[12.2] Menschenfleisch

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[12.2] Menschenfleisch
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Gespielt am: 09. November 2019

Oberin und Finjan haben Schwierigkeiten sich in ihre Rollen als Karmoth-Gardisten einzufinden. Als der schreckliche Berserker Perdido Dorkstein dann seine ewige Wut an einem der Minensklaven auslässt, rutscht Oberin ein unpässlicher Kommentar heraus…

Er schnauzte mich an, wie ich es wagen könne, ihm etwas sagen zu wollen. Die Hand hatte er schon am Schwertgriff. Servil bat ich um Vergebung, ich hatte ihn ja nicht erkannt. Das Schwert kam weiter aus der Scheide. „Schwächling“, rief jemand. Geduckt – mit eingeklemmtem Schwanz, ließe sich sagen – verharrte ich. Nichts, was ich jetzt tun könnte, würde mich retten. Das tat dann Finjan, indem er mich beiseite stieß und mich beschimpfte. Mein Glück war, dass er seine Sprache ebenrechtzeitig wiedergefunden hatte. Für Dorkstein schien die Angelegenheit damit erledigt, er kümmerte sich nicht weiter um uns.

Finjan verpasste mir noch einen saftigen Tritt und befahl mir, zu den Anderen in der Küche hinüber zu gehen. Eilig gehorchte ich, als ich ein Prickeln verspürte. Ich schaute zur Seite und da stand die Hexe, die uns im maraskanischen Dorf im Dschungel entkommen war. Mein Herz krampfte sich zusammen. Sie hier! Jetzt bloß nicht erkannt werden, keine Schwäche zeigen, so hielt man es ja hier. Also fuhr ich sie an, was sie denn anstarre. Gefährlich ruhig ließ sie es mich wiederholen, dann wurde ich auch schon gepackt, zu Boden gezwungen und mit eiserner Hand zurechtgewiesen. Ich kniete vor ihr, wie sie es wünschte, was blieb mir?

Sie drosch mir ihr Knie ins Gesicht, dass mein Blut nur so spritzte. Damit war diese Sache für sie auch geregelt. Das war wohl meine einzige Vorwarnung. Ich schleppte mich zur Küche. Was wir auch taten, wir machten es offenbar verkehrt und uns unauffällig unter die Truppen zu mischen war wohl bereits schiefgegangen. Finjan gesellte sich zu uns und die ganze Gesellschaft machte sich dankbar über das Fleisch her, das wir vom Koch gereicht bekamen. Nach dem langen Weg durch den Dschungel, auf dem es kaum je eine ordentliche Mahlzeit gegeben hatte, waren wir tatsächlich dankbar dafür. Es mochte keine besonders raffinierte Speise sein, aber sie schmeckte akzeptabel und füllte den Bauch. Außerdem war ich froh, auf meinen Teller starren zu können und zum ersten Mal in dieser ersten halbe Stunde im Lager nichts Falsches zu tun.

Aber dann langte der Koch in seine Vorratskiste, um das nächste Stück Fleisch in die Pfanne zu hauen. Nur dass er zuvor mal eben noch die Hand abhackte, die noch daran hing. Allen wurde es zugleich klar. Wir aßen gerade Menschenfleisch. Finjan würgte, schlug sich die Hand vor den Mund und rannte hinaus. Unsere Männer schoben die Teller von ihren rebellierenden Mägen. Ich bemerkte Gerons Blick, als ich scheinbar ungerührt einfach weiter aß. Auch mir kam es hoch, gerne wäre ich auch hinaus gerannt, um mich zu übergeben, aber ich weigerte mich, schon wieder aufzufallen. Wir waren soweit gekommen, das durfte einfach nicht umsonst gewesen sein. Das war der einzige Gedanke, den ich vor mir sah, Bissen für Bissen. Mir wird jetzt noch schlecht und zum Glück leben wir, damit ich mich jetzt übergeben kann und bald die Vergebung der Götter erflehen kann.

Der Koch hatte Finjan einen zweifelnden Blick nachgeworfen und mir wohl nicht recht abgenommen, dass der Feldwebel noch an den Folgen des Überfalls durch die Rebellen litt.

Wir hatten endgültig keine Lust mehr auf ein weiteres Gespräch mit ihm und gingen, uns kurz in der Offiziersbaracke umzuschauen, bevor wir das Lager einmal inspizierten, darauf bedacht, dem Endurium Korps nicht aufzufallen. Im Anschluss an unseren Rundgang gesellten wir uns zu einigen Gardisten, die zwei Äffchen mit Messern gegeneinander kämpfen ließen; so ziemlich der einzige Zeitvertreib, den es hier gab. Wir unterhielten uns eine Weile mit einem der Gardisten, bekamen so einen ungefähren Eindruck von der Stimmung und den Abläufen im Lager. Das Korps setzte strenge Disziplin durch, wir mussten uns wirklich vor ihnen hüten. Ich hatte das beklemmende Gefühl, sie wussten, wenn man bloß an sie dachte. Von Zeit zu Zeit spürte ich ihre sengenden Blicke. Und vom Anblick der Flugschlange, die in der Nähe des schweren, mit Eisen beschlagenen, doppelflügligen Tores, hinter dem sich der Mineneingang verbarg, schwebte, bekam ich Kopfschmerzen. Ich war ratlos, wie wir unter den Augen des Korps einen Raub durchziehen sollten, denn gegen sie zu kämpfen war gänzlich sinnlos. Jeder weitere Blick auf sie bestärkte dieses Bewusstsein bloß.

In diesem Gespräch bekamen wir, wie sich bald erweisen sollte, eine entscheidende Information. Uns waren schon zuvor drei Kisten aufgefallen, die an unterschiedlichen Stellen des Hauptplatzes aufgestellt waren.  Unser Gesprächspartner eröffnete uns, in der Kiste, die am nächsten zur Mine stehe, befände sich das Endurium und dass es nicht verboten sei mal hinein zu sehen, denn wir bekundeten – wahrheitsgemäß – nie zuvor dieses Gestein gesehen zu haben. Wir nahmen das zur Kenntnis, doch als unserem Gesprächspartner die Unterhaltung offensichtlich zu langweilig wurde, begaben wir uns zur Schmiede hinüber. Man hatte uns gesagt, sie werde nur noch als Lager für das Gold benutzt, das mit dem Endurium aus der Mine kommt. Das Gold interessierte uns nicht, wir wollten uns bloß umsehen, doch ehe wir eintreten konnten, trat uns ein Krieger des Endurium-Korps in den Weg und jagte uns weit weg. So viel dazu, dass man sich im Lager frei bewegen könne. Wir verzogen uns in die Küche zu einer leisen Beratung bei etwas zu Trinken. Es schmeckte nicht sonderlich, was es war, wollte ich lieber nicht wissen.

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