[18.2] Weiße Hetzer

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[18.2] Weiße Hetzer
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Gespielt am: 29. Februar 2020

Die erste Nacht in Vallusa gestaltete sich unruhig. Im Kampf mit einem Tiefen Wesen in einem Brunnen der Stadt ertrinkt Finjan fast auf dem Trockenen. Am Rande der Schwarzen Lande ist die Stadt gebeutelter denn je.

01.FIRun 33 Hal,                 Vallusa,         Haus Drachenstein

Der Kapitän fühlte sich am Morgen noch etwas schwach, sonst aber besser.

Den Vormittag nutzten wir, um die am Vortag ausgefallenen Handelsangelegenheiten nachzuholen. Anschließend bereiteten wir unsere Söldner auf die anstehende Übergabe vor.

Da sonst nichts weiter zu tun war, zog es mich hinaus auf die Vallusanischen Weiden, auf denen fünf Jahre zuvor mein Bruder Elkwin gefallen war und, wie sich herausgestellt hatte, sowohl Finjan als auch ich wider die Knechte Borbarads gefochten hatten.

Es war merkwürdig, dort zu stehen, bei all dem Schnee nicht einmal sicher sagen zu können, wo das Schlachtfeld anfing, denn heute scheint kaum eine Spur von jener Nacht zurückgeblieben zu sein. Zumindest keine, die das Auge sieht. Finjan allerdings … Nun, ich glaube, es war mehr als die Erinnerung, die ihn zusammenbrechen ließ. Er glaubte sich wirklich wieder auf dem Schlachtfeld im Angesicht Karmoths.

Ich glaube, dies ist der letzte Beweis, dass Finjan wohl ohne es zu wissen, eine übersinnliche Begabung unklarer Natur besitzt.

Beinahe hätte uns das und vor allem meine Unbedarftheit, so nah an der vertrauten Heimat, das Leben gekostet.

Ich zog Finjan aus dem Schnee hoch und stützte ihn auf dem Rückweg, als wir im Schnee, der nun sehr dicht und spitz rings um uns fiel, eine Bewegung in einem Wäldchen nah bei eben so ausmachen konnten. Ich ließ Finjan zurück, um nachzusehen, wer sich dort herum trieb, doch mit der Kreatur, die ich plötzlich und viel zu spät hinter mir bemerkte, hatte ich nicht gerechnet. Hässlich, achtbeinig und dreiköpfig ragte ein Weißer Hetzer vor mir auf! So hoch im Norden sollten, nein dürfte es diese Abscheulichkeit gar nicht geben, doch es war da, und viel zu nah, um ihm noch auszuweichen. Ich sprang vor, schwang Sturmbund gegen einen der äußeren Köpfe, doch er tänzelte beiseite, warf sich seinerseits auf mich, und bekam mich mit seinen Pranken zu fassen. Ich wand mich aus seinem Griff heraus, doch ehe ich zu reagieren vermochte, verbissen sich zwei seiner Köpfe in meinen linken Oberschenkel und rissen mich zu Boden. Der Schmerz ließ mich augenblicklich bewusstlos werden.

Als meine Sicht wieder aufflackerte, stand das Biest über mir und sabberte mich voll.

„RONdra hilf!“, entfuhr es mir leise, dann nahm ich alle verbliebene Kraft zusammen und brüllte: „Finjan! Weißer Hetzer! Flieht!“

Natürlich tat der sture Neersander nie, was ich ihm sagte. Stattdessen kam er herbeigeeilt, stürmte brüllend auf das Untier los, das sich nun ihm zuwandte.

Alles, was ich schaffte, war, den Kopf soweit zu heben, dass ich sah, wie Finjan sich vollkommen unerwartet zu Boden fallen ließ, über das Eis an dem verdutzten Hetzer vorbei schlitterte und dabei in einem einzigen geschwungenen Streich seine Schwertklinge durch alle vier Beine auf der linken Seite des Hetzers zog. Die Schnitte waren sehr tief, das spritzende Blut des Monsters besprenkelte Finjans zornentbranntes Gesicht in heißen Tropfen. Die Kreatur heulte entsetzt auf und entfloh auf der Stelle durch den immer dichter fallenden Schnee und ich verlor endgültig das Bewusstsein.

Später berichtete man mir, dass Finjan mich den ganzen Weg zurück bis zum Haus Drachenstein geschleppt und meine Wunden erst notdürftig und dann in Vallusa gründlicher zusammengeflickt hatte. Der Segen meines Bruders, den Finjan hatte herbeiholen lassen, tat ein Übriges, das Schlimmste zu vereiteln.

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