Gespielt am: 11. Mai 2019
Vierzehn Fässer Brandöl auf Pferdekarren über wilde Gebirgspfade zu transportieren, ist bereits eine Herausforderung für sich. Vierzehn Fässer Brandöl an einer Drachenhöhle vorbei schmuggeln zu wollen, ist dagegen völlig irrwitzig. Wollen nun noch zwei Trolle dein Brandöl als Wegzoll beschlagnahmen, so findest du dich in einer Situation wieder, die mit Fug und Recht als geradezu auswegslos bezeichnet werden darf.
23. TRAvia 33 Hal, Blutige See, Seeadler von Beilunk
Bevor ich mit der Schilderung der Ereignisse fortfahre, muss ich unbedingt eine Episode einschieben, die sich auf dem letzten Abschnitt unserer Fahrt zur Seeadler zugetragen hat, einen Tag nach unserer Begegnung mit den Trollzackern. Der Weg wurde schmaler, führte an einer Felswand entlang und musste sich bald zum Strand hinab senken. Phrygaios hatte eine andere Route nach Perricum genommen, daher machte ich mich auf, den Weg zu erkunden, mit Recht, denn zwar war der Weg eben so befahrbar, wenn man achtsam fuhr, auf dem Strand darunter aber versperrten zwei Trolle den Weg, die in ein intensives Gespräch vertieft waren und immer wieder zu einer Höhle in der Felswand hinüber schauten.
So sahen also Trolle aus! Riesen von vier Schritt Größe, in viele Felle gekleidet, mit gigantischen, grob anzuschauenden Waffen, doch ihre Gesichter erschienen weniger kantig, als ich es mir vorgestellt hatte. Die großen Kerle hatten etwas Weiches an sich, wie ich bald darauf noch besser beobachten konnte. Denn zwar wäre ich ihnen angesichts der Bedeutung unseres Auftrages lieber aus dem Weg gegangen, und sie bemerkten mich nicht, die Beratschlagung mit den Gefährten ergab jedoch, dass wir schlechterdings kaum umkehren konnten und
den Trollen im Falle einer Flucht mit den Wagen wohl genauso wenig hätten entkommen können. Wir mussten zum Strand hinunter, um Aussicht zu haben, die Seeadler rechtzeitig zu erreichen. So wie die Dinge standen, gingen wir auf Phrygaios Ratschlag ein und fuhren einfach mit den Wagen hinunter, hoffend, nicht von den Trollen behelligt zu werden. Natürlich kamen wir nicht unbehelligt davon. Die Trolle versperrten uns den Weg. Ich sprach ganz höflich mit ihnen, woraufhin sie in unserer Sprache, wenn auch recht gebrochen, eingingen. Es stellte sich heraus, dass die Höhle, die mir bereits zuvor aufgefallen war, ihre Behausung darstellte. Unglücklicherweise war ein ‚Großes Flügel’ gekommen, wie sie es nannten, und hatte ihr Zuhause besetzt. Wie wir herausfanden, handelte es sich um einen Drachen. Offenbar fühlten sie sich dem Tier im Kampf nicht gewachsen.
Bereits bevor sie das Problem geschildert hatten, hatte ich angefragt, ob wir womöglich helfen könnten, um sie friedlich zu stimmen. Jetzt beriefen sie sich auf einen ‚Pakt’ mit den ‚Wimmelkriegern’, wie sie uns nannten. Ich bin nicht sicher, ob ich begriffen habe, was sie damit meinten. Sie scheinen uns allerdings gleichfalls nicht genau verstanden zu haben. Jedenfalls kam unsere Ladung zur Sprache und sie wollten etwas davon haben, um den Großen Flügel zu töten – genaugenommen wollten sie die ganze Ladung. Das ging natürlich nicht an! Wobei mir nicht klar war, wozu sie glaubten, 14 Sprengfässer zu benötigen, das musste die gesamte Höhle zum Einsturz bringen.
Offenbar war ihnen das auch recht, so lange der Große Flügel dadurch vernichtet würde. Das ließe sich womöglich genau so gut mit einem oder zwei Fässern bewerkstelligen – um an den Trollen vorbei zur Seeadler zu gelangen, erschien das als annehmbarer Preis. Das im Hinterkopf, und in der Absicht, Phrygaios notfalls die Flucht zu ermöglichen, schlug ich darum vor, in die Höhle zu gehen und mir die Sache einmal anzuschauen – die Trolle waren begeistert!
Nur leider müssen sie meinen Plan missverstanden haben. An sich hatten wir ein gutes Gespräch, doch ganz offensichtlich ist es nicht eben leicht, sich mit Trollen zu verständigen und jeder, der in die Trollzacken reist, tut gut daran, die greifbaren Abhandlungen über Trolle zu lesen, so weitschweifig und rudimentär sie seien, denn wer hofft, mit ihnen durch freie Improvisation schon zu Rande zu kommen, kann sich sonst leicht in einer Situation wiederfinden, wie wir es nun taten. Von einem Troll missverstanden zu werden, kann rasch tödlich enden.
Die begeisterten Trolle packten sich jetzt nämlich Finjan und stürmten zu ihrer Höhle hinüber. Ich hatte mich hinein schleichen wollen, um mir ein Bild der Lage zu machen, nicht wild auf einen Drachen unbekannter Größe losstürmen wollen! Aber was half das jetzt noch? Ich riet Phrygaios noch eben, notfalls wenigstens einen der Wagen zur Seeadler zu schaffen, griff meinen Speer und rannte den Anderen hinterher. Zeit für weitere Vorbereitungen blieb dank der übereifrigen Trolle keine mehr. Und was hätte es genutzt? Gleich darauf standen wir in ihrer Höhle einem bemerkenswerten Exemplar von einem Drachen gegenüber, der locker noch um einiges größer war als unsere hünenhaften neuen Kampfgefährten.
Ich verstand, dass sie nicht gegen ihn hatten antreten wollen, nur warum sie sich plötzlich mit Finjan und mir an ihrer Seite dazu bemüßigt fühlten, das verstand ich nicht. Einerlei, es war für alles zu spät, denn die beiden stürmten bereits auf den Drachen los und wenn das Vieh zu den Wagen durchbrechen sollte, würde eine Feuersäule die Küste erleuchten und kein Nachschub die Seeadler erreichen.
RONdra, was hast Du mir da für eine stolze Bewährungsprobe verehrt. Zeit zum Abhauen oder draufhauen. Also nichts wie drauf!