Gespielt am: 17. Oktober 2020
Der jüngst gekaperten Dämonenarche Gezeitenspinne schwinden rapide die unheiligen Kräfte. Nicht nur Mannschaft, sondern auch „Schiff“ brauchen eine Pause. In den meeresumspülten Gebirgsausläufern der Walberge im Südosten Neersands findet sich eine ausreichend große Grotte.
Daraufhin berief der Kapitän eine kleine Besprechung mit Kolokewski und mir ein, und befahl mir, einen kleinen Landungstrupp zusammenzustellen, der die Höhle erkunden sollte. Neben Pottro, Dynar, Xindan und Kermol begleiteten uns Yelmiz, der sich auf der Arche recht unwohl fühlte. Diese Empfindung teilte er mit Leta, die es ihrerseits jedoch vorzog, an Bord zu bleiben. Gegen die Kälte, die hier drinnen herrschte, vermochten wir uns lediglich behelfsmäßig zu wappnen, geeignete Kleidung für diese Region fand sich keine an Bord.
Wir betraten den Kiesstrand durch die Maulgrotte. Nicht weit vor uns standen einige Holzhütten nah beieinander, etwas zurückgesetzt und abseits auf der rechten Seite war noch eine größere Hütte zu sehen. Noch ein Stück dahinter schienen auf allen Seiten Gänge in den Fels getrieben worden zu sein. Direkt am Strand fand Finjan ein Stück herausgerissenes schwarzes Segeltuch. Wir gingen, die Hütten zu durchsuchen. Allesamt boten sie das gleiche Bild. Leer waren sie, bis auf in den Boden gerammte Holzpfähle mit Nägeln darin und daran befestigt Eisenketten mit schweren Schlössern, ziemlich ähnlich den Eisen, die ich Blutschluck angelegt hatte. Ließ man unterdessen die Höhle auf sich wirken, trug das nicht dazu bei, sich besser zu fühlen. Das Wasser in der Bucht war auffallend ruhig, nicht einmal Hall schien es hier zu geben. Zusammen mit der Kälte war es, als würden alle Sinne gedämpft. Yelmiz ergriff ein so ungutes Gefühl, dass er den Kapitän überzeugte, als Wache am Strand bleiben zu dürfen, auf einem Felsen Posten bezog und alles unablässig misstrauisch beäugte. Es schien, dass er sich auf der Arche wohler gefühlt hatte. Wir anderen machten uns daran, die Gänge in den Felsen zu erkunden. Jener direkt rechts neben der großen Hütte führte in einen Lagerraum, dessen Kisten nichts anderes als noch mehr schwere Ketten enthielten. Alles hier deutete daraufhin, dass diese Höhle als Umschlagplatz für Sklavenhändler gedient hatte, obwohl es keine eindeutigen Beweise gab, nicht einmal Knochen, alles war fortgeschafft worden. Gleich darauf wurde festgestellt, dass alle übrigen Gänge verschüttet waren. Ob dies die Folge eines Unglücks oder absichtlich herbeigeführt worden war, konnten wir nicht beurteilen. Offensichtlich aber hätte es uns bestenfalls Stunden gekostet, nur einen einzigen davon freizuräumen. Daher gab der Kapitän den Befehl, den Landgang abzubrechen und zunächst drängendere Dinge anzugehen. Auf dem Weg zurück zur Arche bemerkten wir Schleifspuren am Strand, als sei dort ein Schiff hinauf gezogen worden. Das Wasser war sehr dunkel.
Zurück an Bord berichteten wir Kolokewski die wenigen Beobachtungen. Tatsächlich erhörte er meine Vermutung, es handele sich um ein Versteck von Sklavenhändlern, da er zu berichten wusste, dass gemunkelt wurde, ins Bornland solle ein heimlicher Handel von Sklaven betrieben werden. Das erklärte jedoch in keiner Weise, warum diese gut verborgene Höhle aufgegeben worden war, und dass, so schien es, nicht in aller Eile, sondern sehr gezielt, so gut wie alle Spuren beseitigt worden waren. Das würden wir nun nicht klären, doch auch den Angelegenheiten, denen wir uns hatten widmen wollen, konnten wir uns einmal mehr nicht zuwenden, denn ein aufgeregter Ruf von Deck alarmierte uns. Gleich darauf erfuhren wir, dass Blasen neben der Arche aus dem Meer stiegen. Finjan hieß mich, die Söldner antreten zu lassen. Dann spähten wir die Reling hinab. Da waren Blasen, sonst geschah nichts.
