[20.2] Rondra Vult

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[20.2] Rondra Vult
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Gespielt am: 11. April 2020

In größter Not übernehmen Finjan und Oberin die Aufgabe, die Verteidigung der hilflos mit Flüchtlingen überfüllten Stadt Vallusa zu organisieren. Als die riesigen Hummerier mit ihren Hellebarden durch die Tore brechen, bleibt nur noch der Rückzug.

Mich beschlich eine Ahnung, wonach die feindlichen Truppen suchten. Es war schwer zu sagen, ob sie auch sogleich zum INGerimm Tempel strömen würden. Bei unserem Rückzug vom Tor schienen es mir weniger Truppen gewesen zu sein, als wir zunächst geglaubt hatten. Jedenfalls dürfte der TRAvia Tempel der am wenigsten unmittelbar bedrohte, und gleichzeitig gut zu verteidigende, Ort in der Stadt sein, den wir jetzt erreichen konnten.

Tatsächlich waren dort bereits weitere Menschen und auch einige Stadtwachen versammelt, die den Platz wohl eine Weile würden halten können. Wir ließen die Leute dort zurück, um zum EFFerd Tempel zu eilen.

Allein das EFFerd Horn vermochte den Feind jetzt womöglich noch zu stoppen; im Straßenkampf konnten wir die heranrückende Horde nicht bezwingen, nicht mit diesem traurigen Haufen, der in diesen Tagen das Wappen Vallusas auf seinen Röcken trug.

Der Platz rund um den EFFerd Tempel war deutlich voller als jener beim TRAvia Tempel.

Es gelang mir, von einem der Tempeldiener zu erfahren, dass man sich auf der großen Mauer mühte, das Horn zu blasen; einstweilen jedoch war nichts zu hören.

Eben wollte ich mich hinaufbegeben, als ich Silberhardt in der Menge ausmachte. Wir kämpften uns zu ihm durch. Von der Lage am INGerimm Tempel wusste er nichts zu berichten, er war nicht dort gewesen, als der Angriff begonnen hatte. Doch berichtete er mir, dass unser Vater nicht hier war und sich höchstwahrscheinlich in seiner Uhrmacherwerkstatt verbarrikadiert hatte. Das würde zu dem sturen Bock passen! Und wir beide wussten, dass nur einer ihn dort jetzt noch herausbekommen konnte.

Ich rang mit mir, dann traf ich eine Entscheidung. Ich befahl Pottro, mit unseren Leuten und der Stadtwache den Platz um den EFFerd Tempel solange wie möglich zu halten, dann stürmte ich den Weg zurück, den wir eben gekommen waren. Ich hoffte nur, Finjan hatte den gleichen Gedanken gehabt wie ich und würde den Tempel bald erreichen.

 

Tatsächlich traf er nach einer Weile dort ein, da war ich schon lange in den Gassen Vallusas verschwunden. Doch das Dämonengesindel war ihm bereits dicht auf den Fersen. Er erklomm darum die Mauer, wo er die Tempelvorsteher in großer Verzweifelung vorfand, denn niemandem gelang es, das Horn zu blasen. Finjan machte sich daran, das Rätsel zu lösen.

 

In der Zwischenzeit hatte ich versucht, den Laden meines Vaters zu erreichen. Zuerst war ich am Platz des TRAvia Tempels in eine Seitenstraße eingebogen, doch als ich auf die Straße zur Uhrmacherwerkstatt traf, wütete dort bereits das Dämonenregiment. Zu viele, um zu kämpfen, versuchte ich, unbemerkt zwischen ihnen hindurch zu gelangen, aber nur zu rasch wurde ein elender Pirat auf mich aufmerksam. Von allen Seiten kam die Horde bei seinem Rufen heran und ich musste mich wieder zum Tempelplatz zurückziehen.

