[27.1] Marsch der Kalten

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[27.1] Marsch der Kalten
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Gespielt am: 14. November 2020

Die verlassene Schmugglergrotte stellte sich als infestiertes Ghulnest heraus und so war es auch mit der Rast nicht weit her. Dem Seemannsgarn über Menschen, die sich nach einer Verletzung selbst in Ghule verwandelten, wollen weder Finjan noch Oberin Glauben schenken.

Wir nahmen Kurs auf den Sumpf, den die einheimischen die „Große Mosse“ nennen, nachdem wir beschlossen hatten, von dort aus den Weg zu Fuß nach Festum zu nehmen. Wir ließen lediglich Silberhardt, der die Arche verborgen halten sollte, mit Dynar und Pottro zu seinem Schutz und die eingeschlossenen Piraten an Bord zurück; ach und diesen Hausmeister Lubdil, der den Eindruck erweckte, irgendein losgelöstes Teil der Dämonenarche zu sein. Die Besatzung teilten wir in drei Gruppen auf. Kolokewski sollte mit unseren Matrosen als Letzter aufbrechen und diese mit der Festumer Fähre nach Vallusa übersetzen lassen, um die Urischar zu holen. Diejenigen, die nicht länger an Bord der Arche bleiben wollten, sollten als zweite die Arche verlassen. Finjan und ich würden jedoch mit dem ersten Trupp aufbrechen. Dazu sollte auch Blutschluck zählen, den ich in Festum überprüfen lassen wollte. Zuvor war er stinkwütend, ging aber nur all zu bereitwillig auf meine Ansage ein, nach Festum zu gehen. Mit seinem gebrochen Bein stürmte er uns den Weg voran und schon im ersten Dorf, das wir erreichten, zog er davon, und wir sahen ihn den Rest des Weges nicht wieder.

Vor unserem Aufbruch hatte ich an jeden in der Besatzung appeliert, nichts von dem zu berichten, was sie in der Dämonenarche gesehen hatten. Wir konnten sie nicht zum Schweigen zwingen, doch je weniger Wissen um diese grausigen Erzeugnisse dämonischer Kräfte bekannt würde, desto besser. Zu diesem Zeitpunkt war uns nicht bewusst, dass wir bereits viel zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen hatten und jedwede Geheimhaltung bereits zu den Niederhöllen gefahren war.

Es wurde eine stille Wanderung durch die eisige Kälte des Bornlands. Bald ging ascheartiger Schnee auf uns nieder, sich überall auf unserer behelfsmäßigen Kleidung festsetzend. Um uns hatte sich das schwarze Eis ausgebreitet, sich in reißenden Zacken durch die Luft bohrend. Es zerfetzte alles, was es berührte, als sei die Kälte dieses Landes nicht schon schlimm genug, die selbst für einen Menschen der Nordsenne sehr unbequem ist. Das unnatürliche Eis aber tat Schlimmeres als zu schneiden und erfrieren zu lassen. Es saugte den Menschen die Hoffnung aus wie Vampire ihr Blut trinken sollen.

Kermols düstere Zusammenfassung der dämonischen Umzingelung, der wir unterlagen, im Verbund mit den verräterischen Paktierern, machte dies nur all zu deutlich.

Im Reich der Eishexe, wusste er zu berichten, sollten sogar Nadeln aus schwarzem Eis in den Himmel stechen, die dem Boden das Leben selbst entrissen. Das klingt eher zweifelhaft, nach allem aber, was wir bereits gesehen haben, mag es wahr sein. Dennoch müssen wir Acht geben, nicht alles, was über die Macht und Möglichkeiten verbreitet wird, einfach zu glauben. Das würde ihre Macht nur steigern. Sie sind nicht allmächtig. Letztlich werden wir sie niederwerfen, wenngleich der Preis dafür hoch sein wird.

Das Dorf, das wir am Abend jenes 4.FIRun erreichten, nannte sich Hinterbruch. Wir übernachteten in der Scheune einer alten Dame. Die Gastfreundschaft wird im Bornland hochgehalten. Obwohl die Leute hier selbst nichts mehr haben und die Gegend schroff ist, sind sie niemals abweisend; das erfuhren wir auf unserem gesamten Weg nach Festum.

 

Am Mittag des 5. FIRun passierten wir Sonnengrund, abends erreichten wir Rucken.

 

Garbeln ließen wir am späten Nachmittag des 6. FIRun hinter uns.

 

Ziemlich genau einen Tag später langten wir in Festum an.

Beim Anblick der Stadt hallte immer noch eine Frage in mir nach, die Finjan mir zwei Tage zuvor inmitten des öden kalten Niemandsland gestellt hatte: >>Was stimmt mit Euch nicht, dass Ihr als RONdra Geweihter mit einer Dämonenarche fahren wollt?<<

Dass die Antwort, die ich ihm einstweilen schuldig geblieben war, bald darauf innerhalb der Mauern vor uns noch von solch weittragender Bedeutung sein würde, hatte ich da noch nicht im Sinn.

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