Jemand rief, da sei ein Mast unter Wasser. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich, den gewiesenen Punkt auszumachen. Und richtig, da war ein Mast unter der Wasseroberfläche. Ehe ich mehr ausmachen konnte, schnellte etwas Ungeheures von unten zu mir herauf. Unzählige Zähne waren alles, dessen ich noch gewahr wurde, dann war ich bereits gepackt, wurde über die Reling gerissen und stürzte in das dunkle Wasser der Höhle, rasch weiter in die Tiefe gezogen. Kurz bemerkte ich das Schiffswrack, das wir durch die Wasseroberfläche erahnt hatten. Ich glaube, es war nicht das einzige, aber der Versuch mich aus der todbringenden Umklammerung dieses mir unbekannten Schreckens zu befreien, ließ mir keine Gelegenheit, mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Schon machte die Wassertiefe mir zu schaffen. Dass die Bucht keinen Boden zu kennen schien, hatte ich nicht erwartet. Trotz des eisernen Griffes um meinen Leib gelang es mir, Sturmbund zu packen und damit nach dem Biest zu stechen. Ich muss es am Rücken erwischt haben, denn es ließ plötzlich los, nur um sich sogleich in einem erneuten Ansturm auf mich stürzen zu wollen, jedoch gelang es mir, ihm auszuweichen und mir zugleich genug Auftrieb zu geben, um wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen, wo ich mich nach Luft schnappend mühte, die Wandung der Arche empor zu klettern, meine Finger glitten allerdings unentwegt ab. Derweil entsann ich mich des Raums im Unterdeck der Arche, welcher einen direkten Zugang zum Meer bot. Noch einmal tief Luft holend, tauchte ich daher unter den Rumpf der Arche, ehe mich das Vieh erneut zu fassen bekäme. Obschon ich das Gefühl hatte, es sei mir dicht auf den Fersen, wenngleich ich es nicht ausmachen konnte, erreichte ich mein Ziel und zog mich dort hinauf in den Bauch der Dämonenarche. Doch das Wesen folgte mir bereits in kurzem Abstand. Sein Körper war ledrig, die Unzahl an Zähnen, die es mit sich in seinem grotesken Maul herumtrug, war daneben eindeutig das Auffälligste an ihm, dessen ich noch gewahr wurde, ehe ich bereits meine eigene Haut verteidigen musste. Zu meinem Erstaunen ließ es rasch ab von mir, obwohl meine ein oder zwei Hiebe, die es trafen, kaum Schaden verursacht zu haben schienen. Die Kreatur sprang durch das Loch im Rumpf zurück ins Wasser und war fort. Gleich darauf ging ein Ruck durch die Arche, der mich taumeln ließ. Die Gezeitenspinne setzte dazu an, auf ihren staksenden Beinen aus der Bucht zu laufen.
Hastig sprintete ich durch alle Decks hinauf zurück zu Finjan.
Der hatte in der Zwischenzeit bereits dazu angesetzt, mir hinterher zu springen, sah sich aber unvermittelt damit konfrontiert, dass etliche der Kreaturen die Wandung der Arche empor schwärmten. Offensichtlich war sie ihnen anders als mir nicht zu glatt. Der Kapitän schickte Kolokewski zu Silberhardt, damit dieser eine Verteidigungsreaktion der Arche auflöste. Tatsächlich lösten sich wenig später dämonisch rankende Äste aus der Bordwand, durchbohrten unsere Angreifer oder rissen sie vom Leib der Gezeitenspinne und schleuderten sie zurück ins Wasser der verborgenen Bucht. Auch den Befehl zum Auslaufen hatte der Kapitän bereits gegeben und so bewegte sich das Biest auf dem wir reiten aus der Höhle, während sie die Biester zerfleischte, die uns attackierten.
Auf dem Oberdeck angekommen sah ich noch, wie das Wasser hinter uns brodelte. Auch hörte ich die Worte des Matrosen Heimrik, der zu berichten wusste, dass das da Seeghule waren, und dass die Wunden, die sie schlugen, ihre Opfer ebenfalls zu Seeghulen werden ließ, wenn erst der Wundbrand sich darin ausbreitete. Weder der Kapitän noch ich gaben viel auf dieses Seemansgarn.
