[8.2] Hohepriester Xarfais

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[8.2] Hohepriester Xarfais
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Gespielt am: 31. August 2019

Nach langen Tagen auf See legt die Seeadler von Beilunk im Hafen Borans an. Dank eines gefälschten Dokuments können die Helden ungeschoren von Bord gehen und finden sich nun ohne Ausweg tief in den Gefilden der Krieger Belhalhars.

Wir tauchten in den Dschungel Maraskans ein.

Denn das Häusergewirr von Boran mit seinen kleinen Gassen, über die hinweg die Gespräche von Fenster zu Fenster geführt wurden, erwies sich als Dschungel ganz eigener Art. Man mochte es geradezu unverständlich nennen, was sich da vor einem ausbreitete. Alles war laut, die Leute schrien, und schon nach Minuten kannten wir etliche aktuelle und ehemalige Einwohner Borans besser als wir die Nachbarn in unseren Heimatstädten gekannt hatten.

Selbst die Kleidung der Leute hier war laut, die Farben schrien gleich ihren Trägern und alles Grün auf Maraskan beherrscht wohl das Kunststück, rot auszusehen.

Aber es wurde nicht nur geklatscht und gehandelt, auch Predigten wurden in aller Öffentlichkeit gehalten, wodurch die Vielzahl der Zuhörer hier schnell ein Durchkommen schier unmöglich machte. Darum bogen wir in die kleinen Seitenstraßen ein, auf der Suche nach unserer Unterkunft. Unser Weg führte uns hinunter zum Fluss, der mitten durch die Stadt fließt und dann änderte sich plötzlich alles.

Um uns herum verstummte die Stadt. Drei Gestalten kamen vor uns die Gasse herauf, Blut schmeckte in meinem Mund und mit jedem flachen Atemzug sog ich den Geruch danach ein. Was da auf uns zukam, war ein schauderhafter Anblick, stechender Schmerz bohrte sich durch meinen Kopf. Ich war unfähig, mich zu rühren. Wie versteinert sah ich sie auf uns zukommen, hörte diese grauenvolle Stimme, an der das Schrecklichste war, das ihr eben noch anzuhören war, dass sie einmal menschlich gewesen war. Die entsetzliche Präsenz dessen, das da auf uns zukam, wurde unerträglich. Und ich stand einfach nur da.

Viburn hat uns wohl aus der Gasse geprügelt, doch an den Weg von dort erinnere ich mich nicht, ich spüre nur noch immer Viburns Fuß in einem schweren Stiefel an einem recht persönlichen Teil meines Körpers.

Erst als mir das ekelerregendste Gesöff hingestellt wurde, das mir je in einer Taverne serviert worden ist, und das mit der tolldreisten Behauptung, es handele sich um >>Bier<<, kam ich wieder zu mir. Was für eine Schmach!

Ich hatte gar nicht recht begriffen, was vorgefallen war. Nun aber setzte Viburn mich darüber in Kenntnis, dass wir gerade dem verfluchten Verräter Belharion Menning gegenübergestanden hatten, dem Oberhaupt der Bluttempler, der einen ganzen Orden RONdras dazu gebracht hatte, zu konvertieren, verwünschter Paktierer der Anti-RONdra, der höchst selbst an der Seite Borbarads gekämpft hatte. Bei sich hatte er einen Xarfai-Dämon, einen Zant, und er war in Begleitung des Admirals Laris von Rommilys gewesen.

Da steht diese … diese Kreatur vor mir auf der Straße und meiner schwächlichen Seele gelingt es nicht einmal, mir recht darüber klar zu werden! Welch vertaner Moment! Ich hätte Sturmbund in Mennings schwarzes Herz stoßen sollen, sofern der verkohlte Klumpen noch irgendwo in seiner Brust schmort, aber ich konnte mich ja nicht einmal rühren. Ich war feige und habe im Angesicht der Göttin versagt. Diese Schande wieder gut zu machen, wird nicht leicht.

