[28.2] Krieger der Bürokratie AudF

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[7.2] Thorwaler und Novadis
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Gespielt am: 23. Januar 2021

Der Rat von Festum hat begonnen. Neben magischen, kirchlichen und seefahrerischen Autoritäten sitzen natürlich auch Vertreter der Festumer Handelshäuser im Gremium und machen ihren Einfluss geltend. Als neuer Kapitän der Gezeitenspinne ist es nun an Finjan, diese Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.

Die Vertreter der anderen Kirchen zeigten sich gespalten. Die FIRun Kirche stellte sich von Beginn an auf den Standpunkt, keine Partei zu ergreifen, weder wollte sie sich gegen unser Vorhaben stellen, noch war man in irgendeiner Form zur Unterstützung bereit. Weiter ging die EFFerd Kirche, die sich rückhaltlos hinter der PRAios Kirche einreihte in ihrer Ablehnung des Unterfangens, ohne selbst viel beizutragen zur Unterredung. Die Geweihte Krasnikov ließ allerdings durchblicken, persönlich nicht ganz so eindeutig auf die Angelegenheit zu schauen wie ihre Kirche und bot an, uns für weitere Gespräche zur Verfügung zu stehen. Sogleich hatte ich mir vorgenommen, darauf zurückzukommen, denn anders als bei der PRAios Kirche, deren unversöhnliche Haltung mich keineswegs überrascht, ja geradezu meinen Erwartungen entspricht, sehe ich nicht so klar, woher die unzweifelhafte Haltung der Kirche des Wilden Gottes der Meere rührt. Das Gefolge des Göttervaters kann den Gebrauch der dämonischen Waffen ihrem Sinn nach nicht gutheißen, die EFFerd Kirche, zumal hier so nah an der Blutigen See und dem Schwarzen Eis sollte doch ein klareres Gespür für die Not haben, die auf diesen Meeren liegt, und uns manch Wagnis abfordert, um sie wenigstens gegen den schrecklich Feind zu halten, solange wir ihn nicht zurückzudrängen vermögen. Gerne möchte ich die Position der EFFerd Kirche in Festum näher kennenlernen. Ihre Bruderkirche des SWAfnir hingegen vertritt eine völlig andere Sicht, oder zumindest tut dies der Geweihte Ingridsun, der ganz erpicht darauf war, seine Axt zu greifen und an Bord der Arche in See zu stechen. Von solchen Leuten werden wir mehr benötigen.

Nachdem die PRAios Geweihte den Anfang gemacht hatte, löste der Rat sich nach und nach auf, jeder teilte uns abschließend seine Wünsche mit und verschwand. Und auch wir hatten in dieser Runde nichts weiter zu sagen. So erwarteten uns in den kommenden Tagen zahlreiche Einzelgespräche und Verhandlungen. Stoerrebrandt war gewillt, uns mit Ausrüstung und Proviant zu versorgen, doch war ich mir sicher, er würde versuchen, sich doch noch einen Teil der Arche unter den Nagel zu reißen – sonst wäre er wohl kein Stoerrebrandt. Der Bund des Roten Salamanders war interessiert, uns mit Alchemika zu verhandelbaren Bedingungen zu versorgen oder gar einen Alchemisten an Bord zu schicken. Die Nordlandbank bot an, ein Kontor zum Verkauf jeglicher Prisen hier in Festum bereitzustellen, und wies auch das von ihr auf Archen ausgesetzte Kopfgeld von 25.000 Dukaten für eine mittlere Arche hin; genug für ein eigenes Schiff, wie angemerkt wurde.

Ziemlich zum Schluss beschied uns Larijian Vorderbauer, der Rat der Kapitäne werde sich in der Angelegenheit ebenfalls nicht positionieren, teile Finjan aber mit, manche seien höchst interessiert, sich mit ihm zu unterhalten. Eine zusätzliche Merkwürdigkeit in allem, was sich gerade rund um den Kapitän zutrug war das. Ich gewann den Eindruck, dass Finjan mir mehr als ein paar Kleinigkeiten zu seiner Person vorenthalten hatte.

