Gespielt am: 21. März 2020
An ihrem vierten Tag in Vallusa ist die Zeit gekommen, den Auftrag zu erfüllen, für den die Helden in den Norden gereist sind: Sie sollen sich als Kontaktmänner für eine Diebin ausgeben, die ihnen eines der drei Schwarzen Schwerter überreichen soll, die ehedem am Friedhof der Seeschlangen geschmiedet wurden.
Rekonstruiert aus hastig gekritzelten Notizen auf durchnässten Papierfetzen…
Waren die vorangegangenen Tage ganz durch unsere Reise und die Vorbereitungen der Übergabe geprägt, sodass kaum Zeit für Grübeleien blieb, so sollte unsere Geschäftigkeit zum Abend des folgenden Tages zunehmend nervöser Anspannung weichen, um sich sodann in Windeseile vollkommen zu überstürzen.
Am späten Mittag des 2.FIRun begaben wir uns wie viele andere zum Tempel des EFFerd, um der Messe beizuwohnen.
Zu meinem nicht geringen Erstaunen war der Tempel bis zum letzten Platz gefüllt, obwohl die Bürger von Vallusa sich traditionell in Dingen des Meeres mehr dem Herren INGerimm verbunden fühlen, der, so die Überlieferung, die Stadt seit jeher durch die große Mauer vor dem Zorn EFFerds schützt. Die Vorsteherin des Tempels Jella Guryek, scheint diesbezüglich eine andere Erinnerung zu hegen, wenn man ihrer Predigt glaubte. Jedenfalls präsentierte sie den versammelten Vallusanern, die an diesem Tage zu dieser Stunde im Tempel zusammengekommen waren eine große Überraschung. In einer recht feierlichen Prozession wurde eine massive Kiste nach vorne zum Altar getragen, aus der die Geweihte ein mit Mondsilber und Aquamarin beschlagenes Horn empor hob – das EFFerdhorn, welches nun auf dem Altar aufgestellt wurde. Das ein solches Schutzartefakt der Gottheit seinen Weg ausgerechnet nach Vallusa gefunden hatte, gab mir zu denken. Silberhardt sieht dahinter allein den göttlichen Willen, was nicht unbedingt zu meiner Beruhigung beitrug.
Wir allerdings konnten uns damit jetzt nicht näher beschäftigen. Während der Predigt hatten wir sehr leise noch einmal Kriegsrat mit Dhelia dela Thiranak und Gneisolf von Hartsteen gehalten, ihnen unseren Plan für die Nacht dargelegt und unsererseits einige Hinweise erhalten, wen wir in den umliegenden Häusern ansprechen könnten, um unsere Söldner sich dort auf die Lauer legen zu lassen. Direkt im Anschluss an die Messe machten wir uns daher auf, einigen Leuten mitzuteilen, dass die RONdra Kirche ihre Mitarbeit, ihr Stillschweigen und ihre Räumlichkeiten benötigte. Damit war alles vorbereitet.
Am Nachmittag ging ich mit Leta und Finjan, um meinen Vater zu besuchen, eine Begegnung, die so unwirsch verlief, wie ich es von ihm erwartet hatte.
Dann war es Zeit, unsere Posten einzunehmen, um rechtzeitig zur Stunde des Wolfes bereit zu sein. Wir hatten beschlossen, Finjan zu dem Treffen zu schicken, weil er ein Fremder in der Stadt war und somit ein glaubwürdigerer Abnehmer, falls man uns beobachtet hatte. Ein paar Flüchtlingen steckte er Münzen zu, damit sie den Ornaldinenbogen verließen.
So begann das Warten. Es wurde ein zähes Warten, insbesondere für den Kapitän, der nunmal mehr ein Mann der Tat denn der Geduld war. Nach einer Weile fragte ich mich, ob nicht doch besser ich diese Aufgabe übernommen hätte, denn selbst aus der Entfernung sah man dem hibbeligen Neersander, der keinen Moment still zu stehen vermochte, an, wie unbehaglich ihm zumute war. Ich hoffte, damit würde er einfach weniger einschüchternd wirken, als der breite Krieger es üblicherweise tat.
Natürlich musste eine Stadtwache auftauchen, der Finjan weichen musste. Zum Glück harrte die Wache nicht all zu lange am Bogen aus. Kaum war sie verschwunden, schlich Finjan erneut heran, noch unruhiger.
Bald darauf erschien eine zwielichtige Gestalt unter einem Umhang, die keinen Hehl daraus machte, am Ornaldinenogen ihren Geschäften nachzugehen. Es blieb unklar, ob es sich um einen gewöhnlichen Straßenhehler handelte oder einen Kontaktmann, der übermäßige Vorsicht wallten ließ. Dass Finjan ob seines Benehmens bald in Streit geriet und keine Anstalten machte, dem Kerl eine geeignete Vorlage zu liefern, zwang mich zum Handeln, als Finjan sich obendrein entfernte. Ich verließ mein Versteck, um als Stadtwache mit zwielichtiger Moral dem Kerl auf den Zahn zu fühlen. So kam ich mit dem Mann ins Gespräch, schickte Finjan fort, doch ehe ich mir eine abschließende Meinung bilden konnte, löste sich bei einem der Söldner ein Schuss aus seiner Armbrust. Ich muss noch herausfinden, wer dafür verantwortlich ist. Jedenfalls bekam der Hehler Panik. Ich packte ihn, um ihn von der Straße zu schleifen, ehe er für noch mehr Aufmerksamkeit sorgte, doch er entwand sich meinem Griff. In meiner Rüstung holte ich ihn nicht mehr ein, ließ ihn darum ziehen, mit dem sicheren Gefühl, dass er nicht unser Mann war.
Eben wollte ich mich zurück in unser Versteck begeben, als zwei weitere Gestalten auftauchten. Blitzschnell entschied ich mich um und ging ihnen entgegen. Später erfuhr ich, dass Finjan an ihnen vorbeigekommen, aber nicht unentdeckt geblieben war. Als wir am Bogen zusammenkamen, hatte ich eine Frau in Begleitung eines sehr zerlumpten Kindes vor mir; ein seltsames Gespann. Ein sehr präsenter Duft nach Jasmin ging von ihr aus, was eine sehr beruhigende Wirkung auf mich hatte, obwohl ich auf alles gefasst zu sein glaubte.
Sie nannte die Parole, die ich vervollständigte. Doch aus irgendeinem Grund wusste sie von den Soldaten in den umliegenden Häusern. Es war zwecklos, die Tatsache zu leugnen, dass wir beobachtet wurden. Ich hatte sie nach dem Kind fragen wollen, vernkiff mir die Frage aber. Jetzt bot ich ihr stattdessen meinen Arm an, um die Unterhaltung unter vier Augen, oder meinetwegen sechs, fortzuführen. Sie schien darauf einzugehen, aber dann holte der Junge einen langen, in ein Tuch eingeschlagenen Gegenstand hervor, den er mir entgegenstreckte. Statt zu der wohlriechenden Dame bewegte sich meine Hand nun zu diesem Gegenstand, ergriff ihn und hob ihn aus des Jungen Händen. Da wusste ich schon, dass dies kein metallenes Schwert war. Ich schlug vorsichtig das Tuch zurück. In meiner Hand lag ein Holzschwert.