[4.8] Todesboten

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[4.8] Todesboten
Loading
/

Gespielt am: 11. Mai 2019

Die Trollzacken sind eine raue und gänzliche fremde Gegend für Oberin und Finjan. Die Karren gefüllt mit hoch explosivem magischen Brandöl durch die felsigen Gebirgshänge zu lenken, stellt dabei allerdings nur eine von vielen Gefahren auf ihrem Weg dar.

21. TRAvia 33 Hal, irgendwo in den Trollzacken

Die Trollzacken sind eine so scheußliche Gegend, wie man es sich erzählt. Der Menschenschlag, der hier lebt, scheint noch blutrünstiger zu sein, als selbst die Anhänger KORs. Zwei von ihnen sind uns heute während einer Rast begegnet. Offenbar saßen wir ihnen im Weg, doch ich sagte ihnen gleich, dass wir bloß friedlich unseres Weges ziehen wollten, und machte Platz, damit sie passieren konnten. Der Gröbere der beiden, nicht ganz vier Köpfe größer als ich, bestand dessen ungeachtet auf einem Duell nach Trollzacker Art.

Ich hatte keine Ahnung, was das sei, doch um der kulturellen Begegnung willen und weil es sonst ganz offensichtlich unvermeidbar zu einem Blutbad gekommen wäre, ließ ich mich darauf ein, von ihm beiseite geführt zu werden, um es mir erklären zu lassen. Wir setzten uns hin, er nahm seinen Dolch, schnitt sich damit in die Hand. Mir erschien es wie eine Art Kriegerschwur oder etwas dergleichen, unserem Blutopfer an die Göttin nicht gänzlich unähnlich. Darum erwiderte ich die Geste. Dann aber fügte er sich eine tiefe Schnittwunde in die Schulter zu, woraufhin uns allen Dreien dämmerte, dass hier etwas ziemlich Übles vonstatten ging.

Ich weigerte mich, fortzufahren und auch diese Geste zu erwidern, denn unsere Kampfkraft zu schwächen, ist der Göttin ein Greuel. Ich mühte mich, mit dem Trollzacker zu sprechen, doch er beharrte darauf, ich hätte dem Duell zugestimmt, wobei ich noch auf die Erläuterung der Regeln gewartet hatte, die er nun nachreichte. Offenbar funktioniert ein Duell unter Trollzackern so, dass man sich abwechselnd selbst Schnittwunden zufügt, bis einer am Blutverlust stirbt. Was für eine barbarische Form des Duells, bei dem es in keinerlei Weise um die Kampffertigkeiten oder das körperliche Geschick der Kontrahenten geht! So etwas ist unerhört! Ein solches Duell ohne jeden Anlass konnte ich unter keinen Umständen akzeptieren, was der Trollzacker jedoch als Rechtsbruch begriff.

Ein kurzer und heftiger Kampf entbrannte, in dem Finjan und ich die Trollzacker erschlugen. Phrygaios macht nicht den Eindruck, ein großer Kämpfer zu sein, selbst wenn man ihm zugesteht, keine Waffe mit sich zu führen aber da hätten wir aushelfen können, doch er ging lieber in Deckung. Mein Widersacher hatte eine tödliche Wunde erlitten, doch gab er Finjan zu verstehen, er solle auf den Gnadenstoß verzichten. Ihre Bräuche mögen barbarisch sein, doch er stellte sich Leben und Leiden bis zum letzten Atemzug. Ein tapferer Mann war er, sein Gefährte gewiss nicht minder, ihr Tod auf der Straße so unnötig.

Aber das war nicht das Schlimmste, was uns in diesem Land widerfuhr. In der gestrigen Nacht, während meiner Wache, erschien ein boshaftes Geschöpf an unserem Lager. Zunächst waren es nur Augen in der Nacht, ich weckte die Gefährten. Im Licht eines von Finjan abgeschossenen brennenden Pfeils offenbarte sich eine grausige Fratze. Ein Luchs war es, doch sein Körper war zerrissen, sein Gedärm hing heraus. Ein lebendes Wesen war es nicht. Zwischen seinen Zähnen hing der Stoff einer Matrosenuniform, daran Manschettenknöpfe, die sein Opfer als Offizier auswiesen.

Sein Anblick war ekelerregend, doch viel schlimmer noch war die fahles Fleisch gewordene Verhöhnung unserer Göttin, die mir da entgegen trat. Ein solcher Frevel kann nicht geduldet werden. Was immer das Untier war, ich musste ihm entgegentreten, um die Schmach der Göttin zu rächen. Doch es wandte sich ab und verschwand in der Nacht, obwohl seine furchtbaren Augen weiterhin auf uns herab sahen. Ich ging ihm nach in die Dunkelheit, um es zu stellen.

Die Gefährten wollten mich zurückhalten, aber das hier war etwas, das ihren Horizont überschreitet; ich schüttelte sie ab und verfolgte die Bestie. Ihm in Nacht und Schneegestöber zu folgen war ziemlich schwierig und schließlich musste ich mir eingestehen, die Spur verloren zu haben. Unverrichteter Dinge kehrte ich um. Zum Lager zurück zu finden war fast genau so schwierig, denn meine eigenen Spuren waren noch weniger sichtbar als die Blutspur der Geisterbestie. Plötzlich tauchte ein Schemen vor mir aus der Dunkelheit auf.

Ich forderte ihn auf, stehen zu bleiben, doch er gehorchte nicht. Gleich darauf zischte ein Pfeil an mir vorbei. Den Speer zum Zustoßen bereit stürmte ich vorwärts. Der heulende Wind trieb einen weiteren Pfeil an mir vorbei, doch der dritte traf mich in den Arm, ehe ich heran war. Vor mir wurde der Mann nun sichtbar, der da auf mich geschossen hatte. Es war Finjan. Im Sturm war es uns unmöglich gewesen, einander zu erkennen. Er hatte Glück, dass sein letzter Pfeil mich getroffen hatte. Andernfalls hätte mein Speer gleich darauf seine Brust durchstoßen. Finjan tat sein Bestes, meine Wunde zu versorgen, ehe ich meine Wache wieder aufnahm. Eine zufällige Begegnung war das nicht. Die Fratze wurde zu mir geschickt. Sie trug eine Nachricht, die für mich bestimmt war, für mich allein. Dieses Geschöpf ist ein Bote des Todes.

Schreibe einen Kommentar