Gespielt am: 29. Februar 2020
Die Wagnisse der Blutigen See konnten überwunden werden. Mit jeder weiteren Seemeile wird es zunehmend kälter. Wo der Winter im Süden angenehme Temperaturen bereitet, ist er dieser Tage im Norden geradezu tödlich kalt. So bilden sich kleine Eiszapfen in den Haaren der Mannschaft, während diese über die dicke Eisdecke hinweg die mächtige Wehrmauer Vallusas betrachtet.
29.HESinde 33 Hal, Vallusa, Haus Drachenstein
Am Morgen haben wir Vallusa betreten.
Die Stadtwache am Zolltor macht einen heruntergekommenen Eindruck, ergeht sich in Schikanen anstelle sinnvoller Kontrollen.
Die Mannschaft hat sich zerstreut, wir haben nur eine Rumpfbesatzung an Bord der Urischar gelassen.
In Begleitung von Leta und Yelmiz haben Finjan und ich Haus Drachenstein aufgesucht, wo wir die beiden einquartiert haben. Unsere Zimmer waren vorsorglich bereits reserviert worden.
Direkt nach unserem Eintreffen führte man uns in ein Zimmer, in dem neben der hiesigen Hauptfrau der Draconiter, Dhelia dela Thiranak, noch der Ardarit Gneisolf von Hartsteen und Ihre Spektabilität der ODL Llezan von Yyoffrynn-Thama auf uns warteten.
Letztlich konnte man uns nicht mehr sagen, als wir bereits wussten, doch offensichtlich haben wir völlig freie Hand bei unserem Vorgehen. Der Ardarit war nicht begeistert, dass wir planen, die Übergabe des Schwertes anstelle des verstorbenen, offenbar dämonisch berührten Informanten durchzuziehen. Ich kann es ihm nicht verübeln. Um das Schwert sicherzustellen, erscheint es uns aber das beste Vorgehen.
Wir wurden über Ort, Zeitpunkt und Losung der Übergabe informiert.
Im Anschluss an unser Gespräch unternahmen wir vorgeblich mit Leta und Yelmiz einen Stadtrundgang, bei dem wir den Ornaldinenbogen in Augenschein nahmen, wo in wenigen Tagen alles über die Bühne gehen soll. Der Bogen im garethischen Stil, an dem insbesondere die Statue von Ornaldin Drachenzwinger auffällt, obwohl auch weitere Herrscher der Mark Drachenstein dort als Specksteinstatuen verewigt wurden, ist noch so, wie ich ihn in Erinnerung habe. Noch immer finden sich Überreste von Opfergaben dort. Nur ob die Liebespaare sich dort noch wie früher treffen, bin ich bei den Bettlern nicht so sicher. Wie alle Straßen Vallusas ist es eng und überfüllt.
Yelmiz machte sich dann auf eigene Faust auf den Weg, während ich die frierende Leta und Finjan in die gerne von Zauberern frequentierte Taverne ‚Schlange und Federkiel‘ brachte. Für den Kapitän erinnerte die stille Atmosphäre und die schöne Büchersammlung zu sehr an eine Bibliothek denn an eine Taverne. Abends sollte er mehr auf seine Kosten kommen.
Davor beendeten wir jedoch unseren Stadtrundgang und berieten später noch, was am nächsten Tag zu tun sei.
30.HESinde 33 Hal Vallusa Haus Drachenstein
Am Morgen suchten wir noch einmal Dhelia dela Thiranak auf, um sie zu bitten, einige unserer Söldner an den beiden Stadttoren bei der Stadtwache postieren zu lassen, um ein Auge auf die Neuankömmlinge zu haben und vielleicht vorgewarnt zu sein, wenn der Dieb auftauchte. Die Draconiterin wollte sehen, was sich machen ließ.
Als nächstes wollten wir uns auf dem Markt nach brauchbarer Handelsware umsehen, als uns Yelmiz über den Weg lief, und ich aus seinem Gerede entnehmen konnte, dass er meinem Bruder Silberhardt begegenet war. Das änderte meine Pläne ein wenig. Während ich Finjan die Marktangelegenheit überließ, suchte ich den TRAvia Tempel auf, um im Gespräch mit einem der Geweihten meine Gedanken zu ordnen.
