Gespielt am: 31. August 2019
Admiral Sarastro Dorkstein wurde auf die Helden aufmerksam und unterbreitete ihnen ein Angebot zur Zusammenarbeit. Oberin stellt sich dieser Kooperation mit dem Feind klar entgegen und so muss ein anderer Weg gefunden werden, um die Stadt unauffällig zu verlassen.
Unverhofft stellte sich während der Beratungen über unseren Fluchtweg aus der Stadt, die wir nun in Viburns Abwesenheit bestreiten mussten, da dieser sich um eine Reihe von Besorgungen zu kümmern hatte, heraus, dass den Admiral zu töten eine mögliche Ablenkung zur Tarnung unseres Verschwindens sein könnte. Eine andere Alternative war es, eine Horde Stachelschweine frei zu lassen. Ich war dafür, den Admiral zu töten.
Generell blieben uns nur wenige Wege aus der Stadt. Die Mauern könnten überwunden oder durchbrochen werden; wir könnten den Fluss nutzen; oder durch eines der Stadttore gehen. In allen drei Fällen waren die Wachen ein Problem. Für die Tore müssten wir einen Passierschein stehlen, selbst wenn sich ein Händler fände, dem wir die Ausrüstung mitgeben könnten. Auf dem Fluss bräuchten wir ein Boot oder wasserdichte Säcke für die Ausrüstung, doch gegen die Strömung zu schwimmen konnte nicht mit der gesamten Truppe gelingen.
Jedes Vorgehen barg große Unsicherheiten und Risiken und wir wollten bereits am nächsten Tag aus Boran verschwunden sein. Ich wusste nur, ich wollte den Admiral in jedem Fall töten.
Finjan brachte den Vorschlag ins Spiel, über den Hafen zu verschwinden und Maraskan an anderer Stelle anzulaufen. Ein unsinniges Vorgehen meiner Ansicht nach, denn wozu sind wir überhaupt erst in diese verwünschte Stadt gekommen, wenn es einen besseren Ausgangspunkt für die Expedition geben sollte?
Die Debatte drehte sich im Kreis, Finjan und ich redeten uns die Köpfe heiß, ohne zu irgendeinem Einvernehmen zu gelangen, der Rest des Trupps wurde unruhig, doch hatte auch keiner von ihnen irgendetwas beizutragen.
Es war Emira-Missabu, die dem Streit schließlich ein Ende bereitete, denn sie hegte die feste Absicht, an diesem Mittag einem Theaterstück beizuwohnen. Finjan wollte sie begleiten und ich schloss mich ihnen ebenfalls an, denn seit der Heldenbühne in Gareth hatten wir keinerlei Gelegenheit mehr gehabt, uns derlei Kunst und Zerstreuung zu Gemüte zu führen. Dass uns die Denkpause weiterhalf, bezweifelte ich. Das Spektakel, das uns erwartete, sollte jedoch entgegen meiner Erwartung alles ändern. Dafür fand ich rein gar nichts daran in irgendeiner Form unterhaltsam.
Das Theater stand im Mittelpunkt jenes Viertels, das von diesen auffälligen Turmbauten dominiert wurde. Die Schlange davor war lang, die Einwohner geschwätzig wie hier überall und offensichtlich war man willens, sich die Wartezeit mit allerlei anderen Zerstreuungen zu vertreiben. Besonders beliebt waren offenbar Tierkämpfe, denn in weitem Kreis umstanden die Leute das Duell zwischen einer zischenden Kobra und einem keckernden Mungo. Gleich darauf brachten die verfemten Bluttempler einen Bären und hetzten vier ihrer Hunde auf ihn. Der Bär lieferte einen guten Kampf, aber das Gemetzel, das die Bluttempler da zur Belustigung des Volkes abhielten, war ein Hohn wider die Göttin.
Dann erschienen die eklen Honoratioren der Stadt auf Brücken zwischen den Türmen und alles Volk warf sich vor ihnen in den Staub zum Gebet – so auch wir.
Die Demütigungen, die diese Stadt mir zufügt, scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Leise betete ich zu RONdra, auf dass sie mir vergeben möge.
Dann endlich fing das Stück an, dessen Namen ich bereits vergessen habe und dessen Handlung so konfus verlief, dass es nicht möglich ist, sie wiederzugeben, was sich auch überhaupt nicht lohnte; ohnehin hat sie nichts mit dem Inhalt des Stückes gemein.
Finjan befleißigte sich darin, sich das Stück von Emira-Missabu auseinandersetzen zu lassen, doch ehe es dazu kam, brachen aus dem Nichts heraus die Niederhöllen um uns los. Die Schausteller griffen ihre Waffen und warfen sich auf die Bluttempler, andere schleuderten Feuerbälle in die Menge, Panik brach unter den Zuschauern aus, die vom Kampfplatz fort strebten, während die Truppen der Usurpatoren augenblicklich zum Gegenangriff übergingen, gleichfalls über die einfache Bevölkerung herfielen und sich sogar gegenseitig abschlachteten. Ein grauenvoll anzusehendes Blutbad war es; diese Mordbande verfiel haltlos dem Blutrausch. Emira-Missabu hatten wir in dem Chaos sogleich aus den Augen verloren und nun rannten wir einfach weg von dort, so schnell es nur ging zurück ins Freie Königreich, denn dort konnten wir nichts ausrichten, wie man wohl in dieser ganzen Stadt, ja womöglich auf ganz Maraskan nichts tun kann. Für uns aber bedeutete die unerwartete Eskalation der Lage eine Gelegenheit zur Flucht, denn eine noch größere Ablenkung würden wir nicht bekommen. Wir stürmten in den Kellerraum, in dem man uns untergebracht hatte und weckten alle auf. Ehe wir aber entscheiden konnten, was zu tun sei, platzte auch Viburn wutentbrannt herein, offenbar in der völlig unverständlichen Annahme, der Aufruhr gehe auf unser Kontor. Abermals entbrannte eine hitzige Debatte über das Für und Wider unserer diversen Pläne, wobei Viburn einer Flucht durch den Hafen nicht abgeneigt war, sehr zu Finjans Zufriedenheit. Ein Rückzug auf die Seeadler von Beilunk aber war ausgeschlossen, denn die hatte unter schwerem Beschuss aus dem Hafen fliehen müssen. Ich verwünschte dieses Dokument, das man mich hatte fälschen lassen und ich verwünschte diese elende götterverlassene Stadt. Aber es half nichts und da das Chaos dort draußen nicht einem unserer Pläne in die Hände spielte, wurde schließlich entschieden, eine Weile abzuwarten und unsere Flucht aus Boran wie geplant morgen durchzuführen.
Darum harren wir nun in diesem Keller aus. Das Fußgetrappel über uns ist inzwischen verstummt. Viburn will gleich aufbrechen, um den Rest seiner Besorgungen zu erledigen. Ich werde derweil mit Finjan losgehen, um uns den Hafen und die Stadtmauern anzuschauen. Noch immer haben wir keines der Probleme unserer Fluchtpläne gelöst, doch Viburn erwartet, dass wir eine Entscheidung treffen und ihm einen Ausweg präsentieren. Den Admiral zu töten bringt uns dabei nicht weiter, ein größeres Chaos als eben erhalten wir nicht. Ich würde ihn trotzdem nur allzu gerne in die Niederhöllen hinab schicken.