Beim Verlassen des Ratsgebäudes unterhielten wir uns noch über die PRAios Geweihte. Wir würden uns wohl noch mit ihr auseinandersetzen müssen, bloß wie das vonstatten gehen sollte, war mir unklar. Der Kapitän würde wohl das Geschäftliche übernehmen – hatte er nicht vor Stoerrebrandt mit seinen goldenen Eiern geprahlt? Wie weit weg diese belanglose Episode für mich war – und mir die Aufgabe zufallen, unsere Kirchenkontakte zu pflegen.

Zunächst aber wollte Finjan sich die Kehle befeuchten gehen. Mich jedoch trieben andere Gedanken um. Gedanken, die mich aus der Blutigen See hier her begleitet hatten, ohne zu einem klaren Entschluss gelangt zu sein. Als der Rat sich aufzulösen begann, aber erschien es mir wie ein göttliches Zeichen. Ich hatte diese merkwürdige Goblina beobachtet, die in Festum für die Kirche FIRuns sprechen durfte. Beim Verlassen des Saales war ihr ein Speer gereicht worden, und wie ein Blitz schoss mir durch den Sinn, dass den Anhängern des FIRuns der Speer eine sehr vertraute Waffe war. Womöglich könnte mir ihre Sicht der Dinge dabei weiterhelfen, meine Fertigkeiten mit dem Speer, meinen Bezug zu dieser Waffe zu erweitern. Manchem mag dies ein eigenwilliger Einfall deuchen, allein, es war ein Gefühl, ein Fingerzeig, von wem auch immer er an mich ergangen war, vielleicht von FIRun, vielleicht von RONdra, etwas lockte mich hinter der Goblina her, so sehr mir ihre nahe Verwandtschaft zu den Orks mir widerstrebte, genauso wie es mir widerstrebte, mir einzugestehen, dass meine Fähigkeiten mit dem Speer meine Schwertkunst weit übertreffen würden, so ich dies akzeptieren würde, bin ich doch das Schwert RONdras, nicht ihr Speer. Dennoch gab ich diesem Eindruck, dieser Ahnung nach, denn meine Aufgabe in der Blutigen See würde mir mehr abverlangen, als ich bisher zu geben bereit gewesen war. Mein Herz musste treuer, mein Handeln weniger zögerlich sein, das Unergründete durfte mich nicht länger zaudern lassen. Ich musste mich den Göttern übergeben und zulassen von dem überwältigt zu werden, was ich nicht sehen wollte, was ich nie hatte wissen wollen. Es genügte RONdra nicht, mein Streben zu beobachten, der Geweihte zu sein, der wir ideal sein sollten. RONdra verlangte nun an dieser Stelle meines Lebens von mir, der Geweihte zu sein, der ich selbst war. Mein Wesen begriff ich da noch nicht, doch ich glaubte auf meinem Weg zu diesem Punkt, das Wesen meiner Herrin besser verstanden zu haben. Was sie forderte, war nicht, was ich geglaubt hatte, was sie forderte, ging nicht allein aus Büchern, Gelehrsamkeit und redlicher Andacht hervor. RONdras Wesen ging aus dem Kampf hervor und der Kampf war in uns und wir waren der Kampf. So führt der Weg zu RONdra, der Weg, den sie uns führt, früher oder später durch uns selbst und die Erkenntnis der Natur unserer selbst, der Art von Waffe zu der wir geschmiedet wurden, und der Art des Dienstes, zu der sie uns berief, für den wir geschaffen worden waren. Finjan hätte nichts davon verstanden, wenn ich zu ihm davon gesprochen hätte. Stets folgt er schlicht dem Schwung seiner Axt, RONdra in dieser Weise dienend, wenngleich wohl niemals ihr Licht erkennend. Also sagte ich nichts von dem, was mich bewegte, und entschuldigte mich lediglich, um mich selbst auf das vor uns liegende Abenteuer vorzubereiten. Da stellte er keine Fragen und Kolokewski führte mich, damit ich mich nicht verirren würde, ins Gerberviertel, wo der Tempel FIRuns errichtet worden war.

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