Gespielt am: 22. Juni 2019
Finjan kommt im Angesicht der mächtigen Seeadler von Beilunk gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, eine stürmische Liebe entflammt in seinem Herzen. Doch viel Zeit bleibt ihm nicht, denn kaum sind sie an ihrem Landeplatz angelangt, stehen sie bereits wieder unter Beschuss. Die Warunkei, das Herrschaftsgebiet der Schwarzen Drachen Rhazzazor ist allzu nah und sie kann die Seeadler nicht lange unbemerkt bleiben.
Die Krieger stürmten über den Strand, um sich den Skeletten entgegen zu werfen, die nun von den Klippen sprangen. An Bord wurden die Geschütze gefechtsbreit gemacht, während aller Orten das Auslaufen der Seeadler vorbereitet wurde. Untote Oger waren auf den Klippen erschienen und warfen grässliche Schatten auf uns. Wir hatten keine Zeit, auf sie zu achten. Finjan und mir fiel es zu, unsere Karren jetzt das letzte Stück zum Schiff zu schaffen, da der Kapitän unglückseliger Weise zuvor alle weggeschickt hatte, also auch Phrygaios. Finjan schwang sich auf den Bock und ließ seine Pferde antraben.
Ich versuchte, es ihm mit dem zweiten Gespann gleichzutun, allein, es gelang mir nicht, die Tiere dazu zu bringen, nur einen Schritt zu tun. Allerdings kam Finjan ebenfalls nicht weit, da seine Pferde scheuten, als ein Haufen Skelette auf uns zugerannt kam. Sie hielten auf die Pferde zu. Finjan sprang hinunter, um sie aus dem Weg zu räumen. Da meine Tiere mir jeden Dienst verweigerten, sprang ich ihm bei, um die Skelette von den Pferden fern zu halten, die offenbar ihr Ziel waren. Zu meinem großen Missfallen musste ich feststellen, dass meine Treffsicherheit mit dem Speer gegen Skelette überhaupt nichts ausrichtet, eine bittere Erkenntnis, die mich der Neersander seither nicht vergessen lässt. Im wahrsten Sinne des Wortes war es ein Hauen und Stechen, das nur davon unterbrochen wurde, dass etwas aus dem Himmel auf uns zu stürzte und uns nur knapp verfehlte. Was da vor uns einschlug, war eine Pferdeleiche. Die untoten Oger warfen mit toten Pferden! Nicht nur auf uns, sie nahmen gleichfalls das Schiff unter Beschuss.
Wir mussten eilends fort von hier. Ich packte die Pferde beim Geschirr, um sie vorwärts zu führen, doch ihre Furch vor den Skeletten war zu groß. Meinerseits hatte ich zusehends Mühe, den Schwertstreichen der verfaulten Gerippe auszuweichen. Es half nichts, ich warf meinen Speer auf den Kutschbock und riss mein Schwert hervor, doch wir steckten fest. Krieger vom Schiff sprangen uns bei, sonst hätten die Gerippe uns in unserem, trotz der Heiltränke angeschlagenen Zustand, gleich überwältigt. Doch auch so stand es schlecht.
Finjan versuchte … tja, was er versuchte, kann ich nicht einmal genau sagen, jedenfalls wollte er über den Kutschbock hechten, wobei er den Fehler beging, den Skeletten, den Rücken zuzuwenden. Eines von ihnen bohrte ihm sein Schwert von hinten durch den Hals. Zu Tode getroffen sank er zu Boden. In diesem Moment erreichte uns der Erste Wachoffizier Baron Wilbur Kornplötz mit einem weiteren Trupp Krieger, die unsere Gegner angriffen. Ich sprang zu Finjan hinüber, einen weiteren Heiltrank aus meiner Tasche greifend. Eines der Skelette wollte sich von hinten an mich heran machen. Ohne groß hinzusehen zerschmetterte ich ihm eine Kniescheibe und hieb hernach seinen Kopf herunter. Ich versuchte, die Blutung von Finjans Wunde zu stoppen, es half nichts, also kippte ich ihm den Trank auf´s gerate Wohl in den Hals, der auf wundersame Weise wieder zusammenwuchs. Den Göttern sei Dank!
