[4.10] Wimmelkrieger

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[4.10] Wimmelkrieger
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Gespielt am: 11. Mai 2019

Die letzte Etappe der Helden Reise zur Landebucht der geächteten Seeadler von Beilunk führte an einem kuriosen Schauplatz vorbei und bevor sie es sich versehen, werden Oberin und Finjan von zwei Trollen zum Kriegsdienst gegen einen besetzerischen Perldrachen verdonnert.

Den Namen der Göttin auf den Lippen stürmte ich an den etwas schwerfälligen Trollen vorbei und warf mich, mein ganzes Gewicht in den Speerstoß legend, nach vorne. Wir mussten den Drachen rasch töten oder das war unser Ende. Unglücklicherweise richtete sich der Drache, den wir aus einem Dämmerschlaf gestört zu haben schienen, in just diesem Moment auf und schwang unerwartet behände auf seinem Felsen herum, sodass mein Stoß um wenige Finger ins Leer ging, mich aber nach vorne riss und straucheln ließ. Ehe der Drache Notiz von meinem Missgeschick nehmen konnte, waren die Trolle heran und prügelten mit ihren mannsgroßen Waffen auf ihn ein, dass es eine Freude war!

Sonderlich beeindruckt zeigte der Drache sich davon allerdings nicht. Sein Maul schnappte zu, Pranken und Schwanz hieben um sich und seine erhöhte Position bedeutete für ihn einen zusätzlichen Vorteil. Finjan stand nah beim Höhleneingang, den Bogen gespannt, doch sein erster Schuss glitt spurlos am Schuppenpanzer des Geschöpfes ab. Ich hatte mich gefangen und warf mich erneut in den Kampf – und rannte in eine Mauer aus Feuer. Die sengende Hitze, die der Drache verströmte, war schier unerträglich.

Dessen ungeachtet schlugen meine Speerstöße gleich Blitzen auf ihn ein, doch oft genug glitten sie an seinem Schuppenkleid nahezu wirkungslos ab und auch Finjans nächsten Pfeil spürte er kaum. Die schweren Hiebe der Trolle waren da von anderer Art, doch der Drache hatte sich seinerseits in die Schulter eines von ihnen verbissen und auch der andere blutete bereits aus tiefen Wunden. Wahrscheinlich sah ich nicht besser aus, zumal meine Haut unter der glühenden Drachenhitze Blasen zu werfen begann.

So muss es in der letzten Schlacht zugehen, wenn am Ende der Zeit die Helden der Menschen an der Seite der Götter in den Krieg ziehen! Abermals stieß ich zu und diesmal hatte ich das Biest erwischt! Sein Schädel fuhr herum, entdeckte mich und schoss auf mich zu. Die zuschnappenden Kiefer verfehlten mich um Haaresbreite. Ich hatte noch so viel Schwung aus meiner Seitwärtsdrehung, dass ich ihm übermütig einen Faustschlag auf die Wange verpasste. Der Drache glotze blöd.

Die Keilerei der Titanen ging weiter, doch der Drache hatte wohl genug davon, denn als er erneut sein Maul öffnete, erhob sich darin ein Glosen. Der Schlag eines Trolls unterbrach ihn, aber daraufhin richtete er sich zu voller Größe auf und spie eine tosende Feuerlanze auf uns herab. Hastig tauchte ich unter die Felsnase, auf der er thronte und entging so den Flammen, obwohl das Drachenfeuer mir dennoch die Haut verbrannte. Finjan erzählte mir später, in diesem Moment habe er geglaubt, ich sei nur noch ein Häuflein Asche.

Da legte er den dritten Pfeil auf die Sehne. Wie mir war ihm klar geworden, dass wir verlieren mussten, wenn der Kampf nicht sogleich endete, denn unseren Trollen ging langsam die Luft aus. Als der Vorhang aus Flammen verschwand, sah ich Finjan spannen. Der konzentrierte Blick, mit dem er zielte, war bemerkenswert, so eins mit seinem Bogen habe ich ihn noch nie erlebt. Der Bogen ist eine wenig ehrenwerte Waffe, aber der Krieger, der ihn führte, der war ganz bei sich. Einen Moment funkelte Finjans Blick auf, er zog die Sehne voll durch, atmete aus und ließ den Pfeil losschnellen. Ich sah den Pfeil auf uns zu schießen, zwischen den Trollen hindurch, über mich hinweg und fuhr herum. Brüllend vor Schmerz bäumte sich der Drache über mir auf und schlug in blinder Wut um sich – genau das war es, denn wie ich jetzt erkannte, war Finjans Schuss tatsächlich in sein Auge eingeschlagen. Bloß noch das gefiederte Ende des Schafts ragte daraus hervor.

