[23.1] Jasper der Wandler

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[23.1] Jasper der Wandler
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Gespielt am: 12. September 2020

Einem krakonischen Priester konnte Oberin schlussendlich Yamesh-Aquam entreißen, doch musste auch er einen Preis dafür bezahlen. In den Blutlachen der getöteten Krakonier hält er nun endlich das Schwert aus seinen nachtblauen Visionen.

Um mich herum machten die Ardariten sich daran, diesen lästerlichen Krötentempel in Stücke zu schlagen. Derweil wollte ich nachsehen, was aus Pottro und Dynar geworden war. Während ich den Gang zurückeilte, pochte noch immer das faulige Herz der Arche in meinem Schädel. Hatte sein Schlag eben nicht ausgesetzt? Mein Blick fiel auf meine schwarze Hand. Ich blieb stehen. Eindeutig, sie pulsierte. Das Schwarz pulsierte im Rhythmus des Archenherzens. Ich blickte über meine Schulter, ehe ich rasch einen Handschuh darüber zog.

Wieder in der Kammer angekommen, in der ich Yelmiz zurückgelassen hatte, erwartete mich eine kleine Überraschung. Pottro und Dynar waren zurück und sie hatten obendrein Finjan und Leta mitgebracht, denen sie bei ihrer Erkundung über den Weg gelaufen waren. Viel herausgefunden hatten sie nicht, hauptsächlich, dass die Räumlichkeiten der Arche sich veränderten. Gleich darauf stellten wir auch fest, dass die Wände sich nicht nur verschoben oder sich nach Belieben öffnen und schließen konnten, sondern auch noch mit gierigen Wurzeln nach uns griffen, um uns hinter die Wände oder vielmehr hindurch zu zerren. Ich konnte Yelmiz eben noch zur Seite reißen, als zwei Wurzeln ihn greifen wollten. Zwei der Ardariten hatten nicht so viel Glück gehabt, wie ein lauter Schrei andeutete und uns bestätigt wurde, als wir bei den beiden übrig Gebliebenen anlangten. In den Wänden war keine Spur von ihnen geblieben, so folgten wir dem Gang bis zu seinem Ende, wo uns ein Gitter aufhielt. Plötzlich kroch einer der Ardariten von der anderen Seite blutüberströmt auf uns zu. Ich sprang vor, streckte meine Hand aus, doch ehe ich ihn auch nur greifen konnte – was immer dann hätte getan werden können – wurde er mit einem Aufschrei weggerissen, nach hinten in die Schatten. Kaum waren seine Schreie verhallt, schoss etwas aus der Dunkelheit auf uns zu. Gerade rechtzeitig hatte ich noch ein paar Schritte rückwärts getan, doch das grausige Geschöpf, das mit unsagbarer Gier nach uns schnappte, schickte lange Tentakel durch die Gitter nach uns aus. Hastig flohen wir den Gang bis zur Treppe zurück, das Geschrei des Krakenmolchs, den man offenbar dort untergebracht hatte, weiter in den Gängen um uns her hallend.

Auf diesem Deck kamen wir nicht weiter, darum stiegen wir ein Deck höher, wo wir uns eine Abzweigung weiter in einem der Mannschaftsquartiere wiederfanden. Aus dem letzten der abzweigenden Räume hörten wir Stimmen. Wir schlichen uns bis zu einer angelehnten Tür.

Ein Blick durch den Spalt ließ drei Männer erkennen, genauso viele, wie wir Stimmen gehört hatten. Wir beschlossen, es zu riskieren. Finjan riss die Tür auf und sprang in den Raum, ich folgte gleich dahinter – und wir erblickten die verdutzen Gesichter von wenigstens einem Dutzend Männer. Finjan machte auf dem Absatz kehrt und zog mich mit hinaus. Hinter uns schlugen wir die Tür zu und spähten hastig nach etwas, mit dem sie sich verbarrikadieren ließ – bis wir bemerkten, dass von drinnen kein Geräusch kam, abgesehen von einem höflichen Klopfen. Wir sahen uns verwundert an, traten von der Tür weg, und öffneten sie.

In der Tür stand ein durchaus umgänglicher, wenngleich wenig schneidiger Söldner, der sich halb interessiert erkundigte, ob wir wohl die neuen Kommandeure an Bord wären. Wir pallaverten ein bisschen miteinander, wobei sich herausstellte, dass diese Leute wohl für jeden arbeiteten, der sie bezahlte; wer sie wiederum nicht bezahlte … naja, so sehr ins Detail sind wir nicht gegangen. Vorerst jedenfalls waren diese Söldner weder eine Hilfe noch eine Bedrohung und weder Willens noch in der Lage, uns Ärger zu machen; das konnte sich zwar jederzeit ändern, vorerst aber hatten wir dringendere Sorgen. Wir vertagten die Verhandlungen darum einstweilen und verließen das Mannschaftsquartier. Das war vielleicht eine der seltsamsten Begegnungen auf unserer Fahrt, doch es schien, dass die Seltsamkeiten gerade erst anfingen. Denn wieder auf dem Hauptgang tauchte eine bärtige Gestalt auf in Begleitung eines kleinen buckligen Wesens; ehe sich alle verstecken konnten, war er heran und stellte sich freimütig als Jasper der Wandler vor, seines Zeichens großartiger Zauberer und aus Festum aus eben jenem Grund entführt. Seinen Begleiter nannte er Lubdil und bezeichnete ihn als Hausmeister der Arche. Wir fragten den Zauberer über die Arche aus. Manches über die umliegenden Räumlichkeiten konnte er uns sagen, über die Geheimnisse der Dämonenkreatur wollte er aber nichts wissen, nur, dass der Kapitän die Arche befehligte. Es war also Zeit, diesen Kapitän aufzusuchen. Jasper berichtete uns allerdings von einem Schiffsmagier, der dem Kapitän treu ergeben war. Seine Kajüte befand sich auf eben diesem Gang. Wir entschieden, uns den Kerl wenn möglich zuerst vom Halse zu schaffen. Unliebsame Überraschungen gab es hier so schon genug. Jasper wollte uns begleiten oder sich vielmehr uns anschließen, legte allerdings keinen Wert darauf, in vorderster Reihe zu stehen. Seine Magie sei durch viele Zauber noch erschöpft, behauptete er. Wir beschlossen, ihn mitzunehmen, obgleich wir ihm nicht trauten.

Finjan vorneweg stürmten wir die Kajüte des Schiffsmagiers, fanden darin aber keine Spur von ihm, dafür eine ansehnliche Zauberwerkstatt, vor allem Folianten über Folianten. Das begehrliche Leuchten in Jaspers Augen hätte einen nachtschwarzen Raum erhellt.

Wir aber wollten weiter. Der Wandler hatte uns noch von einem Alchemielabor auf diesem Deck berichtet. Nur zu gern nahmen wir dieses ebenfalls in Augenschein und fanden ein paar nützliche Tränke, neben allerlei Widerwärtigkeiten. Danach hielt uns nichts mehr.

Wir mussten den Kapitän der Dämonenarche aufspüren und zur Strecke bringen, um dieses Monstrum unter Kontrolle zu bringen, ehe es dort ankam, wo immer es hinrannte.

Wir kehrten dorthin zurück, wo uns Jasper der Wandler begegnet war. Die Treppe, die an jener Stelle zum Kommandodeck hinaufführte, lag Unheil verheißend vor uns.

Finjan führte uns dessen ungeachtet entschlossen hinauf.

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