Gespielt am: 23. November 2019
Von Helmenport aus haben Oberin und Finjan einen Schmuggler gefunden, der die Mannschaft nach Khunchom befördern soll. Den hohen Preis mussten sie in Kauf nehmen und falls sie ihn nicht innerhalb drei Stunden des Anlegens in Khunchom beschaffen können, wird der ruchlose Schmuggler Oberins Namensschwert Sturmbund einbehalten.
10.HESinde 33 Hal, An Bord der Urischar
Mit dieser Aussicht im Gepäck kamen wir also nach Kunchom, dem Tor zu den Tulamidenlanden, umgeben von Mauern mit zahlreichen Türmen. Bei unserer Einfahrt in den Hafen war das Bild, das sich uns bot, geprägt von den Dreieckssegeln der hier vorherrschenden Schiffstypen. An Land wurden staubige Straßen sichtbar, auf denen braun gebrannte Kinder bettelten und die Krieger zumeist Säbel mit sich führten. Die Luft war erfüllt von einem Geruch nach Gewürzen, Schweiß und Kameldung in der wabernden Hitze, die weniger drückend war als auf Maraskan, aber für mein nordisches Gemüt immer noch viel zu heiß. Es fällt nicht schwer, in diesem Schmelztiegel der Kulturen, der Stadt, die niemals schläft, das schlagende Herz Aventuriens zu erkennen, gut bewacht von der allgegenwärtigen Stadtgarde in ihren weißen Wappenröcken auf denen zwei gekreuzte blaue Säbel prangen.
Selbst heute steht mir dieser ernste Eindruck noch vor Augen, den ich inzwischen viel tiefer empfinde, denn als wir so am 10.HESinde in den Hafen einliefen, blieb nur dieser kurze Moment, die Stadt wahrzunehmen, ehe wir mit dem Anlegen an Land sprangen, um innerhalb von drei Stundengläsern die vereinbarte Summe aufzutreiben.
Es mag etwa ein Stundenglas gedauert haben, bis wir den Weg zur hiesigen Niederlassung der Nordlandbank gefunden hatten und dem reservierten Angestellten das Geld entlockt hatten. Wir waren schon wieder auf dem Rückweg, mit einem Sack voller Dukaten und dem Endurium bei uns, verfolgt von scheeläugigen Blicken, als die Stadtwache unter der Führung des Hauptmannes Drego von Angenbruch uns auf offener Straße wegen Verbrechen gegen die Gesetze der zwölfgöttlichen Lande festzunehmen gedachte. Welch infame Anschuldigung! Und das, wo wir so dringende Geschäfte zu regeln hatten!
Doch ganz plötzlich ließ Finjan sich ganz bereitwillig verhaften. Erzürnt folgte ich seinem Beispiel, was blieb nun noch? Was mir entgangen und Finjan zum Glück aufgefallen war, war der Ring eines K.G.I.A. Agenten, den der Hauptmann an seinem Finger aufblitzen ließ.
So wurden wir ins Hauptquartier der Stadtgarde geführt, wo Hauptmann von Angenbruch offen mit uns sprechen konnte. Er ließ sich bestätigen, dass wir das Endurium hatten und kümmerte sich um alles Weitere, auch um die Erfüllung meines Eides, die Begleichung unserer Schulden und das Auslösen unserer Habe. Uns führte er derweil zum TSA Tempel, wo wir uns eine Weile aufhalten sollten; er liegt im Viertel Al‘Barrah. Der TSA Tempel in Khunchom ist sehr verwinkelt und besteht aus einer Gruppe von neun Gebäuden. Nahebei erhebt sich die riesige Palastruine. Auch der Tempel selbst ist alt; ich weiß nicht, ob es das ist, was mich, wenn ich ihn betrachte, an Ssel‘Althach erinnert, oder ob mehr dahintersteckt. Manchmal denke ich, es gibt eine entfernte Ähnlichkeit, als ob es am Stein läge, dem Mauerwerk. Der große Andachtsraum in seinem Inneren ist geprägt vom grünen Lichtschein, der von einem faustgroßen Smaragd in den Händen der TSA Statue ausgeht. Ein beruhigendes Licht an einem beruhigenden Ort.
Übermütig warf Finjan sich in die Heilquellen, ich hingegen vermochte seine Gelöstheit noch nicht zu teilen. Nach wie vor hatten wir das Endurium bei uns, so kurz davor, es sicher abzugeben, doch seit wir Kunchom erreicht hatten, fühlte ich nur um so mehr, wie sehr das Endurium nach all den Wochen, die wir es mit uns schleppten, an mir zehrte. Vielleicht lag es an den vielen diebisch blitzenden Augen in dieser Stadt, oder an den drohenden Konsequenzen, hätten wir das Geld nicht rechtzeitig aufbringen können. Aber womöglich fraß sich schlicht dieses sengende Metall in mich hinein. Ich war heilfroh, als wir es endlich losgeworden sind, denn schließlich erschien der Hauptmann wieder, gab uns einen Wink und geleitete uns in einen Nebenraum. Und dort hatten wir unsere zweite Begegnung mit Dexter Nemrod. Hauptmann von Angenbruch hatte ihn uns angekündigt und sein Schritt war unverkennbar, aber die Präsenz, die dieser Mann ausstrahlt, wenn er einen Raum leibhaftig betritt, ist sehr eindrucksvoll.
Finjan überließ es mir, Dexter Nemrod einen Bericht unserer Erlebnisse zu geben. Er hörte ruhig zu und wirkte insgesamt zufrieden mit uns. Wir übergaben das Endurium.
Unsererseits erhielten wir eine großzügige Entlohnung für unsere Arbeit. Außerdem wurde mir ein neuer Ring der K.G.I.A. ausgehändigt, da wir den meinen von Lido Kork nie zurück erhalten haben. Weiterhin wurden wir über die Steckbriefe in Kenntnis gesetzt, die an so einigen Orten das Kopfgeld anpriesen, das auf uns ausgesetzt war: 100 Dukaten auf das gesamte Expeditionskorps und 20 Dukaten für die Anführer, 25 Dukaten falls wir lebend ergriffen würden.
Das war durchaus zufriedenstellend und Finjan und ich sind uns einig, dass diese Summe ausbaufähig ist. Sie haben unsere Gesichter sogar gut getroffen; zu dumm, dass wir kahl geschoren in Erscheinung getreten waren.
Um meine vollständigen Berichte einzureichen, übergab ich dem Hauptmann für eine Weile mein Reisetagebuch. Erst kürzlich habe ich es zurück erhalten.
Damit endete unsere Begegnung mit Dexter Nemrod und dieses Abenteuer. Doch es wird nicht unser letzter Auftrag als Agenten des Reiches gewesen sein, denn Dexter Nemrod höchst selbst fragte uns, ob wir bereit seien, dem Reich weiter mit unseren Erfahrungen zu dienen. Welch Ehre, von ihm zu den Helden des Reiches gerechnet zu werden! Selbstverständlich nahmen wir an!