[2.2] Erstes Blut

Tagebuch des Oberin Sturmbund
[2.2] Erstes Blut
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Gespielt am: 16. März 2019

An Bord der Chand’Jarra geht Oberin seiner Rolle als Bordgweihter nach und stärkt den Zusammenhalt der Mannschaft vor seiner Herrin Rondra, die ihnen schon bald eine Bewährungsprobe sendet, als die Vorhut dessen, was bald als Vierter Orkensturm bekannt werden sollte, einen albernischen Außenposten überfällt.

11.EFFerd 33 Hal,     Chand`Jarra

Vollkommen unerwartet haben sich die Ereignisse überschlagen, kaum dass wir überhaupt losgesegelt sind. Noch immer kocht mein Blut heiß, wenn ich daran denke. Einmal mehr muss ich mich zügeln, denn den Ereignissen wird einfacher zu folgen sein, wenn ich in der Reihenfolge bleibe während ich diesen Bericht fortführe. Dennoch mag ich mich an einigen Stellen etwas kürzer halten, da mir meine Pflichten an Bord nicht unbegrenzt Zeit einräumen und manches an diesem Bericht bedeutender ist als anderes.

Zum fünften Schlag der Glocke versammelte ich die Mannschaft an Deck statt in der Messe. Während meiner Vorbereitungen entsann ich mich eines Rituals der Senne des Südens und der Form, welche die Senne des Westens ihm gab. Das Trankopfer gab mir die Möglichkeit, wie vom Kapitän ausdrücklich erwünscht, die Tradition der Seefahrer in die Verehrung unserer Göttin RONdra einzubeziehen und so ein erstes verbindendes Band zwischen uns allen zu knüpfen. Was meine Predigt anbelangt, so sei hier nur vermerkt, dass sie ihren Zweck in vollem Umfang erfüllt hat. Der erste Funke des Kampfgeistes unserer Göttin ist in den Herzen der Frauen und Männer an Bord geschlagen.

Der Kapitän hat seiner Zufriedenheit mit einer Spende an unseren Orden Ausdruck verliehen. Die Reaktion der Mannschaft sprach für sich. Der Harmoniesegen, den ich auf die Mannschaft wirkte, sollte für den Anfang ein Übriges getan haben.

Der tigerhäuptige Mythrael mag mir die Worte eingegeben haben, doch meine Darbietung eben jener scheint RONdras Wohlwollen gefunden zu haben, denn sie ließ ihre Speere über den Himmel schießen und aus der Ferne vernahmen wir Grollen wie Löwinnengebrüll, das uns einen Sturm schickte, der uns vorwärts ins Abenteuer trug.
O wie hätte meine Herz gelacht, wären wir an Land gewesen, doch wie bereits auf meiner Fahrt nach Havena hatte ich mit meiner mangelnden Seefestigkeit zu erringen. Allerdings bin ich da nicht der Einzige an Bord. Unserem Gelehrten erging es noch wesentlich ärger.

Unter anderen Umständen hätte ich mehr Worte darüber verloren, wie ich es auf mich nahm, durch kenntnisreichen und geschickten Rückgriff auf die Traditionen unserer Kirche mit Wort und Ritual ein feines Band zwischen der Besatzung zu knüpfen, auf dass meine jüngeren Schwertgeschwister ihre eigenen Schlüsse und Lehren daraus ziehen könnten, für den Fall sich unversehens mit der Sorge für eine nicht mit den Lehren RONdras vertrauten Gemeinde konfrontiert zu sehen. Doch muss dies nun an einer anderen Stelle geschehen. Hier sei lediglich noch darauf verwiesen, dass ich dem Bericht eine Abschrift meiner Predigt beigefügt habe.

Denn nicht umsonst sandte RONdra uns ihren göttlichen Anhauch. Sie wusste, was wir nicht wussten, als Finjan im Ausguck drei Feuersäulen in der Ferne bemerkte. Bald tauchten Reiter am Ufer auf und eine Biegung weiter gelangte Burg Draustein in Sicht, deren winzige Siedlung brannte. Rasch erkannten wir, dass die verfluchten Orks heranmarschiert waren, die Burg zu überfallen; auf dem Feld wurde gekämpft.

Welch Glück, dass die Göttin uns zu ihrer Rettung herangeführt hatte!

