedränge und Verwirrung machten sich breit, Gemurmel und Raunen wurde laut, doch ehe irgendjemand für Ordnung sorgen konnte, ging ein mächtiger Ruck durch die Arche. Alle wurden umgeworfen, fielen übereinander, prallten gegen Wände oder wurden ganz von den Füßen gerissen.

Die Arche bewegte sich! Das Biest hatte sich wahrlich auf seine Spinnenbeine erhoben! Das Tocken seiner auf die Wasseroberfläche in einem wirren aber hastigen Wirbel auftreffenden Beine war hier dumpf zu vernehmen. Meine schlimmsten Befürchtungen waren übertroffen: Die Maulgrotte hatte sich hinter uns geschlossen, die Käfer reihten sich wieder ordentlich auf und das Untier rannte auf das offene Meer hinaus – ich hatte meinen Vater doch eben erst versprochen, ihm gleich dabei zu helfen, seine Werkstatt wieder herzurichten!

Doch hier waren wir, und die Arche lebte!

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