Gespielt am: 09. November 2019
Finjan hat herausgefunden, wo das Endurium gelagert wird, doch die Kiste unentdeckt aus der Mine zu schaffen, scheint geradezu unmöglich. Währenddessen wird Oberin von einem der Korpsmitglieder für eine Schreibarbeit in der Offiziersstube akquiriert. Als dieses ihn dann dort alleine lässt, sieht er seine Chance gekommen.
Auf dem Weg zur Stube war mir eine Treppe aufgefallen, die nach unten führte. Vielleicht gab es da unten etwas, das uns weiterbringen würde, ein Geheimnis dieser Mordbande. Es war riskant, doch etwas sagte mir, dass uns die Zeit davonlief. Ich schlich mich zurück und beschritt die Stufen, die in die Dunkelheit führten. Seltsamerweise wurde die Dunkelheit um so finsterer, bis keine Wände mehr da waren. Über mir hörte ich die Stimme des Kriegers vom Endurium Korps. Offenbar war er zurückgekommen und suchte nun nach mir. So stieg ich blind, allein meinen Füßen vertrauend, weiter hinab in die Finsternis. Sie schien kein Ende zu haben. Je weiter ich kam, desto zweckloser schien es mir, unverrichteter Dinge umzukehren. Es konnte doch nicht noch tiefer hinab gehen. Doch das tat es. Endlich unten angekommen fand ich – gar nichts. Keine Mauern, kein Licht, keine Tür. Ich befand mich in unkenntlicher Finsternis. Da war es, als gemahnte mich die Göttin, meinen nächsten Schritt weise zu wählen. Da machte ich kehrt und eilte die Stufen wieder hinauf. Was immer hier unten war, nur die Dunkelheit, etwas darin oder ein Nichts, meine Kräfte waren dem nicht gewachsen. Verfolgt von einem Grollen, das den Eingeweiden des Berges zu entstammen schien, kehrte ich unverrichteter Dinge in die Finsternis der dunklen Grube zurück, die zu betreten, wir auf uns genommen hatten. Ich entkam aus den Offiziersbarracken, in dem ich die Wache mit meinem Platz bei einer möglichen Versetzung bestach und machte mich schleunigst aus dem Staub.
Auf dem Weg zur Offiziersbaracke fand ich da auch Finjan, im Staub. Staub, der sich mit dem Einsetzen des allabendlichen maraskanischen Regens in Schlamm verwandelt hatte. So sehr Finjan mit seinen Händen grub, von den Rändern lief die schlammige Erde bereits wieder zurück in den Trichter, in dem er kniete. Bei diesem Anblick kam mir mit einem Mal eine Idee, wie ich zwar nicht Finjan von seinem furchtbaren Los befreien konnte, wie wir aber die Situation nutzen konnten, um zu tun, weswegen wir überhaupt an diesen götterverlassenen Ort gekommen waren. Zügig sammelte ich ein paar unserer Männer ein, die den kleineren der beiden Karren auf dem Hof zum Knochenhaufen ziehen sollten. Wie zu erwarten vertrat uns abermals ein Mitglied des Endurium Korps den Weg zu unserem Glück verbot er uns nur den Karren, nicht aber die Knochen zum Leutnant zu schaffen.
