[26.1] Geleitschivonen

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[26.1] Geleitschivonen
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Gespielt am: 17. Oktober 2020

Nur mit Hilfe von Jasper dem Wandler gelang es Oberin den rasenden Kor-Geweihten Bisfrabul Blutschluck ruhig zu stellen. Schmerzhaft muss Oberin danach jedoch feststellen, dass es hier immer mehr Arbeit als Hände gibt, als erneut Segel am Horizont erkannt werden.

Wir eilten hinauf, noch war in der Ferne aber nichts Näheres auszumachen.

Etwa eine Stunde später ließ sich erkennen, wen wir da vor uns hatten. Der Schwan auf rotem und weißem Grund war das Wappen Festums und vor uns lagen, mit von Waffen, Kriegern und Munition fetten Wänsten, tief im Wasser eine Holke, eine Schivone, sowie zwei Koggen. Es handelte sich um die Admiralin der Meere, in ihrem Gefolge die Hamadris, die Hammerhai, schließlich die EFFerdsfeuer, wie Kolokewski zu berichten wusste. Offensichtlich waren sie uns feindlich gesinnt, was ihnen nicht zu verdenken war, während wir weder mit ihnen kämpfen noch reden wollten, nicht jetzt.

Der Kapitän ließ die Arche Kurs West aufnehmen, aber das Geschwader verfolgte uns, bis die tobrische Küste in Sicht kam. Entkommen wurde schwierig.

Wir hätten nach Nordern drehen und es in der Festumer Bucht darauf ankommen lassen können, doch der Konvoi war schnell. Irgendwo im Süden lauerte die Plagenbringer und im Osten herumzulungern, bis uns etwas Besseres einfiel, war auch nicht vielversprechend.

Missmutig beschlossen wir, uns ihnen zu stellen und Parley zu fordern. Als erstes musste dafür unser verfluchtes dämonisches Banner eingeholt werden und eine Flagge aufgetrieben werden, die Parley forderte. Einmal mehr brach hektische Betriebsamkeit um uns her aus, während feindliche Segel auf uns zu hielten und wir diesmal nicht nur nicht kämpfen konnten, sondern gar nicht wollten.

Der Kapitän spähte weiterhin durch sein Fernrohr. Mit einem Mal formte sich eine neue Idee in meinem Geist. Sobald Finjan mir auf meine entsprechende Frage hin mitgeteilt hatte, unsere Verfolger seien wenigstens eine Stunde von uns entfernt, begann ich, laut zu denken. Was, wenn wir doch in die Festumer Bucht hineinschlüpften, die Besatzung irgendwo an der Küste anlanden ließen, woraufhin sich die Gezeitenspinne wieder davonstahl, ehe die feindliche Schwadron ihr den Weg abschneiden konnte? Das Manöver würde gut durchgeführt werden müssen, ohne Raum für Fehler, doch es ersparte uns sowohl Verhandlung als auch Kampf, denn im Grunde waren wir noch nicht bereit, uns irgendjemand gegenüber zu positionieren. Dem Kapitän gefiel der Vorschlag, doch als ich im Steuerbaum die Durchführbarkeit mit Silberhardt besprach, erfuhr ich, dass die Arche nicht weniger als wir am Rande ihrer Kräfte stand. Es half alles nichts, wir brauchten eine Pause und also ein Versteck, um uns erst einmal zu sammeln. Der Kapitän sah dies ein, doch eine Begutachtung der umliegenden Küstengebiete verriet uns keine Stelle, wo wir unser unheiliges Gefährt wohl verbergen könnten. Die besten Aussichten dafür schienen uns am anderen Ausläufer der Festumer Bucht zu erwarten, in den Küstengebieten der Widderhörner, so wir es denn überhaupt so weit schaffen würden. Dennoch änderte der Kapitän nun die Befehle. Er ließ Kurs Nord Nord Ost setzen. Wie sich herausstellte, schien jedoch niemand an Bord diese Meeresregion besser zu kennen und eine Durchsuchung der Unterlagen der Gezeitenspinne erbrachte keine diesbezüglichen Informationen. Überhaupt ist uns vieles unleserlich verfasst, in Sprachen, die nicht gesprochen werden sollten; blasphemische Schriften des Übels. Das einzig Brauchbare, was wir fanden, sind taktische Informationen zu den übrigen Dämonenarchen. Dieses Material wird sich zu gegebener Zeit wahrscheinlich noch als höchst aufschlussreich und wertvoll erweisen. Doch ist dies für einen anderen Tag, so wir ihn erleben, denn zu dieser Stunde half uns auch dies kein Stück weiter. Es blieb nichts, außer das Auftauchen der Küste abzuwarten. Unterwegs gelang es Silberhardt, unsere Häscher soweit zurückzulassen, dass sie außer Sicht gerieten, wie uns der abgestellte Posten meldete.

Bald darauf erreichten wir die Küstenausläufer der Widderhörner. Alle standen an der Reling, mit zusammengekniffen Augen die Kalkfelsen nach einer Lücke für unser Gefährt abtastend. Im wankenden Gang der Arche blitzte vor mir unerwartet eine schmale Lücke in der scheinbar durchgängigen Felslinie auf. PHEx muss Gefallen an unserem Unterfangen gefunden haben, dass er uns diesen beinahe unsichtbaren Platz offenbarte, der kaum zu finden war, wusste man nicht, wo es ihn zu suchen galt. Mehr noch, die Dämonenarche passte eben so durch die Lücke, als Silberhardt sie hindurchführte. Sie wackelte so sehr, wir hatten Mühe, uns auf den Beinen zu halten.

So offenbarte sich uns erst auf den zweiten Blick, dass wir uns nicht bloß in einer winzigen Bucht befanden. Eine Höhle war es, klein bloß in Anbetracht unseres monströsen Gefährts, welches mit seinen Hörnern beinahe gegen das Felsdach stieß. Als sei dies nicht genug, ließ der schweifende Blick erkennen, wir waren nicht die Ersten, welche dieses Felsenloch zu ihrem Unterschlupf erkoren hatten. Im Wasser lagen die Überreste von wenigstens zwei Schiffswracks, an den Wänden hingen zerbröckelte Häuser, in den Felsen verankert, gewagte Gebilde, verbunden durch nurmehr morsche Laufstege. Das Wegenetz verschwand an einigen Stellen in den Kalkfelsen. Sicher führten sie irgendwo auch nach oben zum Rand der Küste, vielleicht gab es aber auch ausgebaute Stollen, die in Lagerräumen endeten. Selbst dem unerfahrenen Auge wurde sogleich klar, PHEx hatte uns den Weg in ein aufgegebenes Schmugglernest gewiesen, verlassen oder ausgeräuchert; keinesfalls durften wir sicher sein, dass inzwischen niemand mehr an diesem Ort hauste. Was sich hier auch zugetragen haben mochte, es schien lange her zu sein und manch Kreatur blüht erst im Verfall so recht auf.

Die Arche knickte ihre Beine ein, sank zum Wasser und klappte die Maulgrotte auf. Wir hatten unser Versteck erreicht.

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