Oberins Fünfte Predigt – Kapitäne von eigenen Gnaden

Vorgetragen am: 08. Februar 2020

Die neue Mannschaft unter Kapitän Finjan Pettersen und Bordkaplan Oberin Sturmbund hat sich an Bord eingefunden und wird nun von Oberin auf die gefährliche Reise durch die Blutige See von Khunchom nach Vallusa vorbereitet.

Die Messe zum Aufbruch der Urischar

19.HESinde

(Oberin tritt an Deck vor die versammelte Mannschaft.)

„Heil dir, Rondra, Himmelsleuin,

die du gleißend gleich dem Feuer

wie die Liebe heiß und teuer,

flammend deinen Wagen lenkst.

Heil dir, Rondra, Himmelsflamme,

Deren Blut von Sumus Stamme,

Nie gezähmt von Gott noch Manne,

allen Kriegern Glauben schenkt.

Heil dir, Rondra, Himmelshammer,

nie verschlossen deine Kammer,

wenn am Tore pocht die Ramme,

in der Luft der Schlachtruf hängt.

Heil dir, Rondra, Himmelsklinge,

der allein zum Ruhm ich singe,

decke den mit deiner Schwinge,

der dir zu Ehr sein Banner schwenkt.

Und fehlt der letzte Hieb mich nicht,

Herrin Rondra, Himmelslicht,

halt mir nicht zu streng Gericht,

wenn du meine Fahne senkst.“

(Heil dir, Rondra, Himmelsleuin)

 (Gießt Wein in einen Becher und erhebt ihn.)

Ein jeder unter Euch sei willkommen an Bord!

Ich trinke auf Eure Anwesenheit und darauf, dass das Ende unserer Fahrt unter einem guten Stern stehen möge.

(Er trinkt, tritt dann zur Reling.)

Der zweite Schluck gebührt der Herrin RONdra, ihrem Gemahl EFFerd und ihrem Sohn SWAfnir.

(Er gießt den Becher aus und betet:)

 „Große Göttin Siegesreich, unfehlbares Schwert Alverans,

starker Schild Melliadors – Rondra!

Heil und Ruhm sei dir und deinem mächtigen Walkür!

Mythrael, Tigerhäuptiger, Helfer in der Not.

Erfülle mein Herz mit Unbeirrbarkeit und Mut, zu tun, was mir vorherbestimmt.

Deinem Brandschwert gleich sei mein Zeugnis – rein und unaufhaltsam.

Lass mich nicht zagen, denn ich streite und ich wahre allein zum Ruhm der großen Göttin Donnergleich.

Darum, o Walkür, empfehle mich der großen Leuin Alverans!“

(Hausgebet des Ordens zur Wahrung)

(Oberin  lässt Schalen mit geweihtem Wasser herum gehen. Dann springt er auf die Reling, hält sich an den Wanten fest, läuft auf und ab.)

„Matrosen!

Söldner!

Jeder von Euch ist hier, weil Ihr dafür bezahlt werdet. An Bord der Urischar gibt es für jeden von Euch eine Aufgabe, die seinen Fähigkeiten entspricht. Das ist ein guter Grund.

Doch ist es der einzige Grund?

Viele von Euch werden ihr Vertrauen besonders dem Herrn EFFerd schenken, denn Ihr seid Seeleute und er trägt uns alle auf seinen Wellen, mal in ruhiger Fahrt und mal auf wilden Wogen hin und her geworfen.

Viele haben ihr Leben den Regeln des machtvollen KOR verschrieben, der keine Schwäche duldet, der den Kampf liebt und den Tod nicht fürchtet.

Gehe ich nicht recht in der Annahme, dass ein jeder von Euch hier ist, weil er ein gefälliger Diener der Götter ist?

Es ist Eure Sehnsucht, die Euch an Bord der Urischar geführt hat! Die Sehnsucht nach der Ferne, die Lust am Abenteuer, die Verlockung der See, der Rausch des Kampfes!

Was gibt es Besseres als diesen Grund?

Und doch – wisst Ihr sicher, dass dies der wahre Grund ist?

Ihr habt angeheuert für eine Fahrt. (Hebt den Zeigefinger) Eine Fahrt.

Tut Eure Arbeit gut, und Ihr werdet ordentlich entlohnt.

Gehorcht, und für Euch soll gut gesorgt sein.

Seid tapfer, und den Göttern wird es gefallen.

Eine Fahrt nur. Vielleicht nur eine Fahrt. – Aber dies ist die Blutige See!

Hier kann alles geschehen.

Wir brechen auf zu einer schlichten Passage entlang der Küste.

Doch was dann folgt, ist völlig offen. – Die ist die Blutige See!

Dämonisches Pack beansprucht die Herrschaft über die Küsten dieses Gewässers; Dämonengezücht wandelt ungestraft unter der Praiosscheibe auf seinen Wellen – heute noch.

Aber so soll es nicht bleiben!

Die Götter zürnen dieser Schmach auf der Oberfläche Aventuriens. Und die guten Menschen und alle, die in den Zwölfgötter treuen Ländern leben sollen es nicht dulden!

(Zieht das Schwert.)

Heute brechen wir auf zu einer einfachen Fahrt, doch wenn die Reise endet, wird im gesamten Gebiet der Blutigen See nicht ein dämonischer Wicht, nicht ein Paktierer mehr stehen!

(Bei jeder Gottheit hebt er das Schwert)

Bei RONdra! Bei KOR! Bei EFFerd und allen zwölf Göttern!

(Springt von der Reling. Lässt das RONdra-Banner hissen. Kniet nieder, auf das Schwert gestützt, spricht das Gebet inmitten der Mannschaft:)

„Ewig stehst du deine Wacht,

sei´s Mittagsstund, sei´s Mitternacht,

hier wo dein erster Tempel stand,

erhebst du schützend deine Hand.

hier wo die wilden Wasser zieh´n,

heil dir, Himmelsleuin kühn.

Wer jemals auf den Zinnen stand,

in Brünne, Harnisch, erzgewandt,

dem hilfst allein du tapfer sein,

im Angesicht aller Pein,

und niemals aus der Schlacht zu flieh´n,

heil dir, Himmelsleuin kühn.

Wer frevelt wider deinen Rat,

wird bald bereuen seine Tat.

Ob Söldner oder Rittersmann,

ob Schwertgeselle, niemals kann

er deiner Pranke sich entzieh´n,

heil dir, Himmelsleuin kühn.“

(Heil Dir, Himmelsleuin kühn)

(Erhebt sich wieder, legt den Knauf des Schwertes auf das Herz, die Klinge weist zum Himmel, den Blick auf das im Wind flatternde Banner gerichtet. Nicht gerufen aber sehr volltönend gesprochen:)

Non nobis domina, non nobis, sed nomine tua da gloriam!

Nur eine einfache Fahrt ist es, die wir heute unternehmen, doch vielleicht haben die Götter einige unter uns auf den Planken dieses Schiffes zusammengeführt, weil die Reise noch viel weiter geht.

Bedenkt dies: nicht nur die Augen von Kapitän Finjan ruhen auf Euch. Es sind die Götter, die über Euch wachen.

Jetzt auf nach Vallusa! Der Stadt, bei der wir standgehalten haben!

Non nobis domina, non nobis, sed nomine tua da gloriam!

Gen Vallusa!

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