So war ich gezwungen, doch den Platz zu überqueren und den gesamten Häuserblock zu umgehen, um vielleicht von der anderen Seite heran zu kommen. Doch die Straßen der Weststadt waren inzwischen voll von dem Gesindel. Bald mussten sie die Tempelplätze stürmen und ich hatte keine Ahnung, was beim EFFerd Tempel vorging, wo Finjan sich zugleich mit allen Tricks mühte, dem Horn einen Ton zu entlocken. Ich lauschte darauf, während ich durch die Straßen schlich, aber da war kein Laut der Hoffnung, nur das Werk der Zerstörung: Schreie der Angst und Qual, splitterndes Holz, knackende Feuer, Waffenklirren und Todesschreie. Und dann fand ich auch den letzten Weg zu meinem Vater blockiert.

Mehrere der Hummerkrieger standen bereits vor der Tür des Ladens, hämmerten darauf ein und weitere standen zwischen mir und ihnen. Ich musste mir eingestehen, dass es keinen Weg zu meinem Vater für mich gab. Und in wenigen Sekunden würde es ohnehin zu spät sein.

Die wuchtigen Schläge der Monstren hoben die Tür jeden Augenblick aus den Angeln, das Holz gab schon nach. Verzweifelt trat ich auf die Gasse hinaus, rief dem widerlichen Dämonengezücht meine Herausforderung entgegen. Ein paar drehten sich so gemächlich zu mir um, als sei ich überhaupt nicht von Bedeutung. Dennoch setzten sich einige wenige von ihnen mit klackenden Beinen in meine Richtung in Bewegung. Die Gruppe an der Tür meines Vaters aber lockte das nicht fort. Ich sah Holz splittern. Hektisch blickte ich mich um.

Die Viecher vor mir blockierten die Gasse, es gab kein Durchkommen. Umgehen konnte ich sie auch nicht und wohl kaum überwinden. Ich war an dem Punkt angelangt, an dem die Kräfte eines Menschen nichts mehr vermögen. Doch nach all meinen Fehlern auf dieser Fahrt, nach meinem Versagen in dieser Nacht, konnte ich nicht weiter zurückweichen.

Dies sollte mein letztes Gefecht sein. Diese Ungetüme mochten mir meine Stadt nehmen, sie mochten mir meine Heimat und meine Familie nehmen. Mein Leben mochten sie obendrein nehmen. Doch niemals vermochten sie mir meinen Glauben zu nehmen. Wenngleich ich gefehlt hatte, sollten sie nun doch das Brüllen RONdras vernehmen und erzittern.

Ich gab mich ganz in die Hand meiner Göttin. Nicht für mich bat ich, sondern darum, dass sie meinem Vater die Augen öffnen mochte für ihren Glanz und Glorie und die Rechtschaffenheit, ihr zu dienen, wo immer sie einen befehligte. Ich ließ den Stoßspeer fallen und zog Sturmbund. Das Schwert ist unser Leben und das Schwert ist unser Tod. Da verklang aller Kriegslärm und ich stürmte auf den verhassten Feind zu. Meine Stimme übertönte alles. „Non nobis, domina, non nobis, sed nomine tua da gloriam!“

Der Kriegsruf ging in Gebrüll über und der gesamte Straßenzug erbebte. Ich holte mit Sturmbund aus, doch ehe es niedersauste, spürte ich, wie etwas aus mir heraustrat. Erblickte ich Erstaunen, Verwirrung, gar Furcht in den maskenhaften Zügen der Hummer?

Schon war ich über ihnen, doch RONdra selbst besiegelte ihr Schicksal. Die Herrin schenkte mir ihre Gunst, machte mich zum Werkzeug ihres Zorns und verlieh mir ihre Gestalt.

Zu Dutzenden riss ich sie in Stücke, bis ich zuletzt im Laden meines Vaters stand, zwischen einem alten Mann, dessen zitternde Finger vor Verwunderung aufgehört hatten, eine alte Armbrust spannen zu wollen, und einer endlosen Horde nachströmender Monster, die über uns hereinbrechen würden wie die Flut.

Just in diesem Moment erhob sich ein Ton, ganz sacht zuerst, bald anschwellend, bis das Hornsignal zuletzt die ganze Stadt erzittern ließ – und alles wurde still und starr.

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