[5.5] Heldentaten des Finjan Pettersen

Tagebuch des Oberin Sturmbund
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[5.5] Heldentaten des Finjan Pettersen
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Gespielt am: 22. Juni 2019

Helle Aufregung herrscht an Bord der Seeadler. Zwar schafften die Magier es, das Schiff aus dem Tangfeld zu befreien, doch ist ihnen nun die Dämonenarche Goldmorgentarantel auf den Fersen. Die Lage scheint aussichtslos, es braucht einen Helden.

Ich eilte zu Finjan. Wir stürmten unter Deck, um nachzuschauen, ob das Schiff beschädigt worden war. Gerade rechtzeitig bemerkte ich auf der Treppe zum Unterdeck meinen Fehler, warf mich zurück. Nur knapp entkam ich den Schrapnellen der Raupenkreatur, welche an Bord Morphus genannt werden. Ich rannte zurück an Deck, versammelte eine Söldnertruppe um mich, und führte sie unter Deck, doch die wussten selbst am Besten, was zu tun war. In einer disziplinierten Schildformation rückten sie nach unten vor und machten mit dem Vieh kurzen Prozess. Ich gebe zu, gegen einen solch unmenschlichen Gegner haben Schilde ihre Berechtigung.

Nun konnte Finjan mit den Zimmerleuten daran gehen, die Beschädigungen der Bordwand notdürftig zu verschließen, wobei sie darauf achten mussten, dass der schwarze Schleim des Wesens, der auf dem Wasser trieb, sie nicht verätzte.

Ich ließ derweil eine Eimerkette bilden, um das hereingeströmte Wasser abzuschöpfen.

Kaum war die Lage einigermaßen unter Kontrolle, liefen wir zurück an Deck, just als ein Freiwilliger gesucht wurde. Sofort erbot Finjan sich, die Aufgabe, worum immer es sich handelte, zu übernehmen. Selbst als man ihm eröffnete, es handele sich höchstwahrscheinlich um ein Selbstmordkommando, machte er keinen Rückzieher. Als er Kapitän Rateral Sanin das erste Mal gegenüber gestanden hatte, versprach er ihm, für die Seeadler von Beilunk sein Leben zu lassen, wenn es darauf ankam. Er konnte unmöglich geahnt haben, dass es bereits einen Tag später soweit sein würde. Die Aufgabe, die man ihm anvertraute, war diese:

Er sollte soweit wie möglich von der Seeadler in einem Beiboot fort rudern. Sobald das Schiff sich in die Lüfte erhob, sollte er die Worte sprechen, die eine magische Kugel aktivierte, die man ihm mitgab. Die Kugel würde ein Trugbild der Seeadler von Beilunk erschaffen, und hoffentlich den Feind ablenken, sodass die Seeadler entkommen konnte.

Der Neersander akzeptierte diesen einsamen Auftrag. Zu dieser Stunde überraschte er mich gleich doppelt. Er ließ nie einen Zweifel daran, dass er den Tod in der Schlacht empfangen würde, aber dass er ihm auf diese Weise entgegentrat, dem einsamen Tod, den man alleine nicht besiegen kann, offenbarten Mut und Leidenschaft, den der stoische Finjan sonst gut zu verbergen wusste.

Dass er es zudem zuvor für nötig hielt, sich mit knappen Worten von mir zu verabschieden, hat mich wirklich überrascht. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was er tun sollte, nur dass es wohl keine Wiederkehr geben würde. Als ich ihm nachsah, wie er da in seinem kleinen Boot fort in die Dunkelheit ruderte, konnte ich mir aber nicht vorstellen, den Mann nie wieder zu sehen. Für seine Einkehr in RONdras Hallen war noch nicht die Zeit gekommen.

Lange darüber nachzudenken blieb mir ohnehin nicht. Der Befehl erging, sich sofort festzubinden. Irritiert beobachtete ich die Seeleute, die sich Taue und Seile schnappten und sich so schnell es ging irgendwo am Schiff festbanden. Für mich waren die ungewohnt dicken Taue zu glitschig, es gelang mir nicht, einen Knoten festzuzurren. Im letzten Moment rettete ich mich mit einem Hechtsprung unter Deck. Dann hob das Schiff ab.

Zumindest sagt man es so. Unter Deck sah ich es nicht, verlor allerdings den Boden unter den Füßen und schwebte unter der Decke. Tatsächlich vorstellen kann ich es mir nicht, wie das Schiff über den Himmel flog und schon gar nicht, wie das überhaupt zugehen konnte.

Dann war es plötzlich vorbei. Wir müssen auf dem Wasser aufgesetzt haben. Ich schlug auf das Deck und verwünschte meine elende Seekrankheit. So schnell wie möglich rappelte ich mich auf, um zurück auf das Oberdeck zu gelangen.

Zur gleichen Zeit hatte Finjan seinen Auftrag erfüllt. Er erblickte das Schiff, wie es abhob, und sprach den Zauber, der sein Beiboot in die Seeadler von Beilun verwandelte. Für einen Augenblick war es sein Schiff, Finjan Pettersen von Neersand, Kapitän der Seeadler von Beilunk. Er stand am Steuer, Gelassenheit in seinem Schicksal findend. Und dann kam sie.

Das monströse Schiff tauchte vor der Seeadler auf, riss ihr Maul auf, um die Seeadler darin zu zerquetschen.

In diesem Moment erschien der tulamidische Magier Zelubin, um Finjan abzuholen, doch der war zu weit weg und bewegte sich zu langsam. Die Arche biss zu und die vermeintliche Seeadler zerbrach. Finjan stürzte auf ihr boshaftes Maul zu, den widerwärtigen Tod vor Augen – und den gleichfalls fallenden Zauberer, der es irgendwie schaffte, Finjan zu fassen zu bekommen, und sie beide fortzuzaubern, zurück an Bord der Seeadler von Beilunk, der echten, wo sie mir nun vor die Füße fielen.

Ein unvermutetes Wiedersehen war das, doch kein unverhofftes. Zeit für Erklärungen blieb keine, denn das Schiff war noch nicht außer Gefahr. Finjan hatte uns Zeit verschafft. Die Arche aber hatte ihren Irrtum bemerkt, unsere Spur gefunden und sich an die Verfolgung gemacht.

Ein wildes Feuergefecht entbrannte zwischen den Schiffen. Finjan griff mit an, derweil ich ein Zeichen der Göttin erflehte. Sie erhörte mein Flehen und ich sprach der Besatzung Mut zu.

Schließlich erwies sich unser Vorsprung als groß genug und die Seeadler als das schnellere Schiff.

In der aufkeimenden Morgendämmerung blieb die Arche zurück. Für dieses Mal waren wir entkommen. Allein ein schauerlicher Ruf wehte zu uns herüber, ein Fluch, der sich gegen uns richtete, und wer ihn hörte, der hört ihn seither nachhallen, in jenem winzigen Moment vor dem Einschlafen:

 

„Der Hunger der Gold-Morgen-Tarantel wird der Wind in unseren Segeln sein! Die Perlenmeerflotte das Blut unter unserem Kiel!“

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