[16.1] Offene See

Tagebuch des Oberin Sturmbund
Tagebuch des Oberin Sturmbund
[16.1] Offene See
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Gespielt am: 08. Februar 2020

Endlich Kapitäne auf eigene Faust. Khunchom bot den Helden alles, was sie brauchten, um ihre eigene Voyage auszustatten: Vorräte, Material und vor allem eine Mannschaft. Um nun ihren Zielort Vallusa zu erreichen, müssen sie nur noch ablegen.

19.HESinde 33 Hal

Am Morgen herrschte geschäftiges Treiben in unserem Kontor. Die neu angeheuerte Mannschaft belud emsig das Schiff und die Söldner fanden sich zusammen. Selbst unser Steuermann traf rechtzeitig ein und freute sich über den Anblick seines neuen Schiffes.

Es ging zügig voran und sobald alles Notwendige an Bord gebracht worden war, ließ ich die Söldner einschiffen. Kapitän Finjan hielt vor versammelter Mannschaft eine bemerkenswert aufrüttelnde Rede und ich tat im Rahmen unserer ersten Messe an Bord der Urischar ein Übriges, um die Mannschaft in Schwung zu bringen.

Zur 10.Stunden brachen wir auf, Kurs Nordost.

Wir machten gute Fahrt, mit dem Wind auf unserer Seite.

Gegen Mittag ließ der Kapitän den Kurs weiter nach Ost setzen. Wir hatten nun nicht mehr den vollen Wind in den Segeln. Außerdem wurde das Meer zunehmend seltsam. Von gelber Farbe war es, Brocken schwammen darin herum und es roch sehr unangenehm. Je länger wir fuhren, desto mehr nahmen diese Phänomene zu. Nach einer Weile war der Geruch nach fauligen Eiern nur noch schwer auszuhalten.

Die Mannschaft macht sich gut für ihren ersten gemeinsamen Tag auf See. Insbesondere unser Steuermann Yelmiz ibn Sahir tat sich hervor. Seine Frohnatur störte sich nicht an den Unbillen der Blutigen See und sein Gesang hob die Stimmung aller an Bord. Wenn man ihm zuschaut, erkennt man einen Mann in seinem Element.

Daneben gab er uns noch einen wichtigen Hinweis. Unter den geheuerten Matrosen befindet sich ein gewisser Helmar Hakenhand. Yelmiz behauptet, der Mann sei ein dreifacher Meuterer, den gilt es, im Auge zu behalten.

Noch jemand gilt es, im Blick zu behalten. Dieser Neersander Woltan Kolokewski zeigt ein ausgesprochenes Interesse an Kapitän Finjan. Den ganzen Tag über beobachtet er alles, was der Kapitän tut. Er war der Söldner, der fast einen ganzen Tag im Hafen verharrte, um Finjan persönlich zu treffen, ehe er anheuern wollte. Man könnte meinen, die beiden hätten eine gemeinsame Vergangenheit, doch der Kapitän will sich nicht an ihn erinnern können.

Bei der Weiterfahrt verschlechterte sich die Sicht. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Anhauch des Sturmes im Maraskansund.

Später am Tag inspizierte ich das Schiff, als ich ein eigentümliches Geräusch bemerkte. Ich fand heraus, dass sich irgendeine Kreatur dieser tückischen See an den Schiffsboden geheftet hatte, ihn unter Wasser entlang vom Achterdeck zum Bugspriet und die Reling hinauf wanderte. Als ich wieder an Deck und im Bug angekommen war, verschwand es irgendwo vor uns. Das war nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe beunruhigender Phänomene. Während der Tag voranschritt, und das Wetter schlechter wurde, ertönten aus der Dunkelheit bald gellende Schreie. Wir konnten ihre Richtung ausmachen von irgendwo Backbord bzw. Norden, zu sehen war jedoch nichts. Eine Schwärze war um uns, dichter als die Dunkelheit der Nacht. Dann ringelten sich Tentakel über das Deck, die jedoch zu Wasser zerplatzten, wen die Söldner darauf einschlugen. Die Segel schienen plötzlich aus Algen gewebt zu sein. Um uns kroch Nebel heran, aus dem wabernde Hände nach uns griffen, derweil Geräusche erklangen, als würden sich bloße Finger in die Schiffsplanken bohren, aber zu sehen war nichts. Wir versuchten, dem Spuk, gegen den wir nichts auszurichten vermochten, davon zu segeln, doch loswerden konnten wir ihn auch nicht. Die geisterhaften Erscheinungen zerrten an den Nerven der Mannschaft, die Matrosen, denen wir alles abverlangten, waren übermüdet.

Dann kam die Nachricht, dass Wasser in den Laderaum eindrang und Leta verwundet worden sei. Ich barg sie, während die Mannschaft sich daran machte, das Leck abzudichten, doch irgendetwas schien von außen dagegen zu drücken. Als der Kapitän davon erfuhr, wollte er sich sogleich ins Meer stürzen, um was immer es war vom Schiffsrumpf zu verjagen. Auf meine Einwände mochte er nicht hören. Die Mannschaft murrte ohnehin schon. Erst als auch Yelmiz ibn Sahir sich ihm in den Weg stellte, gelang es uns, Finjan dazu zu bewegen, von seinem tollkühnen Unterfangen abzulassen sowie endlich dem Drängen der erschöpften Mannschaft nachzugeben und Land anzusteuern.

Kein halbes Stundenglas später lief die Urischar krachend und knarzend auf Land auf. Für den Moment waren wir vor dem Spuk auf See sicher, doch dafür lag der Ursprung der grauenvollen Schreie nun offenbar direkt vor uns an Land.

Der Kapitän nahm Dynar, um die Lage auszukundschaften, doch hinter den Dünen fanden sie bloß eine leere Grasebene, aus der die Schreie unzähliger Sterbender aufwallten.

Keine beruhigende Entdeckung war dies, doch eine unmittelbare Gefahr schien nicht zu bestehen. Wir ließen die Männer schlafen gehen, nachdem wir Wachen aufgestellt hatten. Den aufgerissenen Schiffsrumpf würden wir am folgenden Morgen reparieren lassen. Das Loch im Heck war erstmal abgedichtet. Die ernstlich verletzte Leta war vom Kapitän versorgt worden.

Der erste Tag an Bord hätte besser laufen können, doch wir schienen Glück im Unglück gehabt zu haben.

Nachtrag:

Dieser Strand ist irritierend. Der Sand ist schwarz, scharf und hart, das Meer stinkend gelb. Die Meisten haben dennoch ihr Lager auf dem Strand aufgeschlagen, so auch Finjan. Von Deck aus bemerkte ich, wie er unvermittelt auf die Dünen zu rannte, irgendetwas schreiend, das ich nicht verstand. Ich sprang von Bord, ihm nachzueilen. Er benahm sich, wie der Abenteurer, der er war, nicht wie der Kapitän, der er sein sollte. Auf der anderen Seite der Dünen holte ich ihn ein und bekam ihn zu fassen. Er redete wirres Zeug, stürzte dann wie vom Blitz getroffen zu Boden. Er wollte wieder den goldenen Krieger mit dem Flügelhelm gesehen haben, diesmal sogar auf einem weißen Pferd. Die gleiche Erscheinung wie auf der Brücke in Khunchom. Ich bin besorgt. Diese … sie schienen häufiger aufzutreten. Einem verrückten Kapitän wird die Mannschaft nicht folgen.

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