Unsere Situation aber war nicht besser geworden. Gerippe fluteten nur so von den Klippen, zerschellten unten im Sand bildeten inzwischen aber einen solchen Haufen, dass die Nachströmenden einfach über die Überreste hinab liefen. Unsere Verteidiger mussten bald in arge Bedrängnis geraten. Die Wagen mussten irgendwie zum Schiff. Während der Baron und seine Truppe eine weitere Gruppe der Untoten aufmischte, zerrte ich mit aller Macht am Geschirr der Pferde, bis diese sich in Bewegung setzten. Gleichsam mühevoll lenkte Finjan, der sich wieder auf den Kutschbock hinauf geschafft hatte, seinen Wagen ein Stück voran, doch die Pferde weigerten sich, an dem toten Pferd vorbei zu gehen. Als Finjan also wieder abstieg, um es beiseite zu schieben, biss das Vieh urplötzlich nach ihm. Auch noch ein untotes Pferd!
Die Seeadler stand unter schwerem Beschuss mit untoten Pferden, teilte aber selbst mächtig aus und hatte sich inzwischen der meisten untoten Oger entledigt. Dafür entdeckte ich nun eine Gruppe Skelette, die eine Tanne oberhalb unseres Weges fällen wollten, um unseren Karren den Weg zu versperren. Wir mussten weiter! Finjan war wieder auf dem Wagen, nötigte seinen Tieren ein paar weitere Schritte ab, doch das untote Pferd biss nach ihnen, was Finjan abermals hinunter zwang, um die verderbte Kreatur zu dekapitieren. Es half nichts, sein Gefährt blockierte den Weg.
Ich eilte zu ihm nach vorn, nahm seine Pferde am Geschirr, während er lenkte. Wenigstens einen Wagen mussten wir zum Schiff schaffen! Zwar war inzwischen ein Beiboot der Seeadler heran, doch es von dem gut fünf Schritt hohen Steg aus zu beladen, war nur schwer möglich. Endlich kamen wir ein Stück voran. Bei der dräuenden Tanne angekommen, entschied Finjan, den Rest schaffe er allein. Auf meinem Weg zurück zum anderen Wagen erblickte ich den Baron, der die Zügel der Tiere durchschlug und sie fortscheuchte, damit seine Leute den Karren schieben konnten. Ich warf mich neben ihm ins Gestänge, und mit aller Kraft setzten wir den Wagen in Bewegung. Ich wies ihn auf die Tanne hin und sofort hallte seine Stimme durch die ganze Bucht und befahl, die Skelette dort oben unter Feuer zu nehmen.
Wir quälten uns weiter. Ich beschwor Rondras starken Arm in den Köpfen der Krieger und das Gebell des Wachoffiziers tat sicher ein Übriges. Bloß steckte Finjans Wagen weiterhin fest. Er konnte sich kaum entscheiden, ob er vom Kutschbock aus die Pferde antreiben sollte oder sie doch besser am Zügel packte. Wiederum lief ich zu ihm, wollte eines der Pferde packen, doch das aufgeregte Tier bäumte sich auf, trat aus und traf mich wuchtig am Schädel. Dieses Mal war es Finjan, der mir unseren letzten Trank einflößte. Ohne die Heiltränke der KGIA hätten wir den Tag nicht überstanden. Offenbar hatte es den Pferden aber gutgetan, ihrem Unmut Luft zu machen, endlich bewegte sich der Karren vorwärts, während über uns bereits die Tanne schwang, die von den Kanonenschüssen beschädigt worden sein musste.
Zurück bei meinem Karren schob ich, die Krieger anfeuernd, nun von hinten mit. Weiter vorne kamen weitere Besatzungsmitglieder Finjans Rufen um Unterstützung nach. Stück um Stück ging es nun voran, die Tanne fiel endgültig, verfehlte uns knapp und wir waren durch. Bald darauf schwenkten wir endlich auf den Kai des Schiffes, wo der Geschützmeister bereits eine Vorrichtung zum Beladen der Seeadler mit unserer Lieferung bereit gemacht hatte. Kaum war alles an Bord, zogen sich die Soldaten zum Schiff zurück, die Anker wurden gelichtet und 144 Ruder schoben uns in der zunehmenden Dunkelheit mit ganz erstaunlicher Geschwindigkeit fort von der überrannten Bucht, hinaus auf die Blutige See.