Der junge Kapitän Sandström zögerte, auf mein Anraten befahl er uns allerdings, den Soldaten im Felde zu Hilfe zu eilen. Wir teilten die Mannschaft in zwei Gruppen, deren Kommando Finjan und ich übernahmen. Die Worte vom Morgen mussten in der Mannschaft noch nachgehallt haben, denn sie sprangen begierig an Land, dem Wüten der Schwarzpelze Einhalt zu gebieten. Rasch führten wir sie um die Häuser herum und fielen den Plünderern in die Flanke. Der mit den Lehren unserer Göttin vertraute Finjan war ein erhebender Anblick, wie er seine Leute gegen die Bogenschützen der feigen Orks trieb, sie niedermachte und den kümmerlichen Rest in die Flucht schlug!
Ich selbst führte meine Truppe ins dichteste Getümmel, den bedrängten Soldaten der Burg Entsatz zu schaffen und insbesondere dem Wüten der orkischen Berserker Einhalt zu gebieten. Die Orks wankten unter unserem Ansturm, ihr Kriegsglück schien sie verlassen zu haben. Doch o weh! Hätten wir nur die Weitsicht unserer Göttin gehabt.

Während wir verbissen im Felde gegen die verfilzten Orks fochten, erob sich Gebrüll in den Mauern der Burg. Unser ewiger Feind hatte die Besatzung übertölpelt und die Burg erobert!
Daraufhin brandete eine Welle stinkender Orks von den Mauern herab und fiel den Soldaten in den Rücken. Fast hätte es in wilder Flucht geendet, denn die Offiziere waren erschlagen worden. Allein die Entschlossenheit der Mannschaft der Chand`Jarra, geführt von Finjan und mir ließ die verunsicherten Männer standhalten. So rasch wie die Orks über uns hereingebrochen waren, so eilig zogen sie sich daraufhin zurück in die Festung.
Da war guter Rat teuer.
Wie sich herausstellte, war nicht so rasch mit Hilfe zu rechnen und ebenso ungewiss war, welch Horden die fauligen Orks noch in den Wäldern heranrücken lassen mochten.

Burg Draustein durfte nicht in den Klauen der Orks bleiben, doch besaßen wir weder das notwendige Gerät, sie zurückzuerobern, noch eine ausreichende Mannstärke. Allein ein Stoßtrupp, der die Burg betreten würde, um die Tore zu öffnen, konnte in unserer Not noch etwas ausrichten. Während ein Teil der Soldaten einen Scheinangriff durchführte, betraten Finjan und ich in Begleitung eines rätselhaften Fremden die Burg. Seinen Namen mochte der Kerl nicht nennen. Zwar ist er tapfer, doch ein arger Lump, der von seiner verfemten Armbrust nicht lassen will. Obwohl unsere Aufgabe ohne sein Zutun wohl missglückt wäre, steht das zwischen uns. Zwar sind es nur schmutzige Orks, die selbst für Finjans Bogen nicht zu schade wären, doch eine Armbrust ist schlicht jeden achtbaren Kriegers unwürdig. Um ein Haar hätte sie mich am Tor das Leben gekostet, als der übereifrige Schütze meinen Gegner anschoss und ihn dadurch vor meiner Klinge tödlichem Streich rettete. Daran sieht man leicht, wie unberechenbar, chaotisch und infam diese Waffe ist!

Ehe wir uns ins Gefecht warfen, erflehte ich des Alveraniers Märtyrersegen und fürwahr, er wurde gewährt! Die Taten, die wir drei mit der Klinge vollbrachten und die Tapferkeit unseres nachrückenden Heeres nachdem wir das Tor geöffnet hatte, ist eines eigenen Liedes würdig und beizeiten will ich es entwerfen, so ich Muße dafür habe.

In biederen Worten sei hier gesagt, dass unsere Ablenkung die tumben Orks ans andere Ende der Festung lockte, woraufhin wir die Wachen am Tor niedermachen konnten. Mit dem wortkargen Fremden entriegelte ich das Tor, und wir stießen es auf, während Finjan uns gegen die heraneilenden Orks deckte. Dann standen wir drei Seiten an Seite auf der Toresschwelle und hielten das Tor mit unseren Leibern gegen die panischen Orks, bis unsere Reiterei heransprengte und die Reihen der Orks unter ihren donnernden Hufen zermalmte. Den tödlichen Pfeilhagel nicht achtend, den die feigen Orks auf sie herabschossen, setzten unsere Krieger nach. An ihrer Spitze erstürmten wir den Hof, der sich so rasch mit einem Meer aus Blut zu füllen begann, wie die Flut an den Strand heranrückt.

