[10.1] Oase der Ruhe

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[10.1] Oase der Ruhe
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Gespielt am: 12. Oktober 2019

Oberins Zorn auf Finjan und sein mangelndes Verantwortungsbewusstsein steigen in dieser roten Hölle stetig. Zu allem Überfluss erliegt dann auch noch die junge Sari Treublatt einer Dschungelpflanze, die sich mittels Widerhaken unter die Haut ihrer Opfer bohrt und sich von dort an ihrem Blute labt.

5.BORon 33 Hal,                Dschungel von Maraskan,                Ausgrabungsstätte Ssel’Althach

Damit endete der gestrige Tag aber noch nicht.

Am Ausgang des Farnfeldes erwartete uns eine unvorhergesehene Begegnung. Eine Handvoll Männer erwartete uns und fragte uns nach Woher und Wohin. Nachdem Finjan eine erste Antwort darauf gegeben hatte, stellte sich der Anführer des Trupps als Kalgar Schmiedegrimm vor, seines Zeichens Hauptmann des Schwarzen Bundes des KOR. Ein kurzes Raunen ging durch unsere Mannschaft; offensichtlich war er unseren Söldnern ein Begriff.

Hauptmann Schmiedegrimm nahm sich unserer an, führte uns eine Böschung hinauf und direkt dahinter tat sich uns eines der größten Wunder auf, die wir auf unserer bisherigen Reise zu sehen bekommen hatten:

Vor uns erhob sich eine gewaltige Pyramide inmitten der Überreste einer echsischen Zivilisation. Riesige Statuen erhoben sich da, die Echsenkrieger darstellten, die mit Seeschlangen rangen. Die einzelnen Stufen der Pyramide erschienen zu groß, als dass ein Mensch sie ohne Weiteres hätte erklimmen können und eine Treppe führte zu einem enormen Tor in der Pyramide.

Unbedeutend in ihrem Schatten, für uns aber ebenfalls ganz erstaunlich in den Niederhöllen dieses roten Dschungels, erstreckten sich Hunderte von Zelten; eine kleine Stadt war da versammelt, die vor emsigen Menschen nur so wimmelte. Obwohl dieser Ort unbegreiflich war und die Anwesenheit dieser Leute unglaublich, meinte ich mich zu entsinnen, dass Geron etwas von einer Ausgrabungsstätte und einem Expeditionslager gesagt hatte. Dies musste der Ort sein, von dem er gesprochen hatte, so etwas jedoch hatte ich mir niemals vorgestellt!

Dieser Ort, vielleicht lag es daran, dass Sari Treublatts Körper, noch in meinen Armen lag, den das Leben gerade erst verlassen hatte, vielleicht daran, dass dieser Ort unwahrscheinlich alt sein muss, vielleicht aber auch daran, dass auf dieser verfluchten Insel alles ALLES lebendig zu sein scheint, jedenfalls griff dieser Ort nach mir, sobald ich ihn betreten hatte.

Unser Zug der Elenden rief einiges an Neugier hervor, während wir durch das Lager stapften, bis uns ein Mann in Begleitung einer Frau entgegentrat, der sich als Abt Primas Erechthon vorstellte. Mit großer Güte wurden wir aufgenommen, und das ohne uns all zu viele Fragen zu stellen. Wir bekamen zwei Zelte gewiesen, die wir beziehen konnten, einen Ort, an dem wir Saris Leiche ablegen konnten, bis Gelegenheit war, sie zu bestatten und Viburn wurde zu den Heilern geführt – er machte überhaupt keinen guten Eindruck, seine Augen waren milchig geworden. Zu meinem großen Erstaunen ließ er sich ohne Widerworte fortführen.

Es war noch nicht Abend, doch in den Zelten erwarteten uns richtige Betten! So etwas hatten Finjan und ich seit Perricum nicht mehr. Die Mannschaft ließ sich einfach in die Kissen fallen und schlief. Finjan und ich besprachen noch die wichtigsten Angelegenheiten, ehe auch er zu Bett ging. Meinerseits musste ich noch die letzten Ereignisse festhalten, doch nach einer Weile fielen mir ebenfalls die Augen zu.