Jetzt brauchten wir aber mehr Hände, also ließ ich auch die anderen aus unserem Trupp holen – und die Werkzeugkiste heranzuschaffen, aus der Finjan seine nun nutzlos am Rande seines Loches liegende Schaufel genommen hatte. Mit bloßen Händen begannen wir, die Knochen der Unglückseligen, die diese Schwarze Grube vor uns betreten hatten, im strömendem Regen zur Palisade zu schaffen. Während wir hin und her gingen, verschwand das Endurium Korps, von Dorkstein selbst geführt, im Inneren der Mine. Mein Herz schlug wie wild. Wir erhielten eine Chance, wahrscheinlich eine einzige Chance! Zu meinem Bedauern enthielt die Werkzeugkiste keine Säcke, in die wir die Knochen hätten füllen können. Ich ließ sie aus dem Weg räumen und als das einzige auf dem Hof verbliebene Mitglied des Endurium Korps sich damit zu vergnügen begann, die im Grunde schon gestorbenen Sklaven zu misshandeln, dirigierte ich einen stillen Tausch der Enduriumkiste – dass sie es war, hatte Finjan mir direkt nach seinem neugierigen Blick bestätigt – mit der Werkzeugkiste, die ihren Platz einnahm. Gleichzeitig tauchte der Leutnant auf, erkannte, was vor sich ging und lenkte den Endurium Krieger mit irgendeiner Frage ab, die ihm nur noch mehr Ärger einbrachte. Dadurch konnte ich allerdings die Enduriumkiste zum Stall hinübertragen lassen, wo ehedem die Werkzeugkiste gestanden hatte. Der erste Teil unseres Raubes war geglückt! Nun musste einer von uns das Endurium hinausschaffen.
Fleißig schleppten wir weiter Knochen zur Grube. Der Leutnant entschied, ich solle mit dem Endurium fliehen. Also nahm ich mir die Schaufel vom Rande der Grube und trug sie zur vermeintlichen Werkzeugkiste. Von dort eilte ich zur Felswand. Im Regen und der hereinbrechenden Dunkelheit sah mir eine Stelle wie die andere aus, ich hatte keine Idee, wie sie gut zu erklimmen sei. Aber da gab es noch ein weiteres Problem: wie das Endurium transportieren? Wir brauchten einen Sack, denn ich besaß nichts am Leib, das in ein Tragetuch zu verwandeln gewesen wäre. Ich schlich zur Rückseite des Stalls. Durch ein Fenster erspähte ich im Innern ein paar Hafersäcke. Die brauchten wir und da gab es nur einen Weg, um daran zu kommen. Schnurstracks marschierte ich um den Stall herum, betrat ihn, als sei gar nichts und kam mit den Säcken über dem Arm wieder hinaus. Natürlich stellte mich der Kerl vom Endurium Korps. Ganz nach der Laune, in der er sich befand, ließ ich mich einschüchtern und gab den Verständigen, der seinen neuerlichen Fehler eingesehen hatte und trug die Säcke sogleich wieder hinein, nicht ohne einen davon durch ein Fenster auf der Rückseite des Stalls hinaus zu werfen. Selbst in der finsteren Grube waren wir nicht vom Glück verlassen. Bei der ganzen Nummer war keinesfalls sicher gewesen, dass die Wache es nur dabei beließ, uns zu schikanieren, insbesondere wenn man an Finjans Missgriff mit dem Offizier der Karmoth Garde dachte. Erst auf dem Weg zu Finjan zurück konnte ich meine innerliche Erregung wieder etwas eindämmen. Wir standen so kurz davor, unser Ziel zu erreichen, aber der Regen konnte bald aufhören, Dorkstein auftauchen oder der Krieger des Endurium Korps unsere nächste Aktion doch schärfer überprüfen.
Als ich Finjan erreichte, flüsterte ich, während ich meine Knochenladung neben ihm zu Boden rieseln ließ, ihm zu, dass er mit dem Endurium hinausklettern musste, weil ich den Aufstieg nicht schaffen würde. Bereits wieder auf dem Weg zurück meinte ich, aus den Augenwinkeln Finjan in Richtung des Stalles gehen zu sehen, aber da kam gerade der Mann des Endurium Korps direkt auf mich zu. Jetzt nur keinen Fehler machen, er durfte sich nicht zur Seite drehen und hoffentlich war ihm kein Kronleuchter aufgegangen. In diesem bangen Moment fühlte ich mich in dieser ekelerregenden Grube vollkommen verloren. Aber da tauchte Saris Gesicht vor mir auf und ich hörte mich selbst zu ihr sprechen. Ich erinnerte mich, dass meine Göttin selbst hier nicht fern von mir weilte. Während das Ungetüm von einem Krieger mit wuchtigen Schritten auf mich zu hielt, betete ich zu RONdra, sie möge ihrem schwächlichen Dienern beistehen, damit wir nicht in dieser Dunkelheit versagten.