Meine Gefährten verweigerten es mir zudem, mir erst einmal Klarheit über das Ausmaß meines Versagens zu schaffen. Das Gesöff in dem Humpen war lediglich der Anfang, zumal wir inzwischen wohl auf unsere örtliche Kontaktperson getroffen waren, Emira-Missabu, die mir als erstes eine Gurke zur Verkostung gab, die sie mir anschließend als Rauschgurke vorstellte. Dann kam das Essen, das zwar vertrauenerweckend wirkte, wie sich dann aber herausstellte noch lauter schrie, als die geschwätzigen Einwohner dieser Stadt und die grellen Farben ihrer Kleider zusammen. Am Ende dieses Mahls, das angemessen zu beschreiben wahrscheinlich ein Loch in dieses Buch brennen würde, war im Grunde genommen der gesamte Expeditionstrupp kampfunfähig. Das Stöhnen und Bäuchehalten nahm kein Ende mehr, genau so wenig wie das Geplapper von Emira-Missabu und dem Wirt über die >>Fremdijis<<. Es war nicht zum Aushalten, ich stürmte nach draußen. Zwar hatte ich wieder die Geschichte dreier Fremder erfahren, die mir nun vertrauter erschienen als meine Geschwister, doch ich hatte es nicht einmal bis zur Straßenecke geschafft, ehe Viburn mich wieder in diese elende Kaschemme zurückschleifte, um unser weiteres Vorgehen zu beraten.

Das war meine erste Lektion über Maraskan: Alles auf Maraskan ist ein schreiender roter Dschungel, in dem nichts ist, was es vorgibt, zu sein, und in dem Dich alles töten will, was es darin gibt. Aber erst, nachdem es Dir die Lebensgeschichte von wenigstens zwei seiner früheren Opfer erzählt hat. Zurück in dieser höchst fragwürdigen Lokalität sollten wir eigentlich beraten, auf welche Wege wir die Stadt wieder verlassen sollten. Es erstaunte mich, dass Viburn diesbezüglich keine klare Vorstellung hatte. Ich hatte erwartet, die Führungsoffiziere hätten diese Unternehmung genauer geplant. Stattdessen legte Emira-Missabu gerade Möglichkeiten vor, die die Stadt zu verlassen sei, als Finjan und mir ein Mann auffiel, der sich auffällig für unseren Trupp interessierte.

Der Neersander machte nicht viel Federlesens und erkundigte sich, was der Kerl wollte. Dieser stellte sich erstaunlich unbefangen als Sarastro Dorkstein vor, seines Zeichens Navigator der Dämonenarche, die im Hafen lag und angehender Meuterer. Sein ausnehmendes Interesse an uns rührte nämlich daher, dass er uns für einen Trupp Söldner hielt und Finjan und mir für die Summe von 200 Dukaten den Auftrag anbot, seinen Kapitän, eben jenen Admiral Laris von Rommylis zu meucheln, damit er selbst zum Kapitän der Dämonenarche werden könnte. Für diesen Fall bot er Finjan obendrein den gleichfalls neu zu besetzenden Posten des Navigators an. Sprach´s und verschwand mit dem Hinweis, sofern wir uns die Sache überlegen sollten, würden wir ihn schon finden. Mir verschlug es erst einmal die Sprache, wie ungeniert hier über Mord und Meuterei parliert wird, doch wen wundert es, dass diesen Galgenvögeln nichts hei- überhaupt nichts etwas bedeutet. Nicht ein Funken Ehre im Leib dieser Verdammten. Was jedoch sein Angebot anging, begann ich die Sache im Kopf durchzuspielen. Es wäre ein Weg, zumindest einen Teil meiner Schmach zu tilgen, denn den Admiral im Zweikampf zu erschlagen, sollte für einigen Trubel unter den Feinden sorgen. Gewiss wäre es kein Triumph von langer Dauer, genug Schranzen standen bereit, dem Admiral nachzufolgen, wie dieser Dorkstein. Aber vielleicht waren die etwas dümmer; ein feiner Nadelstich wäre es allemal. Um so länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wusste ich, ich wollte diesen Admiral töten.

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