Als ich zur Mittagszeit auf dem Weg zur Taverne war, wo ich mich mit Finjan hatte zum Essen treffen wollen, bemerkte ich, dass eines der Gebäude in der Stadt in Brand geraten war. Darauf zu eilend, suchte ich nach Stadtwachen, die eine Löschmannschaft mobilisieren könnten, fand aber weit und breit niemand. Als ich endlich vor Ort ankam, war ohnehin nichts mehr zu machen. Der Turm der Händlerfamilie Lilibnieka stand bereits in Flammen.
Just als ich drinnen nachsah, ob noch jemandem geholfen werden konnte, stolperte Finjan mir aus den oberen Stockwerken entgegen. Wir eilten nach draußen und schafften es eben so, genügend Anwohner zusammenzutrommeln, um ein Übergreifen der Flammen auf die meisten umliegenden Gebäude zu verhindern.
Eine Schande ist das, dass die Einwohner so lethargisch sind, einander nicht einmal mehr in größter Not beizustehen. Schlimmer noch, Finjan berichtete mir, wie er auf dem Markt in einen Pöbel hineingeraten war, der aufgewiegelt von einem Zwerg, den Turm mit voller Absicht angezündet und eingerissen hatten.
Es nimmt nicht Wunder, hatten die Lilibniekas es doch gewagt, ihren Turm höher zu bauen als den INGerimm Tempel, und jeder Vallusaner kennt die Warnung, INGerimm werde seinen Schutz von der Stadt nehmen, sollte ein anderes Gebäude je sein Heiligtum überragen. Doch dass die Menschen hier so aufgebracht sind, inmitten der Stadt Feuer zu legen, ist erschreckend. Der Kapitän hatte getan, was er konnte, um den Pöbel zu beruhigen, und in einem Handgemenge versucht, dem Zwerg Verstand einzubläuen, doch die Menschen hier waren in ihrem Leid und ihrer Sorge nicht zu bremsen. Insbesondere als Fremdiji hier in Vallusa stand er da gänzlich schuldlos auf verlorenem Posten und wir vor rauchenden Trümmern. Betrübt gingen wir uns nach einem Imbiss in unserer Unterkunft wieder herrichten, um sodann meinen Bruder im INGerimm Tempel unsere Aufwartung zu machen. Leta nahmen wir ebenfalls mit. Es ging mir erst an diesem Abend so recht auf, als Finjan etwas Derartiges sagte, aber die zarte Bornländerin gehört inzwischen zu uns, selbst wenn ich mutmaße, dass sie hier zumindest nicht das finden wird, was sie sich erhofft hat. Mich jedenfalls beruhigt es, sie bei uns zu haben.
So kam es also, dass ich den beiden meinen ältesten Bruder Silberhardt vorstellen konnte, der über unseren Besuch höchst erfreut war. Es wurde ein langer Abend.
Die Nacht wurde ebenfalls lang, denn nachdem wir eine Weile geschlafen hatten, riss ein Schrei in der Nacht uns aus dem Schlaf. Draußen im Brunnen vor dem Haus war ein Knecht auf ein Monster gestoßen. Wir stürmten hinzu und machten in dem glitschigen Steinrund ein noch glitschigeres Geschöpf aus, das verstörende Laute erzeugte. Wieder eines dieser garstigen Geschöpfe der tiefen Wasser. Ein Trupp Ardariten rannte herbei, wussten aber auch nicht sicher, was zu tun sei. Einer warf seinen Dolch in den Brunnen, doch der Schoss wieder heraus und hinterließ eine tiefe Kerbe in der Rüstung des Mannes. Finjan schoss einen Pfeil darauf ab, spuckte aber sogleich Seewasser, wie es mir in dem unglückseligen Fischerdorf ergangen war. Schließlich vernichteten wir das Wesen, in dem wir Fett aus der Küche von Haus Drachenstein über ihm ausgossen und es dann in Brand steckten. Wie alle derartigen Kreaturen, die uns begegnet sind, zerfiel es zu Wasser. Seine Todesschreie waren weniger sonderbar als qualvoll. Nur recht so. Zeit, diese Ausgeburten der Niederhöllen für immer dorthin zurück zu schicken, von wo sie hervor gekrochen sind. Mit Feuer und Schwert soll Deres Antlitz von ihnen gereinigt werden.
Den Rest der Nacht hielt ich von unserem Fenster aus Wache, derweil Finjan schlief und sich erholte. Keine weiteren Vorkommnisse.