[5.1] Die Seeadler von Beilunk

Tagebuch des Oberin Sturmbund
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[5.1] Die Seeadler von Beilunk
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Gespielt am: 22. Juni 2019

Mit voll Stolz geschwellter Brust fahren Finjan Drachentöter und Oberin in die felsige Landebucht der Seeadler von Beilunk ein. Das Gepäck vollgestopft mit allerlei Drachenschuppen- und Hörnern. Es ist ihnen jedoch nicht vergönnt, sich lange auf dem heldenhaften Erfolg auszuruhen, denn dunkle Mächte lauern hinter jedem Felsen.

23. TRAvia 33 Hal, Blutige See, Seeadler von Beilunk

Mit der Episode um Trolle & Drache endete ein Kapitel unserer Reise. Als wir noch am Nachmittag des selben Tages die Bucht erreichten, in welcher die Seeadler von Beilunk vor Anker gegangen war, wussten wir dies noch nicht, doch die Ereignisse, die sich seitdem überstürzten, haben dies nur all zu klar gemacht. Das Leben an Bord dieses Schiffes ist sehr verschieden von dem, das wir zuvor führten, insbesondere für mich. Finjan hat sich erstaunlich gut hier eingefügt, ich komme nicht umhin, zu sagen, er hat sich beim ersten Anblick der Seeadler von Beilunk augenblicklich in dieses Schiff verliebt. Eine stürmische Liebe ist es gewiss, die in meinem Reisegefährten ein Maß an Leidenschaft geweckt hat, das völlig unvermutet war.

Dabei ist die beeindruckende Erscheinung, die das Schiff bietet, nicht zu leugnen. Drei Decks, die Aufbauten an Bug und Heck nicht eingerechnet; 144 Ruder, eine Unzahl von Geschützen aller Größen. Zur Besatzung an den Rudern kommen etwa 30 Matrosen, ein Trupp Seegardisten, ein Trupp Beilunker, eine Gruppe Soldaten des KOR und ein Veteranentrupp, alles in allem weitere vierzig Personen, dazu all die Besatzungsmitglieder mit spezifischen Aufgaben von der Heilerin bis zum Koch und dann noch all die Offiziere. Zusammengenommen gut 250 Seelen, ein ganzes Dorf an Bord dieses riesigen Schiffes, das einst zur Eroberung von Maraskan gebaut worden ist.

Wir alle stehen hier unter dem Kommando des Kapitäns Rateral Sanin XII., dafür zum Reichsbann verurteilt, sein prachtvolles Schiff nicht im Hafen verrotten zu lassen, aus dem er es stahl, um den gerechten Kampf gegen die Blutige See zum Wohle des Reiches fortzuführen, entgegen seiner Befehle. Soweit jedenfalls die Geschichte, wie sie mir zu Ohren gekommen ist. Persönlich hatte ich bisher wenig Gelegenheit, mir einen Eindruck von der Person des Kapitäns zu verschaffen. Die Gestalt einer tragischen Geschichte ist er gewiss. Zwar hat er Befehle missachtet, doch allein in Erwägung seiner Ehre und zum Wohle des Reiches, nicht zu seinem eigenen Nutzen.

An diesen Punkt getrieben durch Befehle, die nur schwer nachzuvollziehen sind, stehen wir alle vor der Wahl zwischen Order und Ehre und müssen im Angesicht der Göttin abwägen, ob die Order wahrlich gerecht und ehrenvoll ist, und was in diesem Fall schwerer wiegt. Kapitän Sanin hat dies getan und trägt die Konsequenzen, ein bewundernswerter Mann, ein Vorbild für jeden von uns, zumal das Reich durch die Mittel, die es ihm insgeheim bereitstellt, de facto die Richtigkeit seines Handelns anerkannt hat. Dass man nicht offiziell dazu steht, mag politische Notwendigkeit sein und ist dennoch eine Schande, doch die Geschichte des Kapitäns wird dadurch nur umso mitreißender! Wenn ihm sonst schon kein Dank für seine unablässige Tapferkeit zuteil wird, so soll der Orden der Wahrer dereinst wenigstens seine Geschichte berichten, wenn die Zeit dafür reif ist. Ich werde Sorge dafür tragen, dass dies geschieht, bei RONdra! Wahrlich, Herrin des Sturms, du hast mich an den rechten Platz zu dieser Zeit geführt.

Allein, da ist noch unsere eigene Geschichte zu berichten und die nahm unversehens an Fahrt auf. Gleich zu Beginn des Weges, der uns hinunter zum Schiff führen sollte, wurden wir von den Schiffswachen gestoppt. Selbstverständlich eine unabdingbare Notwendigkeit und doch wäre uns allen an Bord dies um ein Haar zum Verhängnis geworden. Da Phrygaios sich gerade irgendwie hinten an der Ladung zu schaffen machte, dauerte es einen Moment, der Wache klarzumachen, wer wir waren, doch als sie sich bei Phrygaios versichert hatten, wurde eine Vielzahl von Leuten und auch der Kapitän herbeigerufen, die nach und nach erschienen. Auf unsere Frage, wohin wir die Wagen bringen sollten, hieß es zwar >zum Schiff<, nur fahren lassen wollte man uns nicht.

Als Erster erschien der zwergische Geschützmeister, der die Ladung begutachtete und für zufriedenstellend befand. Wiederum wollten wir wissen, wohin mit seinen Fässern, gleiche Antwort, gleiches Ergebnis, wir kamen nicht von der Stelle, denn nun erschien der Kapitän Rateral Sanin im Gefolge seiner Offiziere. Wir verließen also unseren Karren, um vorstellig zu werden. Nach einem kurzen Geplänkel schickte er auch schon alle Mannschaftsmitglieder fort, um uns den nächsten Teil unserer Aufgabe mitzuteilen: unsere Order lautete, uns seiner Mannschaft anzuschließen, um insgeheim einen Verräter zu entlarven, der sich an Bord befinden muss. Bisher gibt es keinen konkreten Verdacht. Der Kapitän hält jeden für verdächtig. Um ihm auf den Zahn zu fühlen, fragte ich ihn gerade heraus, woher wir wissen sollten, dass er es nicht selbst ist, der die Mission kompromittiert. Ein feines Lächeln legte sich auf seine Züge und er beschied mir, dass wir keinen Grund hätten, ihm zu trauen, er aber von jedem Satisfaktion verlangen werde, der seine Treue zur Aufgabe in Frage stellt. Das war ungefähr die Reaktion, die ich erwartet hatte.

Weiter kam das Gespräch nicht, denn in diesem Moment legte sich ein Schatten über die Bucht. Wir schauten zu den Klippen auf. Dort ragte plötzlich ein kalter Mann empor, hinter ihm eine Schreckensgestalt. Als Aluris Mengreyth, Diener des Schwarzen Drachen, gab er sich zu erkennen. „Ihr seid zum Untot verurteilt. Wenn Ihr Euch nicht wehrt, bleiben Eure Körper unangestatet“, verkündete er unser Urteil, das durch seinen Herren an uns ergangen war, während rings um ihn her Skelette aus den Schatten traten, welche die hereinbrechende Nacht über die Bucht warf. Selbstverständlich erkennt niemand die Gerichtsbarkeit des abscheulichen Schwarzen Drachen an und Kapitän Sanin rief uns in den Kampf.

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