Doch es war noch nicht vorbei. Der Drache erhob sich taumelnd in die Luft, löste sich aus dem Kampf und flatterte zum Ausgang. Sein peitschender Schwanz verfehlte Finjan nur um Haaresbreite, dank seiner geschwächten Sehkraft. Ich sah Finjan seinen Bogen fallen lassen, herum fahren, in derselben Bewegung das Schwert aus der Scheide reißen und zustechen, doch der Schlag glitt an dem Drachenpanzer ab und der Drache floh weiter. Die Trolle stürmten ihm nun hinterher, doch sie waren langsam. Ich selbst schloss mich der Verfolgung an, überholte sie. Der Drache durfte nicht die Wagen erreichen!

Finjan war entschlossen, die Sache zu Ende zu bringen, doch sein misslungener Schlag hatte ihn Zeit gekostet, er kam nicht schnell genug hinter ihm her. Da geschah etwas, dessen Anblick ich meinen Lebtag nicht vergessen werde. Ich hätte zugleich aufschreien, den Atem anhalten und vor Lachen auf dem Boden liegen mögen, und rannte doch nur verbissen weiter. Die Trolle erreichten nicht den Drachen, doch sie erreichten Finjan. „Wimmelkrieger!“, brüllte der eine, riss den zu allem entschlossenen Finjan im Laufen vom Boden hoch und warf ihn an Hosenbund und Schlafittchen gepackt in hohem Bogen nach vorn.

Dieser Tausendsassa eines Neersander Kriegers schaffte es doch tatsächlich, bei dieser vollkommen unerwarteten Wendung, das Schwert sicher mit beiden Händen zu packen, während er durch die Luft taumelte, und es Spitze nach unten auf den Drachen niedersausen zu lassen, als er auf ihm aufschlug, doch schon wieder glitt die Klinge ab, Finjan schleuderte über den Drachenrücken und den Flügel zu Boden. Es war ein Bild für die Götter! Und es war das, was es gebraucht hatte, den Drachen, der sich unaufhaltsam auf die Wagen zubewegte, ausreichend zu verlangsamen.

Endlich war ich heran und diesmal fand mein Speer seinen Weg tief unter den Ansatz der Schwinge. Finjan, der sich mit bloßen Händen an der sterbenden Bestie festgekrallt hatte, stieß sein Schwert nun noch einmal in eine Wunde hinein, welche die Trolle ihm geschlagen hatte, und schlitzte den Leib des Drachen ein gutes Stück auf. Blut sprudelte hervor wie aus einem Bergquell und badete Finjan in seinem Triumph! Finjan der Drachentöter! Aber verleihen wir ihm lieber den Ehrentitel, den ihm die Trolle gaben, die nun heran waren, Finjan auf ihre Schultern hoben und nicht aufhörten zu rufen: „Wimmelkrieger! Wimmelkrieger! Wimmelkrieger! Wimmelkrieger! Wimmelkrieger! Wimmelkrieger!“

Ach ja, davor hatten die Trolle den Drachen noch rasch wortwörtlich in Stücke gehackt, wohl nur um ganz sicher zu gehen. Von dem Drachenschatz, von dem sie uns berichteten und den sie ganz großzügig uns überließen, weil sie dafür keine Verwendung hatten, wie sie sagten, war nichts zu entdecken. Dafür haben wir die Überreste des Drachen gründlich ausgenommen, sehr zu Phrygaios missfallen, doch eine solche Beute zurückzulassen nach Kampf und Tod wäre ein Frevel gewesen. Anschließend nahmen wir Abschied von den Trollen, die zufrieden wieder in ihre Behausung zogen. Finjan versprach, wir würden ihnen jederzeit wieder aus der Patsche helfen. Ein wenig übereifrig, wie mir scheint, denke ich daran, wie Trolle solche Dinge verstehen, doch auch ich mag die Kerle ganz gern. Ein Trupp von denen an unserer Seite wäre mir recht. Wer sollte uns dann noch standhalten können?

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