[4.1] Stadt des Fuchses

Tagebuch des Oberin Sturmbund
[4.1] Stadt des Fuchses
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Gespielt am: 11. Mai 2019

Gareth, Hauptstadt des Mittelreiches, Stadt von Licht und Schatten, Metropole im Herzen des Kontinents. Sie ist nur eine Zwischenstation auf der Reise der Helden nach Perricum und doch hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck mit ihren unübersichtlichen Gassen und monumentalen Prachtbauten. Doch in den Eingeweiden der Stadt verbirgt sich mehr, als das Auge erahnen könnte.

2.TRAvia 33 Hal, Gareth, Taverne „Voller Humpen“ 

Ohne Zwischenfälle nennenswerter Natur sind wir bis Gareth gelangt. Eine lange Weile mussten wir am Puniner Tor anstehen, wobei die Langeweile wieder einmal Finjans zweifelhafte Vorstellung von Zeitvertreib zutage gefördert hat. Dass es nicht zu einer Schlägerei kam, war durchaus glücklich. Danach hat er sich abermals dem Glücksspiel mit den Thorwalern gewidmet, was zumindest für Ruhe gesorgt hat, bis Stoerrebrandt uns durch das Tor gelotst hat. Anschließend wurde die Mannschaft in der Taverne „Voller Humpen“ von ihm einquartiert. 

Hier sind wir also: Gareth – Hauptstadt des Reiches. Ort ohne Nacht, Heimat von 100.000 Bewohnern, Hort prachtvoller Tempel und Prunkbauten ohne Zahl, reich bedacht mit üblen Flecken und gefährlichen Gassen. Was ist nicht alles über diese Stadt geschrieben worden? Bibliotheken könnten die Abhandlungen über Geschichte und Kultur füllen! Welch Geschichten werden von diesem Ort berichtet, zum Teil bar jeder Glaubwürdigkeit! Wie sehr habe ich diesem Besuch entgegengefiebert! 

Doch für all dies bleibt nun keine Zeit. Zwar können wir die unbestimmte Zeit bis zu unserem Aufbruch, in der weitere Truppen angeworben werden sollen, nach belieben nutzen; Finjan und ich allerdings hatten im Anschluss an einen kleinen Stadtbummel einen ungemütlichen Abend. 

Der Fremde, der mit uns gemeinsam in die besetzte Feste Draustein eindrang, nötigte uns zu einem Gespräch, tat, als wolle er uns warnen, aber dieser Mann kennt schlicht keine Ehre. Er sagte, unser Zug sei verdammt und wenn wir nicht gleich den Maraskanern biegsam wie das Gras seien, wäre uns ein rasches Ende gewiss. Nichts weiß dieser Mann von den Wegen der Göttin und will mich belehren! 

Gleichwohl, wenn stimmt, was er sagt, ist er nicht ohne Einfluss oder jedenfalls scheint es, als diene er einflussreichen Herren. Wenn wahr ist, was er spricht, muss ich wissen, was es damit auf sich hat. 

Allein aus diesem Grund habe ich mich auf seine unsinnige Forderung eingelassen, den morgigen Tag auf den Straßen Gareths als Bettler zuzubringen, als ob zu betteln einem Geweihten RONdras in irgendeiner Weise zu Gesicht stehen könnte! Darum nehme ich die Herausforderung an, als Bettler zu leben, ohne zu betteln. Dass selbst Finjan sich darauf eingelassen hat, zeigt, wie wenig Wahlmöglichkeiten er uns gelassen hat. Ein eigenartiger Ring ist das, den er uns da vorgelegt hat. Einstweilen will ich nicht mehr davon schreiben, bis mir die Angelegenheit klarer ist. 

 

3.TRAvia 33 Hal, Gareth, Taverne „Voller Humpen“ 

Gewiss war dies eine der scheußlichsten Tage in meinem Leben. Was man sich auf der Straße als Bettler alles gefallen lassen muss! 

Vor Morgengrauen zerschliss ich eine meiner guten Hosen, ging nur mit dieser bekleidet hinaus und vervollständigte meine notdürftige Maskerade mit Schlamm und Schmutz von der Straße, ehe ich mir bei ein paar Stadtwachen unterwürfigst eine Bettelmarke, nun ja, erbettelte. Dergestalt ausgerüstet, begab ich mich zu einem der großen Plätze, um das Herz der Menschen mit Geschichten zu erweichen, die ich aufgeschnappt habe. Die Herzen der Menschen sind hart gegen Bettler! Ein feiner Schnösel hat mich gar dafür bezahlt, den Mund zu halten; ist dies zu fassen? Bemerkenswert ist es allerdings schon, wie wenig Beachtung Bettlern geschenkt wird. 

Den Tag habe ich ganz gut hinter mich gebracht, obwohl ich gewiss nicht zum Betteln tauge und mein Almosen kaum für ein Abendessen gereicht hätte. 

Finjan erging es unterdessen noch viel ärger. Erstaunlich, wie rasch der Mann sich Freunde und Feinde macht. In einer Gasse traf er auf einen Bettler, der ihm so ans Herz rührte, dass er ihm im Laufe des Tages alles gab, was er selbst erbettelte – was auch nicht eben viel war, obwohl oder gerade weil er die Damen der Stadt recht offensiv anbettelte. Dann aber geriet er an eine Räuberbande, die selbst Bettler ausnimmt und ihn womöglich totgeschlagen hätte, hätte er nach kurzem Kampf nicht doch seine Einnahmen herausgerückt. Danach wäre er um ein Haar von der Stadtwache verhaftet worden, denn offenbar war Finjan nicht bekannt, dass er um Betteln zu dürfen, einer Bettelmarke bedurfte. Zu seinem Glück glaubte die Wache die Geschichte, er sei ausgeraubt worden. In gewissem Sinne stimmte es sogar und ganz eindeutig sah er so aus. Sein Freund der Bettler half ihm dann mit einer Marke aus und brachte ihm das Bettelhandwerk näher. Finjans restliche Einnahmen hat er sich also redlich verdient, wenngleich ich anders als Finjan gewisse Zweifel daran hege, dass der Mann acht Kinder zu versorgen hat. 

Sei´s drum, der Wettbewerb, wer von uns beiden an diesem Tag mehr zusammenbringen würde, war jedenfalls nicht der Rede wert, so mager wie wir abgeschnitten hatten. 

Dessen ungeachtet war der enervierende Fremde, der sich uns als Falcron vorgestellt hatte, einigermaßen zufrieden mit unserer Vorstellung, zufrieden genug zumindest, uns eine weitere Aufgabe für morgen aufzuhalsen. Erstaunlich, wie gefragt wir bei den absonderlichen Wettbewerben eigenwilliger Reisegefährten sind. 

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