[12.3] Knochenberge

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[12.3] Knochenberge
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Gespielt am: 09. November 2019

Seit ihrem Eintreffen in der Mine ging alles schief. Dieser Ort ist grauenerregender als Oberin und Finjan es sich je hätten vorstellen können und die Elitekrieger des Endurium-Korps sind zu wachsam, um einen gewagten Schritt zu unternehmen.

Uns war klar, dass unsere Pläne an diesem Ort undurchführbar waren. Wir konnten in dieser finsteren Grube keine vier Tage verbringen und niemand in diesem schwarzen Loch würde rebellieren. Nur wie sollten wie an das Endurium herankommen, wenn einem fast andauernd jemand aus dem Endurium Korps auf den Füßen stand? Die Kisten hatten mich immerhin auf einen noch unklaren Gedanken gebracht. Wenn das Endurium in der bezeichneten Kiste war und wir diese Kiste mit einer der anderen vertauschten, dann hätte das Korps die falsche Kiste im Blick und die echte Endurium Kiste ließe sich plündern. Wie das allerdings praktisch zu bewerkstelligen wäre, davon hatte ich keine Vorstellung. Wir gingen auf einer weiteren Runde durch das Lager, wechselten ein paar Worte mit Gardisten, gemahnten unsere Leute, Disziplin zu halten und schauten uns nach irgendetwas Hilfreichem um, doch da war nichts zu erkennen. Was Finjan dann packte, weiß ich nicht, es war noch keine Gelegenheit, darüber zu sprechen. Ob er einfach kurz von Sinnen war, ob es die Hoffnungslosigkeit dieses grauenvollen Ortes und die Abscheulichkeit seiner Herren war, welche selbst die Karmoth Gardisten in Furcht hielten oder ob er einfach beseelt von tollkühnen Mut begriffen hatte, dass etwas geschehen musste, schnurstracks marschierte er mit einem Mal auf die vermeintliche Endurium Kiste zu. Mir gebot er, zurückzubleiben. Ich fügte mich und beobachtete. Mit dem Griff, mit dem er entschlossen den Deckel anhob, setzte er unseren Raubzug in Gang.

Zu diesem Zeitpunkt aber konnten wir das nicht mit Sicherheit wissen. Tatsächlich traf Finjans Blick fünf Gesteinsbrocken von chaotischem Schwarz, die, wie er später noch herausfinden würde, niederhöllischen Schmerz bereiteten, sobald man sie nur berührte. In diesem Moment wuchs aber auch schon ein Krieger des Endurium Korps neben Finjan aus dem Boden und stellte ihn zur Rede. Ganz offenbar war es nicht erlaubt, sich das schier unbezahlbare Metall mal eben kurz anzuschauen. Zur Strafe wurde es Finjan auferlegt, den hohen Haufen menschlicher Knochen in der Mitte des Hauptplatzes zwischen den beiden Gebäuden, die parallel zur Schlucht errichtet worden waren, zu vergraben. Gehorsam ging Finjan sich eine Schaufel aus der Kiste zwischen dem Stall und den Sklavenbaracken holen. Was dann geschah, erfuhr ich erst später. Zwar ging ich bei Finjan vorbei, als er eben anfing, die Grube auszuheben, doch er schickte mich sogleich fort und kurz darauf wurde auch mir ein Besuch eines Endurium Kriegers zuteil. Um die Chronologie der Ereignisse zu wahren, will ich aber hier schon vorwegnehmen, wie sich die Situation weiter entwickelte. Denn kaum hatte  der Leutnant mit seiner Arbeit begonnen, wurde er von einer Stimme aus dem Turm zurechtgewiesen, das Loch nicht an der rechten Stelle zu schaufeln, zu weit von der Palisade entfernt. Ganz seinem Naturell entsprechend und womöglich unserem Eindruck von den Sitten hier, ließ der Leutnant sich mal gerade gar nichts von einer Stimme aus einem Turm befehlen. Zu seinem Unglück handelte es sich bei dem Gardisten, den er vor sich hatte um einen höherrangigen Offizier, der zudem gut mit seinem Schwert umzugehen wusste. Kurz und schlecht, gleich darauf fand sich Finjan entwaffnet am Boden unter dem Stiefel des Mannes wieder. In der Folge musste er die Grube mit bloßen Händen ausheben. Was blieb ihm übrig, als sich zu fügen?

Derweil kam einer der Endurium Krieger zu mir herüber und brachte mich in die Offizierbarracken in eine Schreibstube. Zu meinem Erstaunen wurde mir aufgetragen, einen Brief für Perdido Dorgstein niederzuschreiben, den mir eben jenes Mitglied des Endurium Korps diktierte. Völlig verdattert war ich sodann über das, was er mir diktierte: >Xeraan, Du fetter Wanst<, so oder so ähnlich lautete die Anrede. Ohne den Kontext des Briefes zu kennen, begriff ich ihn nicht ganz. Dorkstein berief sich darauf, derjenige zu sein, der entscheidet, wer die Steine bekommt.  Ich mutmaßte, er sprach vom Endurium. Anscheinend hat der Kerl, an den der Brief adressiert war, Dorkstein einen gedungenen Mörder geschickt. Allerdings blieb mir unklar, ob Dorkstein eines Meuchelmörders bedurfte oder ob dieser Xeraan versucht hatte, Dorkstein ermorden zu lassen. Aber wer würde schon wagen, dieses Monstrum hinterrücks zu ermorden? Das klang unwahrscheinlich. Mehr Zeit zum Nachdenken bekam ich nicht. Nachdem die Tinte getrocknet war, besah sich der Mann des Korps den Brief und war offenbar zutiefst erstaunt über dessen sachgerechte Ausführung. Derartige Schreibkunst war unter den Karmoth Gardisten nicht eben verbreitet. Wieder ein Fehler. Einstweilen ließ der Mann mich einfach sitzen. Verwundert wartete ich einen Moment, doch als er nicht wiederkam, nutzte ich meine Chance.

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