Gespielt am: 14. November 2020
Der erste Eindruck des eingefrorenen Festums ist kläglich: Der Winter fordert unerbittlich seine Opfer, wärmende Feuer sind zum Luxusgut geworden. Zu allem Überfluss scheint das Eintreffen der Helden auch nicht unbemerkt geblieben zu sein, denn kaum setzen sie einen Fuß in die Stadt, werden sie bereits von der Garde verhaftet.
An diesem Tag jedoch hatte meine Ahnung mich nicht getrogen. Wir wurden weit hinaus geführt zu einem Tempel der Tochter FIRuns, IFIrn, die als Einzige den wilden Gott zu besänftigen weiß. Nach einer Weile des Wartens vernahmen wir im Inneren den unverwechselbaren Schritt Dexter Nemrods, unter dessen Gefolge wir auch Drego von Angenbruch wiedererkannten. Auf des Kapitäns Befehl hin gab ich erst einmal einen ausführlichen Bericht über alles, was sich an Bord der Arche zugetragen hatte.
Dexter Nemrod zeigte sich einstweilen zufrieden mit dem, was wir zu berichten hatten. Er überließ uns eine Kiste mit einer neuen Ladung Heiltränke und händigte jedem von uns weitere 100 Dukaten aus. Einstweilen forderte er im Gegenzug fortlaufende Berichte von uns. Und da war noch eine Sache, an die wir zunächst gar nicht gedacht hatten. Wir sollten ihm das Schwarze Schwert der Herzogin der Nachtblauen Tiefen übergeben. Nur führten wir es nicht mit uns. Wie hätten wir ahnen können, in Festum bereits erwartet zu werden? Außerdem besaß nach wie vor Silberhardt die Klinge, und ob sie ihm zum Steuern der Arche nun unentbehrlich war oder nicht, was ich nicht wusste, es konnte sicher nicht schaden, wenn er es bei sich trug, um Xyleste im Zaum zu halten. Sie war zweifellos ein machtvolles Biest, dem jedoch das Schwert um so mehr Respekt abtrotzen musste. Dabei fiel mir ein, trug Silberhardt überhaupt Handschuhe, wenn er das Schwert führte?
Ich krümmte meine geschwärzte Hand. Na, das musste er wohl.
Jedenfalls überzeugten wir Dexter Nemrod davon, uns das Schwert so lange zu überlassen, wie wir die Arche kontrollierten. Wir wissen zu wenig über die Bestie; keinem ist daran gelegen, diesen Ritt auf dem Dämon noch unwägbarer zu gestalten, als er es bereits ist. Allerdings gemahnte er uns nachdrücklich, das Schwert unter keinen Umständen wieder zu verlieren. Als ob es dieser Anmerkung bedurft hätte.
Nun, offenbar war er der Ansicht, dass es ihrer bedurfte.
Bevor er uns entließ, gab er uns noch etwas anderes auf den Weg mit:
Morgen würde in Festum ein Rat zusammen treten, der darüber entscheiden wollte, wie mit der Arche zu verfahren sei und dazu würden auch wir einbestellt werden.
So viel zur Geheimhaltung. Offenbar wusste bereits alle Welt, dass die Arche in unsere Hände gelangt war. Aber was bildete der Festumer Rat sich ein, bestimmen zu wollen, was mit der Arche zu geschehen hatte? Nun, wir würden es erfahren.
Damit setzte uns Dexter Nemrod wieder auf die Straße, woraufhin wir zu Rum & Grog zurückkehrten, wo ich ein Bad zu nehmen gedachte, schließlich konnten wir nicht derartig verlottert und zerlumpt vor den Stadtrat treten, wie Schlamm, Staub, Blut und Übleres uns erscheinen ließen. Es war schlimm genug, dass Dexter Nemrod unserer derartig ungebührlich ansichtig geworden war.
In der Zwischenzeit traf die Einladung besagten Rates ein, so weitschweifig wie nichtssagend. Wir würden uns wohl überraschen lassen müssen, was genau unsere Gastgeber mit uns zu bereden zu haben glaubten.
Kurz darauf, auch der Kapitän hatte sein Bad hinter sich gebracht, fand sich gleichfalls Kolokewski bei uns ein. Zu meiner Verwunderung war ihm seinerseits eine Berufung vor den Rat zugestellt worden. Dass er daraufhin eine geheime Beratung mit dem Kapitän unterhielt, wobei keiner von beiden sich dazu herabzulassen bereit erklärte, mir mitzuteilen, worum es ging, schmeckte mir überhaupt nicht. Irgendetwas geht da vor sich und in unserer Situation können sich Angelegenheiten des Einen schnell auf Alle ausweiten. Doch ich muss dem Kapitän vertrauen. Der Erste Offizier seinerseits war anschließend bestrebt, mir seine guten Absichten und seine Loyalität gegenüber dem Kapitän zu versichern. Einstweilen muss ich das anerkennen, denn ich habe keinen Grund, an Kolokewski zu zweifeln oder am Urteilsvermögen des Kapitäns, doch gefallen muss mir diese Situation nicht, und Misstrauen ist unter den gegebenen Umständen zwar keine Tugend doch eine Notwendigkeit.
Dessen ungeachtet verbrachten wir den Rest des Tages damit, über Mannschaftslisten und Ausrüstungsbedarf von Waffen bis Proviant zu brüten.
Des Abends erlaubten der Kapitän und ich uns noch einen kleinen privaten Umtrunk mit Yelmiz und Leta, die uns nun bald verlassen würden, uns zuvor allerdings den Gefallen erweisen würden, die Urischar für uns nach Festum zu überführen. Wir tranken auf die guten alten Zeiten, die erst ein paar Tage zurück lagen, die sich wie Monate anfühlten, und auf eine freudvollere Zukunft, dabei ist ungewiss, ob wir uns je wiedersehen.
