Gespielt am: 22. Juni 2019
Unter Beschuss legte die Seeadler von Beilunk ab und kam mit moderaten Schäden davon. An Bord herrscht reges Treiben und alle wissen genau, wo sie gebraucht werden. Bis auf Oberin und Finjan, die noch unschlüssig nach einer Aufgabe suchen, die allerdings nicht lange auf sich warten lässt.
23. TRAvia 33 Hal, Blutige See, Seeadler von Beilunk
Meine Verpflichtungen an Bord nötigten mir eine Unterbrechung meines Berichtes ab. Seit wir an Bord sind, haben wir kaum mehr Ruhe als eben für ein wenig Schlaf gefunden. Nun aber will ich die Gelegenheit nutzen, mit der Schilderung unseres ersten Tages an Bord der Seeadler von Beilunk fortzufahren. Die Ausfahrt aus der Bucht hatte uns aus der Schusslinie gebracht, um auszuruhen blieb aber keine Zeit. Es galt, klar Schiff zu machen. Nachvollziehbarer Weise fand keiner Zeit, sich um uns zu kümmern. Da wir noch nicht Teil der Besatzung, somit keinem Dienst zugewiesen waren, machten wir uns nützlich, wo es angeraten schien. Das Offensichtlichste war die Notwendigkeit, die untoten Pferde von Bord zu schaffen, wofür sie erst einmal enthauptet werden mussten. Das war gar keine leichte Aufgabe, denn die Biester bissen immer noch um sich! Danach ihre verwesten Körper von Bord zu schaffen, war eine widerliche und anstrengende Arbeit. Selbst unter Deck mussten wir eines der Viecher beseitigen.
Ein wenig später nahm sich der erste Wachoffizier einen Moment Zeit, um uns das Schiff ein wenig näher zu bringen. Baron Wilbur Kornplötz ist ein Mann von starker Präsenz. Vor vielen Jahren gehörte ihm eine Baronie im Süden Maraskans. Er war einer der ersten, die vor Borbarad warnten, doch in jener Zeit wollte so gut wie niemand solchen Stimmen Gehör schenken. Den Baron verbrachte man daher in ein Naonitenkloster. Da er jedoch Recht behielt, wurde er später rehabilitiert und kämpft seither als steter Begleiter an der Seite Kapitän Rataral Sarins XII., erst gegen Borbarad, danach wider die Blutige See. Der Baron verwies uns noch auf einige für die Mannschaft zuständige Ansprechpartner, danach entließ er uns, damit wir zunächst unser Gepäck aus dem Weg und unter Deck schaffen konnten. Mir war, als sei die Zahl unserer Drachenschuppen in der Zwischenzeit geschrumpft. Sollte tatsächlich ein Dieb an Bord sein? Ein harter Verdacht auf See.
Am liebsten hätten wir uns für ein paar Stunden schlafen gelegt, wie der Erste Maat Pedda es uns geraten hatte, doch wir erreichten das Tangfeld, von dem wir schon so viel gehört hatten und das die Seeadler von Beilunk überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte, früher als erwartet. Schier endlos breitete es sich vor dem Schiff aus, eine glibberige grüne Fläche, die mich am ehesten noch an ein Moor erinnerte. Die Besatzung griff sich Äxte, kletterte von Bord und machte sich daran, der Seeadler eine Gasse durch den Seeteppich zu schlagen. Stunden ging das so. Finjan und ich trugen unseren Teil bei, zwischendurch wechselte er auch in die Ruderboote, welche die Seeadler über die von uns gebahnte Wasserstraße zogen und half später bei Reparaturen an Bord. Nebenher lernten wir eine Handvoll unserer Schiffskameraden kennen.
Meinerseits suchte mich irgendwann eine der Schiffsmagierinnen auf, die gehört hatte, dass ich zum Orden der Wahrer gehöre und wissen wollte, ob ich mich womöglich mit Runen auskenne. Gewiss bin ich in dieser Disziplin bisher kaum über die Grundlagen heraus gekommen, doch warum sollte ich mich nicht einmal anschauen, was die Magier mir zeigen wollten? Schaden würde es nicht. So folgte ich der Frau, die sich als Fackelhand vorgestellt hatte. Sie führte mich auf eine Fläche etwas abseits vom Schiff, wo ein zweiter Magier uns erwartete. Die beiden deuteten auf eine Rune, die auf dem Tangfeld angebracht worden war. Sie begehrte, zu erfahren, ob ich vielleicht wisse, was sie bedeutete. Auf den ersten Blick sagten sie mir nichts, obschon mir das Muster nicht unvertraut erschien, aber vage, wie etwas, das man einmal gelesen hat, ohne es sich im Besonderen einzuprägen.
Ich entschuldigte mich einen Moment, denn ich musste zurück zum Schiff, um Griffel und Pergament aus meinem Rucksack zu holen, damit ich mir die Runen wenigstens aufzeichnen konnte. Auf dem Rückweg vom Schiff traf es mich wie ein Schlag, unerwartet hatte ich eine Eingebung und entsann mich, solche Runen vor einiger Zeit in einem Buch über die Völker der Echsen gesehen zu haben. Eine wenige, einfache Symbole hatte ich damals studiert. Nun wurde mir klar, dass wir es nicht mit einer Rune zu tun hatten, sondern mit drei Bestandteilen, die in diesem Symbol kombiniert worden waren:
Der erste Teil bedeutet „Gold“
Der zweite Teil bedeutet „Morgen“
Der dritte Teil beutet „Tarantel“
Bei der Schrift handelte es sich um das echsische „Chrmk“. In Windeseile kehrte ich zu den Magiern zurück, um ihnen meine Entdeckung mitzuteilen. Die Worte kannten wir nun also, nur blieb uns ihre Bedeutung zu diesem Zeitpunkt verborgen – dabei lag sie direkt vor uns. Ahnungslos wie wir waren, kehrten wir an Bord des Schiffes zurück, wo ich Finjan von unserem Fund berichtete. Daraufhin erzählte er mir etwas, das er von einem der Seeleute gehört hatte, eine Geschichte von einer Spinne, die unter dem Wasser läuft und Schiffe in Brand setzt. Obwohl es unwahrscheinlich erschien, dass es einen Zusammenhang gab, wies ich die Obermagierin Trismagena auf den merkwürdigen Zufall hin, auf hoher See gleich zwei Mal hintereinander auf eine Spinne zu stoßen, zumindest dem Wort nach.