Ein großer Kampf war es und ein grauenvolles Gemetzel!

Um die wimmernden Orks endgültig zu vernichten, führte ich unsere Krieger auf die Mauern, wo wir die Orks lehrten, dass Bögen im Kampf nicht nur keine Ehre bringen, sondern ihren Trägern auch den Tod. Der Sieg war unser, als Trommeln heranrückten.
Schon fürchteten wir, mehr Orks könnten im Schutze der längst angebrochenen Nacht heranmarschiert sein, als wir vom Fluss her die lange vermisste Verstärkung für Burg Draustein heranströmen sahen. Die Burg war gerettet!

Es sei gesagt, dass dies anders gekommen wäre ohne uns und somit das Wirken unserer Göttin, die die Mannschaft der Chand`Jarra für würdig erachtete, Draustein in seiner Not beizustehen und ein weiteres Mal die hinterlistigen Pläne der furchtbaren Orks zu vereiteln. Doch selbst wenn Berichte über das Geschehen in unverstellter Form bis nach Perricum gelangten, würde man sie dort abermals abtun und weiterhin nicht sehen wollen, wie drängend ein entschlossenes Vorgehen gegen die verfluchten Orks geboten ist. Unsere Göttin RONdra aber kennt unsere Not und gewährt uns Gelegenheit, uns von ihrem Antlitz zu bewähren, selbst wenn wir in diesem Kampf ansonsten alleine stehen.

Am Abend wurde ein notdürftiges Festmahl arrangiert. Dabei hatte ich Gelegenheit, zu bemerken, dass tatsächlich ein Stoerrebrandt mit uns an Bord reist. Offenbar sind sie wahrhaftig überall zu finden, wo es Gewinn zu machen gibt.

Finjan und ich hatten nur kurz Gelegenheit, am Festmahl teilzunehmen, ehe unsere Wache begann. Obwohl es alles andere als üppig ausfiel, dürfte es Finjan dennoch etwas für die Strapazen entschädigt haben. Er jammerte ziemlich wegen der paar Schnittwunden, die er sich bei unserem Tänzchen mit den Orks eingehandelt hat. Unsere Wache wurde noch einmal unruhig.

Wir hörten orkisches Gegrunze, woraufhin wir das Schiff absuchten. In der Dunkelheit gelang es einem Ork, mich hinterrücks niederzuschlagen. Finjan aber gelang es, die vollkommen übergeschnappte Kreatur zu überwinden und von ihrem erbärmlichen Dasein zu erlösen. Nichts anderes hatte sie offenbar gewollt. Daraufhin holte ich die Thorwaler vom Bankett, um das Schiff zu sichern, doch niemand, den Kapitän eingeschlossen, schien der Vorfall nur im Geringsten zu beunruhigen. Der rote Schein des Madamals in jener Nacht jagte mir ein Schaudern über den Rücken.

Heute Morgen haben wir unsere Reise wieder aufgenommen, nachdem wir im Göttinnendienst unserer beiden gefallenen Kameraden gedacht hatten; mögen gleichsam die Walküren sie bedenken. Die Stimmung in der Mannschaft hat sich spürbar geändert, wenngleich sie schwer in Worte zu fassen ist. Unsere Feuerprobe kam schneller als gedacht. Einiger und stärker gehen wir aus ihr hervor.
Der kurze Landgang in Kyndoch hat der Mannschaft gutgetan. Sie hat ihn sich redlich verdient. Für Finjan und mich war es vor allem eine Gelegenheit, uns das restliche Orkblut abzuwischen. Des Weiteren nutzte ich die Gelegenheit, den Tempel des EFFerd aufzusuchen. Um meine Aufgabe gut zu erfüllen, diesen Seeleuten Zuspruch zu geben, sie aber auch mit den Lehren unserer Göttin vertraut zu machen, sollte ich mein Wissen über ihren Gemahl, als der er auch gilt, auffrischen und erweitern. Am Rande erwähnte der Geweihte eine Geschichte über die Thorwaler und den Flussgott. Dem sollte ich einmal nachgehen.

Wir sind nun wieder auf dem Fluss.

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