Ein Vorfall war da allerdings noch, über den uns Gedanken zu machen wir wohl einfach zu erschöpft waren: die Frau in Begleitung des Abt Primas entdeckte in unserem Gefolge einen Gotongi, einen Spürdämon, von dem wir zuvor überhaupt keine Kenntnis gehabt hatten und schickte ihn zurück in die Niederhöllen. Jetzt frage ich mich, woher er wohl kam, von wem er geschickt worden war und was seine Meister von uns wissen oder vermuten.

 

Heute Morgen sahen Finjan und ich uns unabhängig von einander etwas im Lager um, bis wir zufällig wieder zusammentrafen. Finjan wollte daraufhin von mir wissen, ob ich an Zufälle glaube. Gelegentlich hatte er regelrecht philosophische Anfälle, dann aber keine Lust, sie auszudiskutieren.

Wir suchten dann den Abt Primas Erechthon auf, um einige Angelegenheiten unseres Aufenthalts mit ihm zu besprechen, und er verschaffte uns gleich im Anschluss eine Audienz beim Leiter dieses Expeditionslagers, Graf Hilbert von Puspereiken. Der Abt Primas erweckte den Eindruck, als müsste man von dem Mann gehört haben, doch ich muss gestehen, weder Finjan noch mir war er ein Begriff, und Geron, der uns begleitete, sagte nichts dazu.

Im Zelt des Grafen stellte man uns des Weiteren Kerima Alkadim, Erzäbtissin der Drakoniter und Gritten Raudups vor, ihre Spektabilität der magischen Akademie in Neersand. Wie sich herausstellte, hat Finjan als junger Krieger der Akademie schon einmal Wache bei ihr geschoben. Aventurien ist klein. Der Graf erwies sich als höflicher und durchaus freundlicher Mensch, dessen Hilfsbereitschaft sehr zu loben ist. In seinem Auftreten wirkte er gleichwohl eben so fahrig wie scheu. Er mochte kaum von seinen Werkzeugen aufschauen, die er reinigte, während wir mit ihm sprachen. Und dass er an eine Verschwörung der Echsenmenschen zur Eroberung Aventuriens glaubt, erscheint mir arg befremdlich. Allerdings erhaschten wir einen Blick auf eine Zeichnung der Pyramide, die so aussah, als sei der um vieles größere Teil dieses gigantischen Bauwerks noch unter der Erde verborgen! Bei der Göttin, was für eine Vorstellung!

Jedenfalls ist man bereit, uns eine Weile hier ausruhen zu lassen, und uns darüber hinaus Hilfe zu gewähren. Der Graf nimmt an, dass wir einen Geheimauftrag haben. Ob das seinem scheinbaren Hang zu Verschwörungstheorien entspringt, einem reichen Erfahrungsschatz oder anderweitigen Informationen,vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls wollte er nichts darüber wissen und behielt sich gleichsam vor, unsere Fragen nicht alle zu beantworten, etwa wer diese aufwendige Unternehmung finanziert. Hingegen machte es ihm nichts aus, zu berichten, dass die Grabungen hier bereits vor Borbarads Invasion begonnen worden waren, wegen eines Zwischenfalls mit falschen K.G.I.A Agenten allerdings zeitweise unterbrochen werden mussten, als die Betrüger ein großes Echsenwesen aus dem Inneren der Pyramide befreiten.

Wie dem auch sei, wir werden uns also für ein paar Tage hier aufhalten. Viburn werden wir sogar hier zurücklassen müssen, denn der Stich einer Libelle zu Beginn unseres Aufenthalts im Dschungel hat ihn schwer erkranken lassen. Mittlerweile kann er nicht einmal mehr aufstehen. Die Heiler sind nicht sicher, was sie für ihn tun können, doch eine Genesung wird Zeit brauchen; Zeit, die wir nicht haben.

Finjan hat nun das Kommando. Das ist nicht eben tröstlich.

Bei Sonnenuntergang werden wir Sari Treublatt beerdigen.

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